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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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es, du hast sie erfunden, nicht wahr? Marissa existiert gar nicht, oder? O Gott, ist mir schwindlig …«

38
     
    Die tomatenförmige Eieruhr, die Schwester Ulla an meinen Bauch hielt, schrillte jetzt schon zum zweiten Mal, aber nichts passierte. Ungeduldig drehte die weiß bekittelte Mittfünfzigerin noch einmal an der oberen Tomatenhälfte und wieder zurück – brrrrring! Aber die zwei Linien auf dem Monitor rechts neben meinem Bett zeigten weiterhin keinerlei Reaktion.
    »Kein Wunder, dass wir keine vernünftigen Herztöne bekommen, wenn Sie während der Schwangerschaft Mohntee trinken!«, schimpfte sie und ging dazu über, meinen Bauch mit beiden Händen zu packen und unsanft hin und her zu schaukeln.
    »Aber das war nur einmal und ist schon über eine Woche her, gestern Abend waren die Herztöne doch noch wunderbar!«, verteidigte ich mich und hielt mich vorsichtshalber mit beiden Händen am Metallgestell des Krankenhausbetts fest. Konnten Babys im Bauch eigentlich seekrank werden? »Und dürfen Babys nicht einfach auch mal in Ruhe ausschlafen? Es ist doch erst Viertel nach sechs!«
    Seitdem mich Charlotte vor zwei Wochen in der Klinik abgeliefert hatte, ohne auch nur ein weiteres Wort mit mir zu sprechen, war ich eingebunden in eine anstrengende Krankenhausroutine. Sie hatte zwar recht behalten, und es wurde kein Notfallkaiserschnitt, aber Doktor Casper stach mich mit einer Art Eierpiekser in den kleinen Finger, quetschte ein paar Tropfen Blut daraus in ein filigranes Glasröhrchen und gab es einem Mädchen mit weißem Kittel und Kopftuch mit ins Labor.
    »Ich habe nur zu lange in der Sonne gesessen«, log ich, »ansonsten habe ich mich geschont, wie Sie es mir geraten haben!«
    Geschont! Puh! Meine vergeblichen Versuche, die Telefonanlage zu schrotten, und der Showdown mit Zockel alias Adrian und Charlotte steckten mir noch in den Knochen, aber das konnte ich einer Ärztin unmöglich auf die Nase binden. So hatte ich nur den Mohntee gebeichtet. Schlimm genug, denn das stand jetzt wahrscheinlich als »Opiumkonsum« in meinem Krankenblatt. Die Schwestern behandelten mich deshalb mit der unfreundlichen Vorsicht, mit der sie auch einem Junkie begegnen würden, damit das drogensüchtige Subjekt sie nicht um Haus und Hof und den Schlüssel zum Arzneimittelschrank brachte. Dass ich praktisch nie Besuch bekam, und wenn, dann nur von Marie, einer alleinerziehenden Mutter mit Kind, machte die Sache nicht besser.
    »Ja, es macht sich eindeutig bezahlt, dass Sie sich komplett aus dem Arbeitsleben zurückgezogen haben«, war die Oberärztin erst optimistisch, als sie mir das 3 D -Bild kräftig strampelnder Arme und Beine zeigte, das der Ultraschall an die Zimmerdecke über mir projizierte, »das sieht ja in der Tat schon viel besser aus, wen haben wir denn da, zwei stramme Jungs – und beide immer noch gleich groß! Nicht sehr groß – aber das ist ganz normal bei Zwillingen –, aber es geht ihnen gut! Und die Sauerstoffversorgung – bei beiden optimal! Und sogar Ihr Muttermund hat sich etwas geschlossen! Toll haben Sie das gemacht, weiter so, weiter so!«
    »Heißt das, wir sind aus dem Gröbsten raus?«
    Ich starrte auf das überdimensionale Gewusel über mir und konnte ganz deutlich Nasen, Hände, Gesichtszüge erkennen – unglaublich, hatte die Ärztin da gerade gesagt, dass wir es geschafft hatten, alle drei?
    Frau Doktor Casper nickte nur heftig, drückte meine Schulter und hob statt einer Antwort den Daumen nach oben, und wir beide mussten eine Weile warten, bis wir wieder sprechen konnten.
    »Wissen Sie«, sagte sie dann, »ich mache meinen Beruf zwar auch nicht erst seit gestern, aber eine Zwillingsschwangerschaft, und dann auch noch unter ungünstigen Voraussetzungen – das ist auch für mich als Ärztin noch etwas Besonderes. Ich freue mich immer, wenn ich sagen kann: Jetzt kann ihnen nicht mehr viel passieren.«
    Zwei Jungs, und es konnte ihnen nichts mehr passieren! Bisher war es immer schwer gewesen, das Geschlecht eindeutig festzustellen!
    »Können Sie sich auch freuen?«, sagte Frau Doktor Casper. »Obwohl das sicher nicht einfach werden wird mit zwei Söhnen?«
    »Ja – stellen Sie sich das vor –, in ein paar Jahren werden wieder überall stinkende Sportklamotten hängen!«, wischte ich mir die Tränen aus den Augen. »Wie wundervoll!«
    Aber als Frau Casper mein Blutbild sah, bat sie mich auf das Sofa im Untersuchungszimmer, das für längere Gespräche reserviert war, und sagte, dass sie

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