Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
überlegt. Du bist doch meine beste Freundin, oder?«
»Nun ja«, sagte ich und rührte in meinem Kaffeebecher, »von meiner Seite geht das in Ordnung. Aber hast du mir nicht vor vierzehn Tagen offiziell die Freundschaft gekündigt?«
»Ja«, sagte Charlotte, »das habe ich. Und ich bin hier, um diese Kündigung offiziell zurückzunehmen.«
Mir wäre durchaus danach gewesen, jetzt ein paar Tränen der Rührung zu vergießen. Wenn Charlotte mir Zeit dazu gelassen hätte.
»Und um dir das zu beweisen, werde ich bei dir einsteigen.«
Wurde ich jetzt verrückt, oder hatte der Schwan tatsächlich plötzlich ein fieses Grinsen um den Schnabel? Was wollte Charlotte eigentlich von mir? Die Hotline war mein Ding, das konnte ich nicht teilen. Und mir vor allem auch nicht zuhören lassen, wie peinlich!
»Auf einmal? Das geht nicht, wie sollen wir das denn machen?«, wehrte ich mich deshalb sofort. »Sieh dich hier doch mal um, sollen wir uns nebeneinander aufs Sofa setzen?«
»So wie es hier aussieht, möchte ich es mir gerne ersparen, mich hier umzusehen, es reicht schon zu sehen, wie du dich gehen lässt«, rümpfte Charlotte die Nase. »Aber weil du mit diesem Möbel schon so gut wie verwachsen bist, darfst du dein Sofa behalten, das tragen wir einfach ein paar Stockwerke tiefer!«
»In den Laden? Niemals!«
»Unsinn. Hier rein!«
Charlottes Telefon machte erstaunlich gute Fotos. Ich schaute auf das Display, das eine einfache Holztür in einer bröcklig ockerfarbenen Wand zeigte.
»Das ist gar nicht weit weg!«, sagte Charlotte.
Ich erkannte das Graffito links neben der Tür: »Ist das die Hausmeisterwohnung unten im Treppenhaus?«
»Ja. Das kann man sich jetzt nicht vorstellen, aber das war einmal eine richtig schicke Conciergerie mit einem kleinen Bad und einer Küchenzeile. Genau was du brauchst. Und was wir brauchen.«
»Das kannst du vergessen, mehr als eine volle Teetasse darf ich nicht tragen. Ich kann nirgendwohin umziehen«, schob ich mir ein weiteres Kissen unter den Po, um noch mehr Druck vom Becken zu nehmen. Ich war immer noch nicht überzeugt. Überhaupt nicht.
»Reg dich nicht auf, ich werde mich darum kümmern. Meine Cousine Marissa hat zwar bis zum achten Monat noch selbst das Kinderzimmer renoviert, aber bitte. Mein Bruder kennt deine Hausverwaltung, du musst überhaupt nichts machen.«
»Und meine Wohnung?«
»Die vermietest du. Mein Bruder weiß eine Modelagentur, die suchen möblierte Altbauwohnungen auf Zeit, und diese Tussis sind doch froh, wenn sie fünf Stockwerke steigen müssen, bevor sie ihre drei Erdbeeren wieder ausspucken, dann haben sie maximalen Kalorienverbrauch.«
»Und wenn Felix kommt, und unsere Wohnung ist vermietet?«, sagte ich schwach.
Charlotte hatte sich erhoben, um den Reißverschluss ihrer Yogatasche aufzuziehen, und schüttelte kaum merklich den Kopf.
»Felix wird nicht kommen, Süße, der kommt nicht. Der hat dir ein Kind angehängt, und jetzt hat er sich ein österreichisches Sportwunder geschnappt und ist ausgewandert. Und außerdem hast du ihn abserviert und nicht er dich, erinnerst du dich? Und du hattest recht damit. Wenn du mich fragst, der war einfach nicht aus gutem Hause.«
Kurzer Seitenblick auf mich, die ich meinen Kaffeebecher, den roten mit den weißen Punkten, umklammert hielt, als wollte ich ihn zerbrechen.
»Sorry, Süße, aber das ist die Wahrheit. Was du jetzt brauchst, ist kein abtrünniger Verlobter, das ist ein Handwerker! Wie heißt noch mal Maries Verflossener? Fridolin?«
Ich war fast dankbar über diese harten, ehrlichen Worte. Wo Charlotte recht hat, hat sie recht, dachte ich und antwortete gehorsam, gegen meinen Willen etwas interessiert: »Friedrich heißt er, und er würde sich tatsächlich über einen Auftrag freuen.«
»Der raucht doch hoffentlich nicht? Wäscht sich der auch genug? Ich hasse es, wenn frisch renovierte Wohnungen noch Wochen nach Kippen und Arbeiterschweiß stinken! Und hier …«, kippte Charlotte ihre Barbara-Becker-Yogatasche einfach um und griff sich eine der herausfallenden DVD s, »… habe ich uns etwas mitgebracht. Mit ›Harry und Sally‹ fangen wir an, dann › 9 ½ Wochen‹, und hier: ›Pornoparty auf dem Parkplatz‹. Steck das Telefon aus, wir machen jetzt erst einmal Fortbildung.«
27
»Wo darf ich denn dieses schöne Stück hinstellen?«
Friedrich pulte den Schwan aus dem Zeitungspapier und hielt ihn fragend hoch. Charlotte und ich saßen auf dem Sofa, das Friedrich mit dem
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