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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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taubstummen Alex als Erstes nach unten befördert hatte, und dirigierten die Auspackarbeiten.
    »Dahin«, sagte ich und deutete auf den fragilen Nierentisch, der jetzt vor dem Sofa stand, weil der wuchtige Teaktisch von oben hier keinen Platz mehr hatte.
    »Dahin«, sagte Charlotte und deutet aus dem Fenster in den Hof, wo die Müllcontainer standen.
    »Nein!«, quiekte ich, »wegwerfen, spinnst du! Das geht nicht, der hat mir Glück gebracht, damit habe ich meine ersten, äh, äh …«
    Friedrich sah mich erwartungsvoll an.
    »… telefonischen Bestellungen entgegengenommen!«
    Charlotte und ich schlossen einen Kompromiss. Der Schwan bekam einen Ehrenplatz auf dem Rokokotischchen, auf das Friedrich eine Espressomaschine und die Box für die Telefonanlage gestellt hatte. Denn jetzt, wo Bella Bunny mit Lilli Himmel zusammenarbeitete, mündeten unsere drei Telefonleitungen ( L 1 und L 3 waren für die professionellen 0900 -Nummern, L 2 war meine ehemalige Festnetzleitung für private Gespräche) in zwei Headsets und nicht länger in einer kitschigen Plastikskulptur.
    Charlotte verschwand zufrieden, um sich die Nägel machen zu lassen, und ich strich die Cordpolster um mich herum glatt.
    Die offizielle Version war, dass ich nach unten zog, weil mir der Arzt verboten hatte, die fünf Treppen in meine Dachgeschosswohnung zu steigen. Und weil ich mit Charlotte eine Strickhotline gründen wollte – ein Sorgentelefon für Maschenliebhaberinnen und die Teilnehmer meines Strickkurses.
    »Und du kannst dich wirklich zusammen mit Alex darum kümmern, dass die Wohnung zur Untervermietung hergerichtet wird – meine Sachen in Kisten, Männersachen in den Müll?«
    Eigentlich war ich ganz froh, dass ich die dringende Säuberung meines Hab und Guts von störendem Felix-Ballast nicht selbst vornehmen musste.
    »Aber ja.«
    Friedrich war wie immer ruhig und extrem hilfsbereit.
    »Aber bist du sicher, dass du alles gleich wegwerfen willst? Ich kann das zwischenlagern, kein Problem! Marie meint auch, das wird wieder!«
    »Nein, weg damit!«, bockte ich. «Ich brauche Luft. Räumlich und seelisch. Weg damit.«
    »Okay, okay«, sagte Friedrich und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte.
    »Schau mal, ich habe uns eine SM - DVD ausgeliehen, die können wir uns heute Abend …«, platzte Charlotte herein, eine DVD -Hülle in der Hand, und starrte Friedrich verblüfft an.
    »Was machen Sie denn noch hier? Ich denke, Sie sollen sich um die oberen Räumlichkeiten kümmern?«
    Immerhin hatte Charlotte die Geistesgegenwart, die Hülle mit dem lederbestrapsten Pärchen hinter ihrem Rücken verschwinden zu lassen.
    » SM steht … für … für Sandmann!«, erklärte ich hastig. »Ich schlafe so schlecht, und Charlotte war so nett, mir etwas Beruhigendes auf DVD mitzubringen. Als Kind hat das Sandmännchen bei mir wahre Wunder gewirkt.«
    »Ja, ja, wenn man ein Kind bekommt, findet man oft wieder Sachen von früher gut, das war bei Marie auch so, die fing plötzlich an, Barbapapa-Shirts rauszukramen, obwohl sie gar nicht mehr hineingepasst hat.«
    Friedrich zwinkerte mir zu, schüttelte Charlotte förmlich die Hand und verschwand mit dem stillen Alex im Schlepptau, um die letzten Spuren von Felix aus meinem Leben zu tilgen.
    So weit ließ sich also alles ganz gut an.
    Das größte Problem war noch die Glasscheibe, die Charlottes und meinen Arbeitsplatz trennen sollte. Sie sollte eine Tür haben und trotzdem schalldicht sein. Und bis Friedrich auch noch dieses Problem gelöst haben würde, nahmen wir Anrufe eben nacheinander an.

28
     
    Charlotte machte es nichts aus, wenn ich sie telefonieren hörte. Sie sah das ganz pragmatisch: war eben eine mehr im Publikum, um Zeugin der Wunder zu werden, die sie mit ihrer so lang unter Verschluss gehaltenen Stimme vollführen konnte. Ich war auch nach den ersten zwei Wochen Teamarbeit eher scheu, was das anbetraf. Als wieder einmal der »Schüchterne« angerufen hatte – so hatte ich inzwischen den Kunden genannt, der immer nur etwas von einem Hündchen flüsterte und dann nichts mehr sagte –, strapazierte ich mein linkes Ohrläppchen über Gebühr, während ich eher stockend einen Gassigang mit Pucki und dessen Verdauungsbeschwerden beschrieb. Charlotte wand sich währenddessen am Boden vor Lachen. Aber was sollte ich tun – irgendwie musste ich ja auch schweigsame Kunden am Telefon beschäftigen, oder? Und wenn es dem Schüchternen nicht gefallen würde, warum rief er dann immer

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