Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
geraten habe: Er wird viel Zeit in München verbringen, um bei Holger Baumbach in die Lehre zu gehen.«
Aber als ich Josef dann erzählte, dass ich den Vater meines Kindes seit Tagen schon wieder nicht erreichen konnte, sicher, weil er im Flieger nach Hause saß, reagierte Josef nicht ganz so optimistisch, wie ich gehofft hatte.
»Bist du sicher, dass der nach Hause kommt? Entschuldige bitte meine Schwarzmalerei, aber für mich hat dein Holder das Peter-Pan-Syndrom, angeschubst durch ein traumatisches Erlebnis.«
Josef las auch auf Mallorca offensichtlich weiter begeistert die »Cosmopolitan«,woher sonst hätte er solche fundierten psychologischen Kenntnisse haben können?
»Das liegt doch auf der Hand. Da stirbt die Oma, und er bekommt zugleich beruflichen Gegenwind. Willkommen in der Erwachsenenwelt, Felix Schweiger! Aber weil er in Wirklichkeit nie erwachsen geworden ist, fällt er zurück in kindliche Verhaltensmuster, angeschubst durch seine traumatischen Erlebnisse. Surfen in San Diego, sagst du? Oje. Als Nächstes fragt er dich, ob du nicht nachkommen willst, und wenn du Nein sagst – was du machen musst, weil du zu viel um die Ohren hast und deinen Laden nicht aufgeben willst und einfach nicht so ein Luftikus bist wie er –, dann verlässt er dich wegen irgendeines sorglosen Hippiemädchens, weil er meint, du bist einfach nicht mehr so locker drauf wie früher.«
Mein Felix und ein Hippiemädchen? Ich sah auf meinen Unterarm, auf dem sich plötzlich die Haare nach oben stellten. Plötzlich war ich mir selbst nicht mehr so sicher, ob Felix gerade im Flieger nach Hause saß.
Was, wenn die Euphorie des Papawerdens tatsächlich überlagert wurde von diesem Peter-Pan-Ding?
Aber als Frau der Tat würde ich das sofort herausfinden.
»Ich rufe dich gleich noch einmal an!«
»Schick dich, Hans-Jürgen-Schatzi und ich wollten auf den Markt!«, verabschiedete sich Josef, und ich drückte die Adressbuchtasten meines Telefons bis nach ganz oben, A wie AKÜ . Ich hörte dem Klingeln zu, keine Antwort, dann ein Klicken, nach zehnmal Läuten wurde der Anruf automatisch vom Büro ins Lokal umgeleitet.
»Yes?!«, bellte jemand atemlos ins Telefon.
»Hallo«, sagte ich verdutzt, »wer ist da?«
»Guten Abend, hier AKÜ , Alpenküche vom Feinsten«, sagte die Männerstimme mit dem breiigem » R « jetzt überdeutlich.
»Wir nehmen zurzeit keine Reservierungen an, kann ich trotzdem etwas für Sie tun?«
»Ian, du bist das, hier ist Heidi«, sagte ich, »ist Mizzi da?«
»Nein, sie ist nicht da«, sagte der Ire, »und kommt auch so schnell nicht wieder, und ich schiebe hier Doppelschichten.«
»Oh«, sagte ich, wie blöd, sie hätte sicher gewusst, wann Felix ankommen würde, schließlich würde er auch ins Lokal wollen, »ist sie krank?«
»Krank?«, schnaubte Ian, verdeckte den Hörer und schrie etwas von »get the hell out of my kitchen, toilets are downstairs« , und teilte mir dann in der gleichen Lautstärke mit: »In fucking Kalifornien ist sie. Bitch! «
»Oh«, sagte ich noch einmal und sehr erschrocken. Ich hatte nicht gewusst, dass Mizzi bei Felix die Karriereleiter derart weit hochgeklettert war, und schob reflexartig die Hand unter meinen kuschelig-roten Lieblingspullover, um sie auf meinen Bauch zu legen.
»Sie ist auch in Kalifornien? Ich glaube, das hat sich erledigt, sie muss eigentlich schon wieder auf dem Weg nach Hause sein!«
»No shit, ha?! Und das, obwohl sie erst gestern Nachmittag geflogen ist? Da macht er einmal schnipp, der Chef, sorry dear, ich weiß, er ist dein Freund, aber er muss doch wissen, dass er die Geschäftsführerin nicht einfach so abkommandieren kann!«
»Gestern Nachmittag geflogen …«, wiederholte ich langsam und ließ den Hörer sinken.
Das war jetzt nicht wahr.
Felix war nicht auf dem Weg zu mir, stattdessen war Mizzi auf dem Weg zu ihm. Sie konnte sicher super surfen. Josef hatte recht gehabt, und Peter Pan ließ grüßen.
19
Facebook! Natürlich! Warum war ich nur nicht früher darauf gekommen? Warum war ich virtuell nur so, na ja, zurückgeblieben? Facebook würde meine Rettung sein, irgendetwas in mir klammerte sich immer noch an den Gedanken, dass es für Felix’ Verhalten eine ganz natürliche Erklärung gab. Vielleicht wollte er einfach noch ein ganz besonders raffiniertes Geschenk für mich besorgen – das es zum Beispiel nur in New York gab? Schließlich wusste er, wie sehr ich Audrey Hepburn und Breakfast at Tiffany’s liebte! Klar, er
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