Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Besserung und ist los zum Zug. Ich glaube, es war ihm wichtig, rechtzeitig am Bahnhof zu sein.«
Uff. Das war mal richtig gut ausgegangen. Mein Vater war weg, und meine Geheimnisse – Schwangerschaft, Firmenübernahme und die Hotline – waren meine Geheimnisse geblieben. Ach ja, und dass Felix sich aus dem Staub gemacht hatte und ich ihn dorthin zurückgestoßen hatte.
Hätte ich ja fast vergessen.
Wurde allmählich ganz schön viel, was ich da an Paralleluniversum aufgebaut hatte.
Charlotte sah das wohl ganz ähnlich.
»Wenn dir das nicht mal alles zusammenkracht wie ein Kartenhaus, Hanssen«, hob sie an, aber ich unterbrach sie, schließlich mussten wir Friedrich nicht noch mehr wissen lassen, oder? Fast ein wenig unheimlich, wie der bei meinem Vater für mich in die Bresche gesprungen war. Alles hatte so plausibel geklungen, dass ich es fast selbst geglaubt hätte. Marketplace! B 2 C ! Na klar!
»Friedrich! Danke! Du hast gerade mehr Geistesgegenwart bewiesen als Jens Lehmann, als er mitten im Bundesligaspiel hinters Tor gesprungen ist, um Pipi zu machen! Und kein Schiri hat’s gemerkt! Ich weiß, das ist eher ein blödes Beispiel, aber diese Aktion hat nun auch wirklich jede Frau mitbekommen, oder? Und abgeschüttelt hat er auch noch!«
»Keine Ursache. Spielt auch weiter keine Rolle. Ich weiß, wie Eltern sein können«, unterbrach mich Friedrich. »Viel wichtiger ist, dass du dich jetzt wieder hinlegst, dich schonst und dir anhörst, welche Lösung ich für die Glaswand gefunden habe, die die Arbeitsplätze trennen soll. Wir setzen sie genau in die Mitte des großen Zimmers, dann hat jede ein eigenes Fenster. Allerdings scheint es mir sinnvoll, dass der Zugang zur Toilette auf Heidis Seite ist, nicht wahr?«
»Aber dann muss Charlotte zum Pullern immer bei mir durch!«, kritisierte ich Friedrichs Pläne. »Das ist mir nicht recht, ich muss in Ruhe telefonieren können.«
»Hm, das ist dir also nicht recht.« Friedrich warf mir einen Seitenblick zu und zuckte dann leicht die Achseln. »Nun gut. Wer schwanger ist, schafft an. Du bist der Chef.«
Unglaublich, der schöpfte immer noch keinen Verdacht! Und war immer noch nicht genervt! Stattdessen dachte er sich sofort wieder etwas Neues aus, um uns zu helfen: »Ich hab’s! Ich reiße die Wand zur Kammer ein, du brauchst ja keine Kammer, oder, Heidi? Oder Sie, Frau, äh, äh, wie war der Name noch mal? Frau Feierlich?«, wandte er sich an meine Freundin Charlotte. Das konnte nicht sein, dass sich Charlotte von einem so netten Kerl siezen ließ, oder? Aber sie stellte sich ungerührt nochmals mit »Feyerabend, von Feyerabend« vor und ließ Friedrich seine Pläne weiter ausführen. »Also, wenn Sie auf die Kammer verzichten können, Frau von Feyerabend, dann kommt die Wand weg, ich vergrößere so das Zimmer und halbiere es dann mit der Glasscheibe. So hätte jede einen Arbeitsplatz mit Fenster und eine Tür zum Gang und somit zum Bad. Dann hast du, dann haben Sie maximale Unabhängigkeit. Finde ich eine sehr gute Lösung, damit Sie in Ruhe Kunden beraten können. Ist mir nur neu, dass sich jemand im Onlinebereich dermaßen Mühe gibt, ungestört arbeiten zu können, und auch diese telefonischen Stricktipps, hm, im Callcenter sind die Arbeitsplätze auch nur durch eine Sperrholzplatte getrennt …«
»Wir haben da eben unsere Prinzipien«, unterbrach ihn Charlotte, »können Sie diese Wand heute noch einreißen? Und sorgen Sie auch dafür, dass da kein, aber auch gar kein Staub zurückbleibt? Und die Fenster – kann man die auch gleich streichen? Weiß? Dieses Braun finde ich definitiv zu schmuddelig!«
»Ja, Weiß ist eine gute Idee, in Erdgeschosswohnungen ist sowieso Weiß die Farbe der Wahl. Wir könnten sogar darüber nachdenken, auch die Dielen weiß zu lackieren. Den Boden danach leicht anschleifen, damit es nicht zu steril wirkt. Und eventuell mit Pflanzen arbeiten, um die Illusion eines Gartens zu erzeugen …«
Von Charlotte rechts und von Friedrich links untergehakt, trapste ich zurück in mein Reich und hörte den beiden zu, wie sie über meinen Kopf hinweg weiter diskutierten. Friedrich hatte keine Fragen mehr gestellt. Überhaupt keine. Der schien überhaupt kein Typ zu sein, der sich zu viele Gedanken machte. Wohingegen ich am liebsten sofort mit einem netten Kunden wie Patella-Mike telefoniert hätte, um nicht mehr nachdenken zu müssen. Selbst wenn ich es schaffte, als Mutter all das zu stemmen, was ich mir vorgenommen hatte, wie
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