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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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sollte ich dabei jemals wieder einen Mann finden? Und zwar am besten so einen wie Friedrich – patent, kinderlieb und immer zur Stelle, ohne doofe Fragen zu stellen! Friedrich diskutierte gerade mit Charlotte, ob die Fenster lackiert oder besser lasiert werden sollten. Der konnte wohl einfach nicht nicht helfen. Der wäre bestimmt ein guter Papa. Aber Moment, der hatte doch schon ein Kind! Ob Marie böse wäre, wenn Friedrich mehr für mich in Ordnung bringen würde als einen verstopften Siphon?
    Ich sah an mir hinunter. Die Schnürsenkel meiner Turnschuhe schleiften auf dem Boden, weil ich mich zunehmend schwerer bücken konnte, und meine erotische Phantasie löste sich auf wie Bodennebel an einem Sommertag. Ich bezweifelte, dass Friedrich in mir mehr sah als ein schwangeres Nilpferd, das der Mutter seines Sohnes einen Job verschafft hatte und zu dem man deshalb nett sein musste. Und außerdem: Für mich war das Konzept Beziehung sowieso zum Scheitern verurteilt, weil ich dann wieder automatisch damit anfangen würde, mich auf jemanden zu verlassen. Und den Fehler würde ich so schnell nicht mehr machen, das bremste mich einfach zu sehr in meinen Plänen. Ich guckte noch mal nach oben zu Friedrich, durchtrainiert war er, und seine langen Haare sahen so aus, als hätte er noch nie einen Gedanken an eine Frisur verschwendet. Felix und er waren sich eigentlich ziemlich ähnlich, die zwei hätten Brüder sein können. Wenn ich mich recht erinnerte, war Felix am Anfang unserer Beziehung genauso hilfsbereit und nett gewesen. Schlag dir den Friedrich sofort aus dem Kopf, dachte ich mir, das sind nur die Hormone, die dir einreden wollen, dass es ohne Mann nicht geht, du kommst vom Regen in die Traufe!
    »Was ist dein Vater von Beruf?«, platzte ich mitten in die Unterhaltung zwischen ihm und Charlotte.
    »Meine Eltern sind Landwirte«, antwortete Friedrich brav. Aha. Charlotte war wahrscheinlich froh, dass sie diesem Bauernsohn nicht das Du angeboten hatte. Egal, nur nicht mehr weiter darüber nachdenken. Hauptsache, Charlotte und ich würden in ein paar Tagen endlich das »Do not disturb«-Schild vor die Tür hängen können, das ich in meinem früheren Leben mal im Vier Jahreszeiten abgestaubt hatte, und parallel telefonieren können. Dreißig Anrufe am Tag, das war auch für eine Sofaprinzessin eine Menge Holz.

29
     
    »Ach du lieber Himmel!«, rief ich Charlotte ein paar Tage nach der Installation der Trennscheibe entgegen.
    »Ach du liebes Häschen!«, antwortete sie und streckte mir eine Tasse bleifreien Kaffee entgegen – ein neuer Arbeitstag begann. Aber ich musste erst mal etwas loswerden: »Wieso ist Friedrich schon wieder hier? Wir haben doch eigentlich alles fertig! Ich will in Ruhe arbeiten!«
    Seitdem Marie mir erzählt hatte, dass Friedrich sich während ihrer Schwangerschaft zwar redlich bemüht, aber sich nicht halb so überschlagen hatte wie bei mir, wunderte ich mich ein wenig über sein nimmermüdes Engagement.
    Charlotte räusperte sich: »Friedrich? Er wollte die Blumengitter entrosten und in der gleichen Farbe wie die Fensterbretter streichen, dann sehen die Blumenkästen gleich viel hübscher aus. Und ich habe ihm das Okay dazu gegeben.«
    »Fensterbretter? Gitter? Blumenkästen?«, wiederholte ich perplex. »Wer hat hier einen Nestbautrieb? Ich oder du?«
    »Ja, genau, Blumenkästen«, sagte Charlotte und polierte nebenbei mit dem Blusenärmel einen schweren silbernen Kerzenständer auf einem Biedermeierschränkchen, die ich beide das letzte Mal im Wohnzimmer der Zockel’schen Ruhmeshalle gesehen hatte, »oder willst du den ganzen Sommer auf die Hauswand gegenüber starren? Meine Cousine Marissa hat sich die komplette Schwangerschaft über mit Blumen umgeben!«
    »Na gut«, sagte ich verdutzt und rieb mir die Nase.
    »Aber welche Blumen denn? Ich glaube, ich bin zurzeit ein bisschen allergisch. Und wenn ich niesen muss, dann habe ich inzwischen das Gefühl, ich würde mir in die Hose pinkeln!«
    »Halbhoher Lavendel für eine hübsche Aussicht wie in der Provence, rote Kapuzinerkresse zum Herabhängen, falls wir mal im Hof sitzen, und Schwarzäugige Susanne, die kann die Gitterstäbe am Rand hochranken für einen grünen Fensterrahmen. Hat mir Friedrich empfohlen. Und meine Cousine Marissa hat während ihrer Schwangerschaft von Glockenblumen nicht genug bekommen können. Und gegen die Schwangerschaftsinkontinenz hat sie ab der zehnten Woche konsequent ihren Beckenboden trainiert.«
    »Schon

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