Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
Vom Netzwerk:
anzurufen, rufe ich das Museum an und erzähle ihnen alles.
    Dann erlassen sie eine Verfügung, daß es konserviert werden muß oder sowas.«
    »Was zum Teufel weißt du schon von Verfügungen?« fragte Greg. Er spürte, wie der Zorn in ihm hochstieg. Es war idiotisch gewesen, es ihr zu sagen. Er hätte Joe anrufen und es einfach machen sollen, ohne es ihr zu sagen. Hinterher wäre es eben zu spät gewesen, etwas dagegen zu unternehmen.
    »Ich weiß gar nichts darüber, aber ich weiß, daß man sie kriegen kann. Man kann sie kriegen, damit Farmer aufhören, ihre Felder umzupflügen, wenn besondere Dinge drin sind.« »Nur, daß es hier nichts Besonderes gibt. Ein paar alte Scherben und ein paar andere Trümmer in einer Düne am Rand des Meeres. Weiter nichts. Sowas vergißt man besser.« »Nein.« Ihre Augen verengten sich. Sie sah aus wie Serendipity, wenn er eine Maus oder einen Vogel gefangen hatte und dachte, daß jemand ihm seine Beute wegnehmen wollte.
    »Nein. Rühr es bloß nicht an. Die Wahrheit muß ans Licht.« Greg stand auf und nahm seine Kaffeetasse. »Wie du meinst.«
    Er ging zum Sofa und setzte sich neben die Katzen, die sich in einer Weise häuslich niedergelassen hatten, die bedeutete, daß
    sie eine Außenwelt nachdrücklich zurückwiesen, in der der Schneeregen vom schiefergrauen Himmel fiel und der Wind wie mit Messern um die Ecke wehte und einem ins wehrlose Fleisch stach.
    Greg war außergewöhnlich erregt. Adrenalin raste durch seinen Körper; seine Kehle fühlte sich trocken und krank an.
    Seine Hände, die die Tasse umklammerten, zitterten leicht, er war wütender als je zuvor. Er holte tief Luft und versuchte, wieder ruhiger zu atmen. Was zum Teufel war los mit ihm? Das verdammte Grab war ihm völlig egal, und es war auch keine große Sache, daß Alison ihn ausmanövriert hatte. Das tat sie dauernd, und meist ließ er es sich gefallen. Er trank einen Schluck Kaffee, lehnte sich zurück und schloß die Augen. Sie saß immer noch am Tisch, hinter ihm. Sie schniefte und wischte sich verstohlen mit dem Handrücken über die Augen.
    Ihr Kopf dröhnte, und ihr Gesicht fühlte sich verschwollen an, weil sie zu wenig geschlafen hatte. Irgend etwas hatte sie noch zu tun, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, was es war. Sie starrte müde auf das Fenster, als ein Windstoß die nächsten Hagelkörner an die Scheibe warf. Die Küche war kalt. Sie warf einen Blick auf den Ofen. Das Feuer war an. Der Kessel auf der Herdplatte stieß kleine Dampfwölkchen aus. Warum konnte sie also nicht aufhören zu zittern? Sie stand unsicher auf, ging zum Sofa, auf dem ihr Bruder saß, und hockte sich auf die Lehne.
    »Ich rufe jetzt die Archäologen an.«
    Er sah zu ihr hoch. »Du bist verrückt. Das interessiert die doch nicht. Und überhaupt, was zum Teufel können sie bei diesem Wetter schon tun?«
    Wie um seine Bemerkung zu unterstreichen, schüttelte eine Bö das Haus. Das Feuer loderte auf. Ein paar Funken flogen auf den Kaminvorleger. Alison stand automatisch auf und trat sie aus, einen nach dem anderen. »Und ob es die interessiert.« »Es interessiert sie nicht. Außerdem ist nichts mehr zu sehen, bis sie da sind. Ich nehme mal an, daß das Meer dann alles für dich ausgegraben hat.« Er trank die Tasse aus und sah zu, wie sie auf dem Teppich herumtrat, um sicherzugehen, daß sie alle Funken gelöscht hatte. Dann ging sie zur Tür.
    »Wo gehst du hin?«
    »Telefonieren.«
    »Jetzt?« Er setzte sich auf.
    »Ja, jetzt.«
    »Allie, das darfst du nicht.«
    »Warum nicht?« Sie drehte sich schnell um und stellte sich vor ihn hin. »Wieso bist du nur so dagegen?«
    »Weil ich glaube, daß es uns nur noch mehr Ärger bringt.« »Was für Ärger?« Sie hob das Kinn in der trotzigen Haltung, die natürlicher für sie war als diese abgehärmte Erschöpfung. Er stand auf. »Laß es bleiben, Allie. Bitte. Warten wir wenigstens bis Montag. Wenn das Wetter so bleibt, kommen sie sowieso nicht zu uns durch. Oder noch besser, warte bis zum Frühling. Dann können sie kommen und schauen, ob es noch da ist.«
    »Aber genau darum geht es doch.« Sie stampfte mit dem Fuß
    auf. »Verstehst du nicht. Sie müssen herkommen, bevor es weggespült wird. Sie müssen rausfinden, wer da begraben wurde, und wieso.«
    »Nein.« Sem Gesicht war verschlossen, seine Stimme schroff.
    »Nein. Niemand darf das je herausfinden.«
    »Warum um Himmels willen nicht?« Sie starrte ihn verwundert an und bekam Angst, als sie die unversöhnliche

Weitere Kostenlose Bücher