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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Wasser auf oder sowas. Es wird nicht lange dauern. Wir wissen ja, wo sie ist.«
    »Sei vorsichtig, Greg.«
    »Klar.« Einen Moment lang sah er sie an, dann beugte er sich vor und küßte sie schnell auf die Lippen.
    Sie beobachtete, wie sich das Licht der Taschenlampe entfernte. Nach ein paar Augenblicken verschwand es. Der Land Rover machte kein Geräusch, bis auf das Ticken des Motors, der langsam abkühlte. Kate schluckte. Einen Moment lang blieb sie stehen. Bill regte sich nicht. Sie atmete tief durch und suchte in ihrer Jackentasche nach den Schlüsseln. Sie konnte ein schwaches Leuchten sehen, das aus dem Fenster rechts neben der Haustür kam, wo sie die Lampe angelassen hatte.
    »Wo gehst du hin?« Bill erwachte mit einem Ruck, als sie zur Tür gehen wollte.
    »Ich will nur das Cottage aufschließen. Da hast du‘s bequemer. Im Warmen. Glaubst du, daß du gehen kannst?«
    »Wo ist Greg?« Er schien erst jetzt zu bemerken, daß Greg fort war.
    »Er sucht Allie -«
    »Er allein?« Die Furcht in Bills Stimme erzeugte bei ihr eine Gänsehaut.
    »Ihm passiert nichts. Greg ist ein großer Kerl. Und er weiß, daß er vorsichtig sein muß.« Sie war erstaunt, wie beruhigend ihre Worte klangen. »Soll ich zuerst die Tür aufsperren? Dann komme ich zurück und hole dich.«
    »Nein!« Bills Finger klammerten sich an ihr Handgelenk.
    Zu ihrer Erleichterung war das Haus noch warm. Sie lehnte Bill an die Wand, machte im Erdgeschoß alle Lichter an und zog die Vorhänge zu. Dann sah sie ihn sich das erste Mal richtig an. Sein Gesicht war ein einziger blutroter Fleck. Auf dem Kopf hatte er Platzwunden, die sie im schwachen Licht der Taschenlampe nicht gesehen hatte. Sein Pullover und sein Anorak waren zerrissen und voller getrocknetem Blut. Sie bemühte sich, ein beruhigendes Lächeln aufzusetzen, und hoffte, daß er ihr Entsetzen nicht gesehen hatte, als sie das ganze Ausmaß seiner Verletzungen erblickte. »Bill, du mußt dich hinlegen.«
    »Nein. Nein. Ich will einen Moment stehenbleiben.« Er schob sich von der Wand weg. »Können wir was Warmes trinken? Mir ist so kalt.«
    »Natürlich.« Sie nahm ihn am Arm und setzte ihn auf den Hocker in der Küche, bevor sie nach dem Kessel griff. Die ganze Zeit über horchte sie angestrengt auf Geräusche draußen vor dem Haus. Sie hatte die Haustür abgesperrt und den Riegel vorgeschoben.
    »Ich sollte versuchen, diese Wunden ein bißchen besser zu reinigen«, sagte sie, während sie nach zwei Bechern griff.
    »Mach dir keine Mühe. Ich bin okay.« Unter den Prellungen nahm sein Gesicht langsam wieder eine normalere Färbung an. Seine Hände zitterten allerdings noch, als er den Becher nahm.
    »Kannst du mir noch irgend etwas darüber sagen, Bill?« fragte sie leise, als sie ihm gegenüber saß. »Über die Frau. Hat sie gesprochen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht ein Wort. Sie hat nur so im Hintergrund herumgestanden.«
    »Herumgestanden?«
    »Na ja, zugeschaut. Ihr Gesicht war teilnahmslos. Uninteressiert. Es schien sie nicht zu kümmern, was Allie tat.« Seine Stimme bebte wieder.
    »Bill.« Kate beugte sich vor und berührte beruhigend seine Hand. »Allie ist nicht sie selbst. Sie hatte am Strand so eine Art Unfall.« Sie zögerte. »Ich glaube nicht, daß sie wußte, was sie tat. Was diese Frau angeht -« Sie biß sich auf die Lippe. »Weiß der Himmel, wer sie ist. œ Bill?« Sie bemerkte plötzlich, daß seine Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Er starrte auf den Vorhang vor dem Fenster, den Kopf leicht zur Seite geneigt.
    »Hast du das gehört?« fragte er.
    »Was?« Sie hielt den Atem an und horchte.
    »Ich dachte, ich hätte was gehört œ einen Schrei. Keine Ahnung.« Er legte den Kopf in die Hände.
    »Soll ich nachsehen?« Es gab nichts, was sie weniger tun wollte, als die Haustür zu öffnen. Aber Greg war dort draußen, allein.
    Er schüttelte stumm den Kopf. »Du kannst ihm nicht helfen«, sagte er nach einer Weile. »Niemand kann das.«
    »Was meinst du damit?« Sie starrte ihn an und erbleichte.
    Er zuckte mit den Schultern. Plötzlich lachte er, aber sie sah, daß ihm eine Träne über die Wange lief. »Ich bin rübergekommen, um dich zum Abendessen einzuladen. Ich habe Wein gekauft, und drüben bei mir wartet ein Feinschmeckergericht aus dem Kaufhaus auf uns.«
    Sie beugte sich vor und nahm seinen Becher, um ihn nachzufüllen. »Das ist ein wunderschöner Einfall. Ich freue mich schon darauf.«
    »Das war einmal. Jetzt ist alles anders.«
    Er redete wie ein

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