Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
Vom Netzwerk:
erkennen.
    Kerzenlicht? Waren sie zu einer Party gegangen? In einer Disco irgendwo? Warum lag sie auf dem Boden? »Sue!« Sie stieß das Mädchen neben ihr mit dem Ellbogen an. »Sue!« Sie setzte sich auf. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie konnte Sues Mutter sehen, die auf dem Sofa schlief. Warum war sie da? Warum schliefen sie in ihrem Haus vor dem Kamin? Sonst sah sie niemanden. Das Feuer brannte vergnügt vor sich hin œ sie konnte die Wärme spüren. »Sue!« Diesmal schrie sie.
    Sue schlug die Augen auf. »Was?«
    »Wie lange bist du schon hier?«
    »Ich weiß nicht. Stunden. Bist du okay?« Sue setzte sich auf und sah sie eindringlich an.
    »Natürlich bin ich okay. Wieso?«
    »Sie haben gesagt, du bist irgendwie komisch.«
    »Was soll das heißen: komisch?«
    »Ich weiß nicht. Alle möglichen komischen Sachen passieren hier. Mum hat den Land Rover kaputtgefahren, schau dir meine blauen Flecken an! Und wir haben dein Gespenst gesehen. Den Römer. Es war fürchterlich.«
    »Ihr habt ihn gesehen?« Alison machte große Augen. Sie setzte sich auf und legte zitternd die Arme um die Knie. »Seid ihr deshalb hier?«
    »Ich glaube schon. Dad hat uns gefunden. Er war nicht einmal böse. Ich glaube, er hat Angst.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, während sie darüber nachdachten. Sue biß sich auf die Lippe. »Mum schläft.«
    Sie schauten beide hinüber zum Sofa.
    »Wo sind die ändern alle?«
    »Ich weiß nicht.« Aus Sues Stimme klang zunehmend Hysterie.
    »Sie müssen doch irgendwo sein.«
    »Natürlich sind sie irgendwo.« Sue klang nicht allzu überzeugt. »Soll ich nachsehen?«
    »Nein! Laß mich nicht allein!«
    Die beiden Mädchen umarmten sich und blickten sich verängstigt um, während Cissy im Schlaf etwas murmelte. Die Stille im Zimmer war überwältigend. Sogar das Feuer schien still zu sein, und der süße, rauchige Duft von brennendem Apfelholz machte langsam dem aufdringlichen Geruch nasser Erde Platz.

LIX
    Greg und Patrick starrten voller Ekel in das Waschbecken. Hinter ihnen im dunklen Flur stand Kate und umklammerte Annes Hand. »Du hast sie gesehen, habe ich recht? Claudia.«
    Anne zuckte mit den Achseln. »Gesehen habe ich sie nicht gerade…«
    »Aber du hast ihren Duft gerochen. Du hast sie gespürt. Du hast die Erde gesehen, und die Maden, die überall, wo sie geht, von ihr abfallen!«
    Anne schluckte schwer. »Gehen wir zurück zum Feuer. Ihr habt ja wohl genug gesehen.«
    Als sie in das von Kerzen erleuchtete Wohnzimmer zurückkamen, saßen Alison und Sue aufrecht in ihren Decken. Beide Mädchen sahen zerzaust und verängstigt aus.
    »Greg, was ist los? Was passiert hier?« fragte Alison mit hoher Stimme.
    Er sah sie lange prüfend an, dann ließ er sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Er verzog vor Schmerz das Gesicht, als er den Fuß zurück auf das Kissen legte. »Wir sitzen ganz schön in der Klemme«, erwiderte er scheinbar fröhlich. »Na, und wie geht‘s euch beiden denn?«
    »Lausig. Mein Kopf dröhnt fürchterlich.« Susies Gesicht war noch bleicher als das ihrer Freundin.
    »Allie, und du?«
    Alison zuckte mit den Schultern. »Ich fühle mich ein bißchen benommen. Müde. Wer ist das?« Sie hatte Anne bemerkt.
    »Tut mir leid. Ich hatte vergessen, daß ihr euch noch nicht kennt«, schaltete sich Kate ein. »Das ist meine Schwester Anne. Sie hat sich ein richtig scheußliches Wochenende ausgesucht, um mich zu besuchen.« Sie ging hinüber zu den beiden Mädchen und kniete sich neben sie. »Wollt ihr irgendwas essen? Diana hat eine Suppe gekocht. Sie steht auf dem Herd.«
    Alison schüttelte vehement den Kopf. »Ich kann unmöglich was essen. Mir ist schlecht.«
    »Mir auch.« Sues Gesicht war inzwischen nicht mehr bleich, sondern grünlich. »Eigentlich könnten wir doch zum Schlafen rauf in dein Zimmer gehen, Allie?«
    »Nein!« Patricks Schrei erschreckte sie alle.
    »Warum nicht?« Alison streckte ihr Kinn vor.
    »Na…« Patrick geriet ins Schwimmen und warf Kate einen verzweifelten Blick zu. »Ist es hier unten nicht wärmer, am Kamin?«
    »Ich glaube nicht, daß sie oben irgendwie in Gefahr sind, Paddy«, warf Greg ruhig ein. »Nicht, wenn sie zusammen sind. Warum geht ihr nicht rauf, ihr beiden. Das ist eine gute Idee. Nehmt die Decken da mit, die halten euch warm. Susie hatte einen bösen Schock durch den Unfall, und Allie leidet wahrscheinlich immer noch an Unterkühlung. Ein warmes Bett ist jetzt das Beste für euch zwei.«
    Die anderen sahen schweigend zu,

Weitere Kostenlose Bücher