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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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kraftlos, ließ sich dann an Rogers Schulter sinken. »Was sollen wir nur tun?«
    »Nichts. Jedenfalls nicht heute nacht.« Roger war plötzlich so müde, daß er kaum noch sprechen konnte. »Wir können nur beten, daß Greg und Kate zusammen sind, und in Sicherheit. Greg paßt schon auf sie auf…«
    Seine Stimme verlor sich in Gedanken an Bill. Bill war ein Mann; ein großer Mann, und er war nicht sicher gewesen.
    »Es hilft keinem, wenn wir jetzt in der Dunkelheit nach ihnen suchen. Besser, wir bleiben hier, bis es hell wird. Wir kontrollieren nochmal, ob auch alle Fenster und Türen verschlossen sind, und dann warten wir. Sonst können wir nichts tun.«
    »Ich mach‘ das schon, Dad.« Patrick war stehengeblieben und hatte auf seine Eltern hinuntergesehen. Er kämpfte gegen die Welle der Furcht an, die in seinem Inneren angeschwollen war, als ihm plötzlich voll und ganz bewußt wurde, daß sie ebenso hilflos und verängstigt waren wie er; daß sie zum ersten Mal, seit er denken konnte, nicht in der Lage waren, ihm oder sich selbst aus der Patsche zu helfen.
    Sein Vater sah zu ihm hoch, und ihre Blicke trafen sich. »Es kommt alles wieder in Ordnung.« Roger lächelte matt. »Wenn es hell ist, klären wir das alles.«
    »Klar, Dad.« Patrick ging zur Treppe. Dann blieb er stehen. »Greg ist doch nichts passiert, oder?«
    »Einem großen, starken Burschen wie Greg? Sicher nicht.«
    »Aber er war nicht im Cottage.«
    »Ich nehme an, sie haben Allie gesucht.«
    »Und er weiß nicht, daß sie in Sicherheit ist.« Patricks schwankende Stimme wurde lauter. »Sie suchen bestimmt noch immer, Dad. Greg würde nie aufgeben.«
    »Ihnen passiert schon nichts, Paddy.« Diana zwang sich aufzustehen. »Greg ist kein Dummkopf. Er wird wissen, daß er bei diesem Wetter nichts unternehmen kann. Er und Kate gehen sicher zurück zum Cottage, oder sie kommen hierher. Du gehst jetzt nach oben und siehst nach, ob alles in Ordnung ist. Ich setze inzwischen Wasser auf. Überprüf auch nochmal, ob Allies Fenster zu ist, aber weck sie nicht auf.«
    Sie sah zu, wie ihr jüngerer Sohn nickte und sich umdrehte. Dann blickte sie hinunter zu ihrem Mann. Sein Gesicht war grau, die Augen geschlossen. Unglücklich zog sie die Decke von der Lehne des Stuhls, auf der sie sie heute morgen gefaltet hatte œ gestern morgen, verbesserte sie sich mit einem Blick auf die Uhr œ und deckte ihn damit zu, dann ging sie zum Herd und stellte den Wasserkessel auf die Kochplatte.

XLV
    Kate hielt den Land Rover an und machte die Augen zu. Es gab keine Spur von ihm. Sie war dreimal langsam den Strand hinauf und wieder heruntergefahren, immer näher am Wasser entlang, hatte das Fahrzeug so weit nach Norden gesteuert, wie sie sich traute, weit über das Gebiet hinaus, wo sie gegangen waren. Er mußte sich in die Dünen geschleppt haben, und sie wußte, daß sie es nicht riskieren konnte, weiter zu fahren. Das einzige, was sie tun konnte, war, langsam zurückzufahren, dieses Mal weiter vom Rand des Wassers entfernt, in der Hoffnung, daß er ihre Scheinwerfer sehen und versuchen würde, sich auf sie zu zu schleppen.
    Vorsichtig trat sie die Kupplung und lenkte den Wagen auf das Meer zu, um die Scheinwerfer ein letztes Mal über die brodelnden Wellen gleiten zu lassen. Da sah sie ihn endlich. Er kniete am Rande des Wassers und winkte ihr zu.
    »Greg!« Unvorsichtigerweise gab sie Gas, einen furchtbaren Moment lang spürte sie, wie die Reifen die Bodenhaftung verloren und ins Schleudern gerieten. Doch da war sie bereits nahe bei ihm. Sie hielt an und sprang heraus. »Ich konnte dich nicht finden.« Sie schob sich die Haare aus dem Gesicht und rannte zu ihm, um die Arme um ihn zu werfen.
    Einen Moment lang bewegte er sich nicht, dann fühlte sie, wie auch er sie umarmte, den Mund an ihren Haaren. »Kate. Oh, Kate«, murmelte er. Sie klammerten sich für eine kurze Weile aneinander, dann machte sie sich sanft los.
    »Komm schon. Versuch aufzustehen. Wir setzen dich hinten rein, damit du dein Bein auf den Sitz legen kannst.« Ihm mußte schrecklich kalt sein. Sie konnte durch seine nassen Kleider fühlen, wie er zitterte. »Komm schon, Greg. Du mußt aufstehen. Ich kann dich nicht hochheben.«
    Er starrte das Fahrzeug an. »Aber ich habe dich doch gesehen. Ich habe dich da draußen gesehen.« Er deutete hinter sich, auf das Meer. »Ich habe gehört, wie du mich riefst. Ich bin auf dich zugekrochen, dann hat mich diese Welle erwischt, und ich wäre fast ertrunken.«
    Sie

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