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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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zusammenrollte.
    »Nach dem, was du sagst, und nach deiner einleitenden Frage zu schließen, vermutest du, daß Alison im Mittelpunkt des Ganzen steht, habe ich recht?« fragte sie schließlich.
    »Das wäre doch eine Möglichkeit, oder? Die Ängste von Jugendlichen und so weiter. Fehlgeleitete Energie.«
    »Denkbar ist das schon.« Kate konnte das Lächeln in Annes Stimme hören. »Und das Krachen, das du mir beschrieben hast, könnte sich spaltendes Holz gewesen sein. Du hast das Cottage wahrscheinlich aufgeheizt wie seit einer Ewigkeit nicht mehr, und jetzt fällt es langsam auseinander. Hast du daran schon gedacht? Es könnte allerdings auch das Explodieren von psychischer Energie sein, wenn man an solche Dinge glaubt. Ich habe auf jeden Fall darüber gelesen. Aber der Rest. Die Erde. Die Maden. Igitt. Das klingt nicht nach einem Poltergeist, um ehrlich zu sein. Mehr nach einem Horrorroman.«
    Kate verzog ihren Mund. »Anne, das hier ist kein Roman! Laß das. Ich brauche deine Hilfe!«
    »Na ja, vielleicht hat sie ja die plötzliche Wärme aufgeweckt. Aber für mich klingt das eigentlich mehr wie ein böser Streich, den man dir da spielt, Kate, Liebes, und wenn der Bruder œ Greg heißt er, hast du gesagt? œ auch nur annähernd so zornig ist, wie du sagst, würde ich gar nicht weiter suchen. Es sieht doch alles sehr nach einem unglücklichen, frustrierten Mann aus.«
    »Du glaubst also nicht, daß irgendwas davon übernatürlich sein könnte?«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich. Sogar der Geist, den du glaubst, gesehen zu haben. Du warst müde. Du könntest es dir eingebildet haben. Der Geruch ist leicht zu erklären. Sowas bleibt manchmal Monate, sogar Jahre in Häusern hängen. Und Maden, mein Gott! Was will er, daß du denkst? Daß sie aus einem zweitausend Jahre alten Grab kommen? Wie lange, glaubst du, hält sich das Fleisch an den Knochen? Wie lange, glaubst du, daß organische Stoffe überhaupt weiterbestehen? Und überhaupt, wie wären sie in dein Cottage gekommen?« Anne spielte mit Carl Gustavs Ohren. Kate konnte am anderen Ende der Leitung sein Schnurren hören. Sie fühlte sich plötzlich furchtbar allein.
    »Wie gehe ich also damit um, große Schwester? Ich will hier nicht ausziehen. Es ist wunderbar hier. Ich liebe dieses Cottage, und die Arbeit läuft gut.«
    »Ist irgendwas passiert, seit sie die Schlösser ausgewechselt haben?«
    »Ja.«
    »Und du glaubst nicht, daß die Maden sich auf etwas Totem unter den Bodenbrettern vermehren?«
    »Nein.« Kate sah hinunter auf ihre Füße. Der Boden, das hatte sie schon festgestellt, war hundertprozentig aus Beton.
    »Und du glaubst auch nicht, daß Alison eine Streichholzschachtel voll auf das Fensterbrett geschmuggelt haben könnte, während du nicht im Zimmer warst?«
    »Nein. Das glaube ich nicht.«
    »Ich glaube, ich muß länger darüber nachdenken. Das ist eine knifflige Angelegenheit.« Anne lachte. »Faszinierend, aber knifflig. Du hast doch keine Angst?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Du klingst, als wärest du dir nicht sicher.«
    »Na ja, wie würde es dir damit gehen? Mitten im Nirgendwo. Es wird langsam dunkel. Ich habe plötzlich eine Fliege hier drin.« Vor ein paar Minuten war sie noch nicht da, das wußte sie bestimmt, und jetzt umkreiste sie das Licht.
    »Na, tröste dich damit, daß Fliegen nichts Übernatürliches an sich haben. Du findest vielleicht nicht heraus, woher sie kommen, aber es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, daß sie ähnlich wie die Maden von irgendeinem fauligen Fleisch -«
    »Was hast du gesagt?« unterbrach Kate sie. Vor Angst hatte sie einen Kloß im Hals.
    »Ich sagte fauliges Fleisch.«
    »‹Dein fauliger Körper und deine verdorbene Seele¤«, zitierte Kate langsam. »Das sind die Worte, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen.« Sie hatte plötzlich schreckliche Angst.
    »Das ist Zufall. Hast du noch nie von Synchronismus gehört?« Anne hatte die Angst in der Stimme ihrer Schwester gehört und versuchte sofort, sie zu beruhigen. »Außerdem kann man kaum von Zufall sprechen, wenn man über Maden redet. Hör zu, Liebes, gleich kommt jemand zum Essen. Ich muß jetzt wirklich weitermachen, sonst kriegen meine Gäste nur Sardinen auf Toast. Können wir morgen weiterreden? Ich schlage nach, was ich über Poltergeister und Teenager als Werwölfe finde, damit du ein bißchen Munition für Alison hast, aber wenn ich du wäre, würde ich was Starkes trinken, alle Türen verriegeln, nachsehen, ob unter der

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