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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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sogar seine Stimme bei meinem Anblick plötzlich sehr leise geworden.
    Kein Wunder. Trotz Charlottes hektischem Versuch, mich herauszuputzen, sah ich aus wie ein zerbeultes Sofakissen. Ich schien mich wie ein Chamäleon immer mehr den zerknautschten, schmutzig beigen Polstern anzupassen, auf denen ich meine Zeit verbrachte. Das Farbenfrohste an mir war der knallrote Ausschlag, der sich von meinen Mundwinkeln aus nach unten zum Kinn zog und den ich mir nicht die Mühe machte zu überpudern. Wozu auch? Es reichte, dass Charlotte sich für ihre Telefonate aufpolierte. Und ein Mann war in nächster Zukunft nicht in meinem Leben zu erwarten, und als Sofaprinzessin waren meine Außenkontakte sowieso auf quasi null reduziert. Bis gerade eben.
    Mein sonst eher distanzierter Vater legte mir gerade einen Arm um die Schulter, was mir außerordentlich unangenehm war, da ihm jetzt meine fettigen Haare umso mehr auffallen mussten und damit auch der Umstand, dass mein Hauptaugenmerk in den letzten Wochen nicht auf Körperpflege gelegen hatte.
    »Alles okay, Papa«, sagte ich wenig glaubhaft, »ich nehme nur gerade eine Auszeit aus dem operativen Ladengeschäft.«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Marie und Charlotte diskret aus dem Laden schlichen, um draußen im Hof die Kissen der weiß lackierten Hollywoodschaukel aufzuschütteln.
    »Eine Auszeit. Aha«, wiederholte mein Vater langsam. »Und deshalb lässt du dich so gehen?«
    Ich verteidigte mich mit gepresster Stimme, weil ich versuchte, mich so schlank wie möglich zu machen: »Ich war heute nur noch nicht unter der Dusche. Charlotte und ich, wir … wir arbeiten gerade an unserem neuen Onlineshop und der dazugehörigen Service-Hotline und haben die ganze Nacht am Konzept gesessen.«
    Ich schnappte dreimal kurz hintereinander nach Luft.
    »Ein Strickblog mit einer Notfall-Hotline für die Frauen, die Hilfe beim Stricken brauchen und nicht zu mir in den Kurs können. Und Marie ist so nett und hilft mir im Laden aus.«
    Ich fand es ziemlich genial von mir, meinen Vater auf die Internetfährte gelockt zu haben, von der er als Anwalt im Ruhestand garantiert nichts verstand, und war außerdem froh, dass er meine Leibesfülle mit etwas gutem Willen darauf schieben konnte, dass mir Felix’ Jogginghose einfach unvorteilhaft zu groß war. Und es schien zu klappen: Mein Vater hatte offensichtlich seinen Schreck überwunden, nahm seinen grünen Hut ab und kniff an dessen Krempe herum, während er vor sich hin nickte. »Ein Onlineshop? Eine sehr gute Idee, schließlich sind die europarechtlichen Bestimmungen des E-Commerce längst im BGB integriert.«
    Das Nicken endete abrupt, und mein Vater sah mir direkt in die Augen, was mir immer noch lieber war, als wenn er mir auf den Bauch geblickt hätte.
    »Aber du wärst dann ein sehr spezialisierter Nischenanbieter und musst damit rechnen, dass die Zufriedenheit deiner Klientel bei der Abwesenheit von persönlichem Service sinkt, nicht zu vergessen das taktile Erleben von reinem Kaschmir, das du verlierst und durch ein ansprechendes Design der Webseite wieder wettmachen musst. Aber du sparst natürlich gewaltig an Distributionskosten … wobei ich glaube, dass die große E-Business-Euphorie der Neunziger inzwischen verflogen ist. Und ihr wollt das doch nicht selbst programmieren?«
    Und noch während ich meinen Vater anglotzte, als hätte ich ihn noch nie gesehen, sagte eine Stimme hinter uns: »Nein, das mache ich. Herr Hanssen, nehme ich an? Ich habe schon vor zwei Jahren eine B 2 C -Software mit Warenkorbfunktionalität entwickelt, die ich gerade an die Bedürfnisse des Unternehmens Ihrer Tochter optimiere. Und als Nischenanbieter, das haben Sie ganz richtig erkannt, Herr Hanssen, als Nischenanbieter bemühen wir uns natürlich gerade um die Aufnahme in einen Marketplace mit hoher Angebotsdichte.«
    Friedrich hatte das erreicht, was mir nicht geglückt war − meinem Vater verschlug es kurz die Sprache, und weil er das hasste, tat er, als hätte er nichts gehört, kniff stattdessen an seinem Hut herum und sagte dann: »Nun, Kind, du wirst schon wissen, was du tust. Scheint ja alles in trockenen Tüchern. Dann mache ich mich mal an die Bücher.«
    Oje.
    »Die Bücher?«, wiederholte ich ziemlich dämlich, um Zeit zu gewinnen, und überlegte, wie ich die Rechnungen über das Legen der Telefonleitungen und die 0900 -Abrechnungen aus meinem Schuhkarton mit der Aufschrift »Finanzamt & Investitionen« entfernen konnte, ohne dass mein Vater es

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