Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Liebeskummer zur Seite rempelten, um Platz zu machten für etwas Gutes, Neues, was war das, ein neues Selbstbewusstsein? Egal, ich war jedenfalls stark, stärker, am stärksten, wann hatte ich das eigentlich vergessen, oder war das komplett neu? Egal. Ich hatte es satt, auf andere angewiesen zu sein, und mein hocherotisches Versöhnungstelefonat mit Felix schien mir zwar ewig her, aber ich sollte mich eher daran erinnern als an das Desaster gerade eben. Denn: Ich hatte offensichtlich Talent, und ich konnte nicht mehr warten.
Ich beugte mich vor, zog den Laptop über den Couchtisch zu mir her, um als Erstes meinen Facebook-Account zu löschen. Ich hatte jetzt keine Zeit mehr für solche Nebensächlichkeiten, die würden mich nur ablenken und runterziehen. Und ich wusste ganz genau, dass ich nicht der Versuchung widerstehen würde, dann und wann auf Felix’ Seite zu gucken. Und seine fröhlichen Wall-to-Wall-Plänkeleien mit surfenden Supermizzis würden mich jedes Mal wieder aus der Bahn werfen, und ich würde wieder dazwischengehen wollen, und ich würde mich wieder lächerlich machen und einen bissigen Kommentar posten, und ich …
Vielleicht guckte ich einfach nur noch ein letztes Mal?
Ich tippte, in die Zeile »Freunde« , ganz oben: Felix Schwei…
Komisch, eigentlich ergänzte Facebook sonst immer schon nach dem Fel… automatisch Felix’ Namen, ich kannte sonst auch gar keinen Felix, und jetzt musste ich ihn ausschreiben …
Ich starrte auf den Bildschirm. Das hatte ich jetzt davon.
Felix Schweiger stand da, und daneben sein Profilfoto, ein Foto, das ich nicht kannte, er musste es gerade eben ins Netz gestellt haben. Er, der Surfer, trug sogar ein Hemd, hellblau, und den Bart kürzer, sodass wieder mehr von seinem Gesicht sichtbar war, und ein Lachen zur Schau, so breit, dass man die Lücke zwischen seinen Schneidezähnen sehen konnte.
Warum musste Liebeskummer eigentlich auch immer so richtig körperlich wehtun, so richtig im Herzen drin, warum konnte man nicht einfach nur ein bisschen Kopfweh kriegen und eine 400 er-Ibuprofen nehmen, und alles war überstanden? Tat mir das weh, dieses Foto zu sehen und nicht zu wissen, wann und wie und wo und wer es gemacht hatte und warum Felix so lachte und woher er dieses Hemd hatte und …
Aber war das alles?
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You have to be was bitte? Ich war schon Felix’ Facebook-Freund! Ich war sogar viel mehr als das, jawoll! Zumindest gewesen! Bis vor gar nicht allzu langer Zeit! Nämlich bis gerade eben! Das konnte nur bedeuten …
»O ja, Sweetheart, das heißt, dass er dich aus seiner Freundesliste geschmissen hat … gelöscht! Das ging aber schnell!« Josef sprach leise aus, was ich mir gedacht hatte und was mich trotzdem irrsinnig verletzte. Nicht nur ich wollte nichts mehr mit Felix, sondern er wollte auch nichts mehr mit mir zu tun haben. Das war noch viel endgültiger, als es mir gerade eben erschienen war. Das war das große Finale.
Was war man eigentlich als alleinerziehende Zwillingsmutter? Single-Doppelmutter? Wenn es beide Babys schaffen würden! Ich legte die Hand auf meinen Bauch und flüsterte: »Jetzt reißt euch mal zusammen, und lasst mich nicht auch noch alleine! Fabian, Max, Lotte, Anna – wie auch immer ihr heißen werdet –, wehe, ihr schnappt euch gegenseitig das Essen weg! Dazu habt ihr später noch jede Menge Zeit!«
»Wie bitte? Alles klar? Wer ist denn da alles bei dir im Zimmer?«, fragte mich Josef am anderen Ende der Leitung besorgt.
»Niemand, ich bin allein!«, verabschiedete ich mich, um Tapferkeit bemüht und einigermaßen gefasst, und erstaunlicherweise fiel es mir leichter, als ich erwartet hatte. »Es hilft nichts! Ich muss da durch, wir müssen da durch! Und deshalb muss ich jetzt einfach alles mal durchkalkulieren, anstatt herumzuheulen.«
Und dann begann ich ein neues Dokument mit der Überschrift: Businessplan. Ich öffnete endlich Cesares Umschlag und schlug die letzte Seite der Zahlenkolonnen auf. Der Magen sackte mir zwei Stockwerke tiefer, als ich die Zahl am Ende las. Ich sollte in ein paar Monaten das Jahresgehalt eines Börsenmanagers vor der Finanzkrise einfahren – mit Bonus?
Nun, dann musste ich eben vernünftig kalkulieren.
20
Eine Woche später – und Josef am anderen Ende der rauschenden Festnetzleitung war gelinde gesagt »amused«. »Aha, du machst also ernst? Klar kannst du mit mir üben, wann soll es denn
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