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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Toast.
    »Konnten Sie etwas schlafen?« Sie lächelte Kate an und deutete auf die Kaffeekanne.
    Kate griff dankbar nach der Kanne. »Ein bißchen.«
    »Gießen Sie Greg auch einen ein, Kate, seien Sie so gut und bringen Sie ihm den rüber. Ich glaube, er wird sich freuen, Sie zu sehen«, sagte Roger. Er setzte ein tapferes Lächeln auf. »Dann frühstücken Sie und ich und Paddy erst mal. Hinterher ist die Flut dann hoffentlich niedrig genug, daß wir uns zu unserer Familienkarosse durchkämpfen können. Diese Schweine. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie zum Teufel sie ihn da hingekriegt haben, aber er ist keinen Pfifferling mehr wert, wenn ihn die Flut erst mal voll erwischt hat.«
    »Wir sind ja versichert, Dad.« Patrick war aus dem Arbeitszimmer aufgetaucht.
    »Hoffentlich zahlen die auch.« Als Kate mit zwei Bechern Kaffee durch das Zimmer ging, sah sie, daß Roger finster vor sich hinstarrte.
    Greg saß aufrecht gegen einen Berg aus Kissen und Decken gestützt auf dem Feldbett im Arbeitszimmer. Jemand hatte die Kissen um seinen verletzten Fuß so angeordnet, daß er das Gewicht der Bettdecke nicht spürte, und obwohl Kate den Schmerz in seinen Zügen sehen konnte, als er sie angrinste, sah er doch viel viel besser aus als die Nacht zuvor.
    »Wie geht‘s dir?« Sie kniete sich hin, um ihm den Kaffee zu geben, und setzte sich dann neben ihm auf den Boden. »Dem Fuß soll‘s ja nicht so gutgehen?«
    »Ich werd‘s überleben.« Er streckte eine Hand nach ihr aus. »Und das verdanke ich dir. Du hast mir gestern Nacht ungefähr fünfmal das Leben gerettet. Du hast ganz schön was gut bei mir.«
    »Red keinen Unsinn.« Verlegen schaute sie auf ihren Kaffee. Er war schwarz und stark.
    »Weiß schon. Das hätte jeder getan.« Er lachte. »Naja, trotzdem danke. Wenn ich du gewesen wäre, hätte ich mich wahrscheinlich da liegen lassen, bis ich verfault wäre, und mir gedacht, daß es mir recht geschieht, nachdem ich so blöd mit dir rumgemacht habe.«
    Sie lächelte. »Sehr poetisch ausgedrückt.«
    Beide schwiegen einen Moment lang. Dann streckte Greg wieder die Hand nach ihr aus. »Kate, ich hatte einen äußerst seltsamen Traum, während ich schlief. Ich glaube, daß wir alle immer noch in einer furchtbaren Gefahr sind. Ich habe es Paddy erzählt, und jetzt erzähle ich‘s dir. Du wirst denken, ich habe Halluzinationen; wahrscheinlich glaubst du, ich hatte auch letzte Nacht welche -«
    »Wenn es welche waren, dann hatten wir sie beide«, warf sie leise ein. »Wir haben beide diese Gestalt gesehen.«
    Er schüttelte den Kopf und ließ ihre Hand los, um die Kaffeetasse zu nehmen. »Als du hierhergekommen bist, habe ich beschlossen, dich zu vergraulen. Das weißt du. Aber der Spaß, wenn es einer war, hat sich verdammt schnell verselbständigt. Wir haben alle angefangen, uns Dinge einzubilden…« Er hielt inne, den Blick auf den Inhalt der Tasse geheftet. »Vielleicht hat mir in diesem Zustand meine Phantasie diktiert, was ich sehen sollte.« Er hielt wieder inne. »Thomas De Quincey hat es ziemlich treffend einmal so ausgedrückt, wenn ich mich recht erinnere: ‹Wenn ein Mann, der immer nur von Ochsen spricht, zum Opiumesser wird, dann träumt er auch von Ochsen¤ œ stimmt das?« Er warf ihr unter seinen Augenlidern einen schnellen Blick zu, und der Ausdruck des Erstaunens in ihrem Gesicht blieb ihm nicht verborgen. » ‹Und wenn ein Philosoph einen Opiumtraum hat, dann ist es… humani nihil -¤«
    »‹ Humani nihilase alienum putat¤ «, führte Kate den Satz für ihn zu Ende. »Nicht schlecht. Ich hätte nie gedacht, daß du die Bekenntnisse gelesen hast.«
    Er lächelte. Obwohl es grau vor Schmerz war, stand ihm doch der Schalk ins Gesicht geschrieben. »Na ja, früher konnte ich auch mal lesen und schreiben, weißt du. Ich weiß sogar, was es heißt: ‹Nichts Menschliches ist ihm fremd.¤ œ Stimmt‘s?« Als sie nichts sagte, fuhr er fort. »Ich habe sogar bei Byron nachgelesen, nachdem ich gehört hatte, was Lady Muck in meinem Cottage zu tun gedachte.«
    »Lady Muck?« Sie war noch erstaunter als zuvor.
    »Wenn du gewußt hättest, daß ich dich so genannt habe, hättest du mich sicher den Haien überlassen.«
    »Allerdings.« Nachdenklich trank sie einen Schluck Kaffee. »Du hast mir noch nicht erzählt, was du geträumt hast. Welche Phantasmagorien haben dich verfolgt?«
    »Marcus.«
    Sie sog die Luft ein. »Wer sonst.«
    »Er hat versucht, mich zu kriegen, am Strand. Er hat versucht, Macht

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