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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Bündel, tat es langsam, peinlich genau, zögerte vielleicht die letzten wenigen Augenblicke hinaus, bevor sich der Rand der Sonne über dem Meer zeigte. Er heftete das Bündel mit seiner Umhangnadel fest und schleuderte es seinen Waffen hinterher. Dann kam der Beutel mit Geldstücken, sein Ledergürtel, seine Armbinden, seine Tunika. Schließlich war er nackt, bis auf den Streifen aus geflochtener Eschenrinde um seinen Arm, sein Geburtsrecht und sein Namenszeichen. Die Luft strich kalt über seine Haut. Er wollte auf keinen Fall, daß die Priester dachten, er zittere vor Furcht, und straffte seine Schultern, die Augen wie sie auf den östlichen Horizont gerichtet, an dem es mit jeder Sekunde heller wurde. Plötzlich bemerkte er, daß hinter ihm einer der Priester die Garrotte vom Altar aufgenommen hatte und begann, sie sich um die Hände zu wickeln.
    Nion ballte die Fäuste. Die Sonne war noch immer nicht erschienen, aber dort draußen, hinter dem kalten Wasser, versteckt im Nebel, warteten die Götter.
    Bis zum späten Nachmittag funktionierte das Telefon in Redall Cottage wieder. Roger fuhr Kate mit dem Land Rover durch den dichten Schneeregen und den Schlamm zurück und kontrollierte mit ihr Zimmer für Zimmer das Haus.
    »Scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte er schließlich. Er hatte darauf bestanden, den Ofen anzuzünden und einen Vorrat an Scheiten hereinzutragen. »Sind Sie wirklich ganz sicher, daß Sie hierbleiben wollen?« Auf dem Küchentisch standen ein Karton voller Konservendosen, eine Kaffeebüchse, eine Flasche Scotch, ein paar Streichholzschachteln und einige andere Dinge, die Diana aus ihrer Speisekammer abgezweigt hatte. »Nur für den Fall, daß Sie von diesem furchtbaren Wetter eingeschlossen werden, das sie vorhersagen.« Und dann hatte auch sie sie beiseite genommen und noch einmal gefragt, ob sie nicht bei ihnen wohnen wolle, aber Kate blieb hartnäckig. »Ich muß arbeiten. Wirklich.«
    Roger sah sich um, anscheinend unwillig zu gehen. »Sind Sie sich wirklich ganz sicher?« fragte er noch einmal.
    »Absolut sicher.« Sie grinste ihn an. »Wirklich. Ich muß endlich wieder arbeiten.«
    »Gut.« Er lächelte freundlich. »Na, Sie wissen ja, wo wir sind, wenn Sie irgendwas brauchen.«
    Sie stand an der Tür und sah ihm nach, wie er in den Wald fuhr. Dann ging sie zurück ins Haus.
    Was die Ausgrabungsstätte betraf, so war nichts beschlossen worden. Greg wollte sie unter so viel Sand wie möglich begraben, Roger und sie waren dafür, die Archäologen in Colchester anzurufen, nur Alison war, als sie endlich aufwachte, bei dem Gedanken, daß jemand das Grab auch nur ansehen könnte, völlig hysterisch geworden. Aus Respekt vor ihren Tränen hatte Diana für ein oder zwei Tage ihr Veto gegen jegliche Aktivität eingelegt, und Kate hatte sich widerwillig fügen müssen. Schließlich war es ihr Grund und Boden, ihre Düne.
    Kate sah auf die Uhr. Es war fast vier. Sie stellte den Kessel auf, hievte sich auf den Hocker und griff zum Telefonbuch. Anne war zu Hause.
    »Hallo, Fremde, ich habe mich schon gefragt, wie du so zurechtkommst.« Die Stimme ihrer Schwester klang fröhlich.
    »Gut. Wie läuft‘s in Edinburgh?«
    »Wunderbar. Sogar noch besser, als ich gehofft hatte. Die Arbeit ist faszinierend. Außerdem liebe ich die Stadt, und C. J. liebt die Wohnung. Sie ist riesig, verglichen mit unserer alten, und hinter dem Haus gibt es einen Garten mit einer Mauer drum rum. C. J. ist im siebten Himmel. Wenigstens war er das, bis es mit dem Schnee losging.« Sie lachte. »Jetzt erzähl mir aber von der wilden Küste East Anglias.«
    »Alles ein bißchen eigenartig, um ehrlich zu sein.« Kate hielt inne und sah zu, wie der Dampf aus der Kesselschnauze stieg. »Anne. Gibt es sowas wie Poltergeister?«
    Einen Moment lang war am anderen Ende der Leitung alles still. »Eine interessante Frage. Warum willst du das wissen?«
    »Aus verschiedenen Gründen.« Kate verzog das Gesicht. Jetzt gab es kein Zurück mehr, bis Anne ihr nicht auch noch das winzigste Detail aus der Nase gezogen hatte. Sie atmete tief durch. »Ich erzähle dir erst einmal die ganze Geschichte, dann sagst du mir deine Meinung…«
    Es dauerte überraschend lange, bis alles erzählt war. Anne hörte schweigend zu, schnipste nur einmal mit den Fingern nach Carl Gustav, als er herausfordernd seine Krallen an der Rückseite eines Sessels spielen ließ. Er sprang freudig auf ihren Schoß, wo er sich für einen längeren Aufenthalt

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