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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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paar Dinge.« Greg legte den Dolch hin. »Bringen Sie ihn lieber mit, wenn Sie morgen zum Abendessen kommen.«
    »Mache ich.« Ihre Blicke trafen sich. Eine Minute lang musterten sie sich, schätzten sich ein.
    »Und. Wie gefällt Ihnen Redall Cottage?« fragte er schließlich. »Sehr gut. Aber es tut mir leid, daß Sie meinetwegen ausziehen mußten.«
    »Wollen Sie damit sagen. Sie möchten, daß ich hier bei Ihnen einziehe?« Er zog andeutungsvoll eine Augenbraue hoch.
    »Nein.« Sie zuckte mit keiner Wimper. »Ich bezahle, damit ich allein sein kann.«
    »Und dabei störe ich.« Er stellte sein Glas ab.
    »Nicht in der nächsten halben Stunde. Ich erlaube mir gelegentlich eine Pause. Noch einen?« Sie nahm die Flasche und deutete auf das Glas. Er machte sie neugierig. Gutaussehend, rüpelhaft, vermutlich talentiert, war er in mancher Hinsicht für sie ein Rätsel.
    »Warum nicht. In dem Ding werden sie mich kaum wegen Alkohol am Steuer drankriegen. Keiner würde den Unterschied bemerken.«
    Er folgte Kate, als sie zum Wohnzimmer vorausging. Sie schenkte den Whisky ein und sah ihn dann an. »Jemand ist letzte Nacht hier eingebrochen.«
    »Eingebrochen?« Seine Miene war ausdruckslos; höflich interessiert. Wenn er überrascht war, so zeigte er es nicht.
    »Man schien nach etwas zu suchen.«
    »Haben Sie die Polizei angerufen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wer immer es gewesen ist, er hatte einen Schlüssel.« Sie setzte sich und hielt ihr Glas auf dem Knie fest.
    »Oh, ich verstehe. Sie glauben, ich war‘s.«
    »Nein. Es war eine Frau.«
    Das überraschte ihn doch. »Sie haben sie gesehen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nicht wirklich. Aber ich weiß, daß es eine Frau war. Ich habe ihr Parfüm gerochen. Ich dachte zuerst, daß Alison hier herumgestöbert hat, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Vielleicht war es eine Freundin von ihr.« Sie hielt inne. »Oder von Ihnen.«
    Er ging nicht auf die Bemerkung ein. »Fehlt irgendwas?«
    »Nein. Wenigstens nichts von mir.« Sie nippte an ihrem Glas, ohne ihn anzuschauen. »Haben Sie diese Bilder absichtlich oben gelassen?« fragte sie einen Moment später. Sie saß da und starrte auf den Ofen. Das Feuer brüllte wie ein wildes Tier.
    Greg hob den Fuß und stieß die Luftklappe vor. »Ja. Im Farmhaus ist kein Platz mehr. Warum, gefallen sie Ihnen nicht?« Er warf sich in den Stuhl ihr gegenüber. In seinen Augen lag etwas Herausforderndes.
    »Nicht besonders.«
    »Zu stark für Sie, was?« Er sah plötzlich verdutzt aus. »Wollten Sie damit andeuten, daß eines davon fehlt?«
    »Nein. Sie sind alle da, glaube ich. Und ja, ich denke schon«, gab sie zu. »Sie sind sehr verstörend.«
    »Sie zeigen die Seele dieses Orts. Das Cottage. Die Bucht. Das Land. Das Meer. Eines Tages ertränkt das Meer das hier alles, wissen Sie.«
    »Das dachte ich mir.« Sie war nicht bereit, sich durch seine pathetische Redeweise durcheinanderbringen zu lassen. »Und eher früher als später, wenn man aus dem Verlauf dieser Ausgrabung irgendwelche Schlüsse ziehen kann.«
    Er blickte sie an. »Es ist eigenartig. Niemand von uns wußte, daß das da war. Allie hat es vor einiger Zeit gefunden. œ Die Zeichen, daß dieser Hügel nicht natürlich war, sondern von Menschen aufgeschüttet. œ Dann ist vor ein paar Wochen ein großes Stück herausgebrochen wie eine reife, verfaulte Frucht, und die hat angefangen, all diese Dinge auszuspucken.« Seine Stimme war ruhig, seine Wortwahl überlegt. Er hatte seine Augen nicht von ihrem Gesicht genommen. »Der Ort strömt Böses aus. Es ist in meinen Bildern. Ich wundere mich nur, daß Allie es nicht spürt. Aber sie ist ein erstaunlich unsensibles Kind. Vielleicht kommt es daher, daß sie sich die ganze Zeit mit diesem lauten Mist betäubt, den sie Musik nennt.«
    Kate lächelte. »Ich habe den scharlachroten Apparat heute morgen gesehen.«
    Er hatte recht. Sie hatte es gespürt. Das Böse. Sie erschauderte unfreiwillig und sah zu ihrem Ärger, daß er es bemerkt hatte. Er lächelte, stellte sein Glas ab, stand auf und ging zum Ofen. Er öffnete die Türen und legte noch ein Scheit auf. »Wollen Sie, daß ich die Polizei wegen Ihres Besuchers benachrichtige?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist nichts gestohlen worden. Ich bin sicher, es war ein Jungmädchenstreich. In Zukunft verriegle ich die Tür.«
    »Und es macht Ihnen nichts aus, ganz allein hier zu sein?« Er zog eine Augenbraue hoch. »Vielleicht war es gar kein Einbrecher. Vielleicht war

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