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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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wieder in einem Stück zurück, Jungs. Okay?«
    Jon stand auf. »Danke. Machen wir.«
    Auf der Stufe zum Eingang überlegten sie es sich fast noch einmal anders. Es war noch mehr Wind aufgekommen, und der Schnee wehte ihnen direkt entgegen.
    Er zögerte. Sie konnten genauso gut bis zum Morgen warten, wenn der Schneepflug dagewesen war, und dann fahren. Er sah Pete an, der offensichtlich dasselbe dachte. Ihre Blicke trafen sich.
    »Kleines Abenteuer gefällig?« fragte Pete grinsend.
    Jon nickte, als er merkte, daß er immer lebhafter wurde. Er hatte recht. Es war ein Abenteuer.
    Sie fanden den alten Land Rover (laut Zulassung, dachte Jon, mußte er mehr als zwanzig Jahre alt sein) in einer angebauten Garage hinter dem Pub. Dem Wind abgekehrt, war es dort hinten erstaunlich geschützt, und nur wenig Schnee war unter das Dach in die Garage geweht worden. Die beiden Männer kletterten in den Wagen, und Pete, der die Kühlerhaube getätschelt hatte, als begrüße er einen alten Freund, steckte den Schlüssel ins Zündschloß.
    »Bist du sicher, daß du fahren kannst?« Jon sah ihn zweifelnd an. Er hatte keine Angst, daß außer ihnen noch andere Autos auf der Straße sein würden, aber er stellte sich vor, wie es sein würde, wenn sie in einen Graben rutschten.
    »Wie eine Eins.« Der Motor sprang beim ersten Versuch an. »Keine Sorge. Das Bier wird von der Hühnerpastete und dem Kaffee in Schach gehalten. Mit mir ist alles klar. Außerdem œ wer fährt heute nacht schon gut? Halt nur immer scharf Ausschau nach diesem Weg runter zur Bucht.«
    Es war leicht, den Land Rover rückwärts aus der Garage zu fahren. Seine riesigen Reifen hatten keine Probleme im rutschigen Hof.
    Sie fuhren rückwärts an Petes jetzt schneebedecktem Taxi vorbei und zurück auf die Straße. Pete legte den Vorwärtsgang ein. Hinter ihnen sah der Pub mit seinem strohgedeckten Dach und seinen an einer Schnur aufgezogenen farbigen Lichtern richtig heimelig aus.
    »Eine Meile, hat er gesagt.« Jon beugte sich hinüber, um einen Blick auf den Meilenzähler zu werfen. Er prustete. »Ich frage mich, wie oft sie dieses Ding zurückgedreht haben.«
    »Wahrscheinlich nur einmal. Ich schätze, Ron hat ihn schon seit frühester Jugend.« Pete hatte sich wieder nach vorn gebeugt. Er wirkte plötzlich bemerkenswert nüchtern.
    »Das mit der Meile war wohl geraten«, fuhr Jon nachdenklich fort. »Es ist ja bekannt, wie schlecht Leute Entfernungen einschätzen können.«
    »Nein, ich glaube, er hat recht. Da, schau.« Pete bremste vorsichtig in der Mitte der Straße und hielt an. Sie spähten hinaus in die Dunkelheit. Zu ihrer Rechten führte ein steiler Weg hinunter in den Wald. Die Beschaffenheit der Fahrbahn war nicht zu erkennen, weil der Schnee alle Unebenheiten ausglich und verbarg. In der Nähe stand ein Hinweisschild, die Schriftzüge ausgelöscht. Sie konnten ein Auto erkennen, das ganz in der Nähe unter den Bäumen geparkt und schon fast völlig eingeschneit war.
    »Privatstraße zur Redall-Bucht?« Pete sah Jon an. »Schaust du schnell?«
    Jon stieg aus und rutschte über die glatte Straße mit ihrem Belag aus zusammengepreßtem Eis und Schnee hinüber zu dem Schild. Er wischte mit dem Ärmel den Schnee weg und buchstabierte angestrengt: »Privatstr zur Red ucht.« Die teilweise abgeblätterten Worte waren gerade noch erkennbar. Er ging hinüber zu dem anderen Auto, schob den Schnee von der Windschutzscheibe und spähte hinein. »Europcar« stand auf dem Aufkleber auf der Windschutzscheibe.
    »Verstehe.« Er stieg wieder in den Land Rover. »Das muß Annes Auto sein. Sie muß es am Flughafen gemietet haben. Bis hierher ist sie jedenfalls gekommen, ohne daß ihr etwas passiert ist. Was machen wir jetzt? Versuchen wir runterzufahren?«
    Pete verzog das Gesicht. »Ron hat gesagt, es ist sogar bei schönem Wetter ein verflucht schlechter Weg. Ich kapiere nicht, warum sich die Leute das Leben so schwer machen. Warum lassen sie nicht jemanden kommen, der ihn für sie einebnet und eine Ladung Teer draufwirft? Die Welt würde das nicht kosten, und sie würden sich den einen oder anderen Achsenbruch ersparen.« Er fuhr den Land Rover an den Straßenrand. »Ich bin dafür, daß wir zu Fuß gehen.«
    »Mir recht.«
    Jon grinste ihn an. Als sich Pete voller Enthusiasmus der Expedition angeschlossen hatte, war seine Erleichterung so überwältigend gewesen, daß es ihn überrascht hatte. Er war sich nicht bewußt gewesen, wie sehr er sich vor dem Gedanken

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