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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Taschenlampe frei. Widerwillig knipste sie sie aus und steckte sie in die Tasche. Ohne Taschenlampe wirkte der Garten sehr dunkel, aber durch das Licht, das aus dem Küchenfenster strömte, konnte sie dennoch recht gut sehen.
    Und dann waren da noch die Scheinwerfer.
    Sie blieb stehen, hob den Karton höher und beobachtete, wie sie den Weg entlangkamen. Der Land Rover glitt durch den Wald und über das freie Grasstück und hielt mit einem Ruck vor der Haustür. Kate war in der Dunkelheit nicht zu sehen. Sie wartete, bis die Tür aufging und der Fahrer herauskletterte. Er ging zur Tür des Cottage und öffnete sie.
    »Hallo?«
    Zu ihrer Enttäuschung war es eine tiefe Baritonstimme. Nicht Roger. Greg.
    »Hallo.« Kate sah zu ihrer Genugtuung, daß er heftig erschrak, als sie leise um die Ecke des Cottage kam, den Karton in den Armen. »Guten Abend.«
    »Da haben Sie mich aber erschreckt!« Er betrachtete sie einen Augenblick lang, aber als er sah, wie schwer sie bepackt war, siegte die tiefverwurzelte Ritterlichkeit, die ihm sein Vater eingebläut hatte, über seine absichtliche Rüpelhaftigkeit. »Kommen Sie. Lassen Sie mich das machen.«
    Sie übergab ihm dankbar den Karton und ging ihm in das Cottage voraus. »Ich war in Colchester. Ich fürchte, das Feuer ist ausgegangen.« Sie machte die Haustür zu und versicherte sich, daß der Riegel eingerastet war. Dann ging sie in die Küche und zog die Vorhänge zu, wodurch sie die Lichtkaskade abschnitt, die hinaus auf das Gras fiel. Der Garten versank in der Dunkelheit.
    »Ich bin hergekommen, weil ich Alison suche. Ist sie hier?«
    Kate drehte sich schnell um und starrte ihn an. »Wollen Sie damit sagen, daß sie noch nicht zu Hause ist? Ich habe nachgeschaut, ob sie da draußen gegraben hat, aber es gab keine Spur von ihr.«
    Sie starrten sich an. Die Feindseligkeit, die zwischen ihnen knisterte, war plötzlich verflogen. Greg stellte den Karton auf den Boden. »Sind Sie sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher.«
    Hinter Kate läutete in der Küche das Telefon. Sie ging, um den Hörer abzuheben. Greg folgte ihr.
    Es war Roger. »Sagen Sie Greg, daß sie bei einer Freundin ist. Das dumme Kind hat vergessen, uns eine Nachricht dazulassen. Wie es scheint, ist sie durch den Wald rauf zu den Farnboroughs gegangen. Sie bleibt da über Nacht.«
    »Ich wußte, daß sie okay ist.« Greg schüttelte verzweifelt den Kopf. Dann beugte er sich hinüber zur Ablage und nahm die dort liegende Streichholzschachtel. »Soll ich Ihnen das Feuer anzünden, wenn ich schon mal hier bin?« Seine Stimme klang kurz angebunden, als mache er das Angebot nur widerwillig.
    »Das wäre nett.« Sie gestattete sich nicht, zu dankbar zu klingen. »Die Anzünder sind da drüben. Ich hole uns einen Whisky.«
    »Schon erledigt.« Greg kam Augenblicke später zurück. »Lieber Gott, was ist das?« Er hatte den Dolch entdeckt, der neben der Kaffeekanne auf dem Tisch lag. Er nahm ihn neugierig in die Hand und untersuchte ihn. »Wo haben Sie den gefunden?«
    »In Alisons Ausgrabungsstelle.«
    Er runzelte die Stirn. »Hat sie Sie nicht gebeten, dort nichts anzurühren?«
    »Das hat sie, und ich hatte auch nicht die Absicht. Aber er lag am Rand auf dem Boden, als ob sie ihn fallengelassen hätte. Mit der nächsten Flut wäre er weggespült worden.« Sie schenkte zwei Gläser ein und schob ihm eines hin. »Wie gesagt, ich bin rausgegangen, um zu sehen, ob sie noch da ist. Es herrschte ein furchtbares Durcheinander.«
    Er hob sein Glas und nippte am Whisky, den Dolch noch in der Hand. »Ich hätte gedacht, daß sie alles sehr sorgfältig macht.«
    »Das hat sie auch. Sie hat es mir erst gestern gezeigt. Es muß dieser Sturm gewesen sein letzte Nacht. Die Grube ist voller Seetang, und die halbe Seite ist eingefallen. Ich vermute, so ist das zum Vorschein gekommen.« Sie nickte in Richtung des Dolches. Er stellte sein Glas ab und untersuchte ihn genauer. »Was meinen Sie, ist der römisch?« Er blickte auf. Kate sah nicht die plötzliche Belustigung in seinen Augen. Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Ich glaube, er ist älter, aber ich bin keine Archäologin. Auf jeden Fall meine ich, daß sie ein paar Experten herholen sollte. Sie könnte nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten, wenn sie weiter so herumstochert.« Den Halsreif hatte sie noch immer nicht erwähnt.
    »Nach Ihrer Beschreibung richtet das Meer viel mehr Schaden an, als sie das könnte. Wenigstens rettet sie so ein

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