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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Severus Secundus, und deinen fauligen Körper und deine verdorbene Seele richten für das, was du heute hier getan hast…
    Patrick starrte auf den Schirm, seine Hände umklammerten die hölzernen Lehnen seines Stuhls. Einen Moment lang saß er reglos j a las die Botschaft wieder und wieder, dann sprang er mit solcher Heftigkeit auf, daß sein Stuhl hinter ihm zu Boden fiel.
    »Alle! Allie! Ich drehe dir deinen verdammten Hals um!« Er stürzte zu ihrem Zimmer. »Was hast du mit meinem Computer gemacht, du blöde, schwachsinnige Kuh?«
    Nach der Dunkelheit in seinem Zimmer traf ihn das helle Licht wie ein Schlag. Wenigstens sechs Glühbirnen brannten bei ihr zwei Scheinwerfer, ein Deckenlicht und drei Schreibtischlampen, die über den Boden verteilt waren. Kein Wunder, daß sie dauernd Migräne hatte!
    Seine Schwester lag auf dem Bett, noch immer angezogen, und hörte mit benommener Miene zum tausendsten Mal die Sisters of Mercy.
    Patrick machte einen Satz zum Gerät und zog den Stecker heraus. »Du blöde Kuh! Ist dir klar, was du getan hast? Du hast mir mein Referat ruiniert, vollkommen ruiniert!«
    »Was?« Sie schaute ihn verständnislos an. Die plötzliche Stille nach dem Dröhnen der Musik wirkte seltsam schockierend auf sie.
    »Die Nachricht auf meinem Computer. Sehr komisch! Äußerst drollig! Wenn das nicht zum Kichern ist!« Er spuckte fast vor Wut.
    »Was für eine Nachricht?« Sie legte sich wieder zurück und bedeckte ihre Augen mit ihrem Arm. »Ich habe deinen blöden Computer nicht angerührt.«
    »Wer war es dann?«
    »Weiß ich nicht. Ist mir auch egal. Raus aus meinem Zimmer.«
    »Allie.« Seine Stimme war plötzlich sehr ruhig. »Ich warne dich.«
    »Ich sag‘ doch, ich weiß nichts davon«, wiederholte sie. »Raus.«
    Er beugte sich vor und packte ihren Arm. »Komm mit.«
    »Nein!«
    »Komm mit!« Er zerrte sie vom Bett herunter.
    »Paddy! Du tust mir weh!« jammerte sie, als sie ihm widerstrebend den Gang hinunter in sein Zimmer folgte, in dem es dunkel war wie im Mutterleib.
    »Da. Erklär mir das!« Er zeigte mit einer schleudernden Armbewegung auf den Bildschirm.
    Sie beugte sich vor und spähte hin.
    »Sieht aus wie Mathe«, sagte sie. »Keine Ahnung, was das sein soll.«
    »Mathe?« Er schob sie beiseite. Auf dem Bildschirm stand säuberlich und vollständig die Formel. Nichts flimmerte. Er starrte ungläubig darauf. »Aber es ist alles runtergefallen. Es gab eine Nachricht. Einen Fluch -«
    Aber Allie war längst gegangen und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen.

XXIII
    »Ich hoffe, es schneit nicht zu stark. Ich möchte auf keinen Fall, daß Sie Ihren letzten Vortrag verpassen«, meinte Sam Wannaburger, Jons amerikanischer Verleger, und stemmte den schweren Koffer hoch. »Ich freue mich so, daß Sie sich bereit erklärt haben, hier raus zu kommen und uns zu besuchen.«
    Er hatte Jon mit einem Pick-up von der Größe eines Möbelwagens im Hotel abgeholt und war eine ziemlich lange Strecke in südwestlicher Richtung gefahren. Sie hatten schließlich vor einem weißgestrichenen, etwas von der Hauptstraße zurückgesetzten Schindelhaus in einer kleinen Stadt irgendwo im tiefsten Massachusetts angehalten. Die Außenbeleuchtung war angeschaltet und erleuchtete die anmutigen Umrisse des Hauses und die umstehenden Kiefern. Es sah so aus, als triebe alles in einem Meer aus Weiß, denn hier waren Gras und Wege bereits mit fünf oder sechs Zentimetern weißem flockigem Schnee bedeckt.
    »Wie dem auch sei, es ist zu spät, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Es gibt guten Schnaps, gute Gespräche, gutes Essen. Da kann es schneien, wie es will. Und wenn wir mit dem Pickup nicht mehr in die Stadt kommen, überlassen wir es einfach der Eisenbahngesellschaft, uns dahin zurückzubringen.« Sam klopfte Jon auf den Rücken und schob ihn etwas unsanft den Weg hinauf zur Eingangstür.
    Es war ein wunderbares Haus. Riesig. Eine umgebaute Remise aus dem frühen 19. Jahrhundert, wie Sam stolz erzählte. Allein der Kamin war fast vier Meter breit; die Scheite, die darin brannten, der Größe entsprechend zugeschnitten; die riesigen, weichen Sofas und Sessel darum herum offenbar nur für über zwei Meter große Amerikaner entworfen. Das Haus roch nach Blumen aus dem Gewächshaus und œ Jon verbarg ein Lächeln, als er den Kopf hob und verstohlen schnupperte œ konnte das wirklich Apple Pie sein?
    Sams Frau war dünn bis zur Auszehrung, und so elegant, daß es aussah, als würde sie zerbrechen, wenn sie

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