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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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willst dich aus der Verantwortung ziehen, nur weil ich nicht surfen kann! Du … du … Peter Pan!«
    »Peter, wieso Peter, welcher Peter?«, fragte Felix irritiert. »Mizzi ist auf dem Weg hierher, das stimmt, aber …«
    »Siehst du!«
    Ha, Mizzi war das Hippiemädchen, woher hatte Josef das alles nur gewusst! Jetzt schrie ich. »Am besten, du bleibst gleich ganz weg, dann muss ich mir wenigstens nicht mehr jeden Tag das Chaos mitansehen, das du in meiner Wohnung und in deinem Leben fabrizierst! Warum zerbreche ich mir eigentlich die ganze Zeit den Kopf für dich? Hast du dich jemals bei Holger Baumbach angemeldet?«
    »Nein. Heidi, bitte hör mir zu: Ich werde – nicht – bei – ihm – in – die – Lehre – gehen. Ich – habe – andere – Pläne.«
    Felix sprach so langsam und überdeutlich, wie er immer mit seiner verwirrten Großmutter gesprochen hatte. Das machte mich erst recht rasend.
    »Andere Pläne?«, schnappte ich dazwischen. »Surfen? Und danach fein einen kiffen? Das nennst du einen Plan? Toller Vater wärst du! Na, ich danke!«
    »Heidi«, sagte Felix gezwungen ruhig, »mit dir gehen die Hormone durch, was ist denn mit dir los, du warst früher doch mal ein total entspanntes Mädchen? Ich kann nicht auf der Stelle nach Hause kommen, aber eigentlich hatte ich mir überlegt, dass wir alle in Kalifornien …«
    Ha, das war er, das war der Trick, was hatte Josef gesagt: »Aber weil er in Wirklichkeit nie erwachsen geworden ist, fällt er zurück in kindliche Verhaltensmuster, angeschubst durch seine traumatischen Erlebnisse. Als Nächstes fragt er dich, ob du nicht nachkommen willst, und wenn du Nein sagst – was du machen musst, weil du zu viel um die Ohren hast und deinen Laden nicht aufgeben willst und einfach nicht so ein Luftikus bist wie er –, dann verlässt er dich wegen irgendeines sorglosen Hippiemädchens, weil er meint, du bist einfach nicht mehr so locker drauf wie früher.«
    In meinen Kopf heulte verletzter Stolz los wie ein Werwolf, und ich schaffte es, Felix eine Abfuhr zu erteilen, ohne auch nur einmal Luft zu holen.
    »Vergiss es! Jetzt musst du auch nicht mehr kommen! Ich komme wunderbar allein klar, und ich werde mich hier nicht wegbewegen! Du hast dich so lange nicht gemeldet, ich hatte genügend Zeit, ein Leben ohne dich zu üben! Auf Wiedersehen! Nein: Ciao, das war’s!«
    Anstatt aufzulegen, knallte ich das Telefon einfach auf den Boden. Rumms.
    Und bekam den Heulkrampf meines Lebens.
    Auch eine halbe Stunde später saß ich noch auf der Couch, umgeben von rosa und weißen Kleenex, als hätte die blühende Zierkirsche aus dem Hinterhof ihre Blütenblätter auf dem Sofa und dem Boden davor verloren. Das Telefon hatte längst aufgehört zu tuten und sendete nur noch einen leisen ratlosen Wellenton aus dem Hörer.
    Ich horchte in mich hinein und zog noch einmal die Nase hoch. Dieser längst fällige Zusammenbruch hatte irgendwie die Luft geklärt. Ich war in der Lage, mir einigermaßen ruhig das ganze Schlamassel vor Augen zu führen.
    Erstens: Ich war wieder Single. Und zwar, weil ich das so wollte, basta.
    Zweitens: Ich war außerdem schwanger, sehr schwanger, wie die Ärztin in der Charité mit einem krisseligen Ultraschallausdruck bestätigt hatte.
    »Das sieht ja komisch aus«, hatte Charlotte gesagt und misstrauisch auf die schwarzen Schlieren gestarrt. »Bist du sicher, dass das ein Kind wird und nicht ein Maulwurf mit zwei Köpfen?«
    »Ach was«, hatte ich gesagt und Charlotte das Bild aus der Hand gerissen, »Ultraschallbilder sehen immer so aus. Hauptsache, der Arzt erkennt was.«
    Drittens: Ich durfte nur zum Pinkeln aufstehen, und alles, was ich machen konnte, war eigentlich telefonieren. Umso besser.
    Und ich war − viertens − eine expandierende Jungunternehmerin auf dem Weg zur GmbH und brauchte Geld, viel Geld. Jetzt.
    Das waren die Fakten. Und fünftens: Die Menschen meines Vertrauens kamen nicht in die Pötte. Die waren entweder selbst finanziell abhängig (Charlotte), hatten sich mit grazilen Österreicherinnen verdünnisiert (Felix) oder würden finanzielle Stunts eher weniger befürworten (mein Vater).
    Und sie konnten mich alle mal. Ich fühlte mich erschöpft, aber plötzlich besser. Mir war warm, mich, die sonst immer kalte Füße hatte, erfüllte ein angenehmes Gefühl von innen, das auch von der momentanen Unbill nicht zu verscheuchen war und das bis in die Spitzen meiner kleinen Finger reichte. Waren das die Hormone, die gerade meinen

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