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Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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    »Also gut, nur kurz duschen, und dann geht’s weiter«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu Marie und ließ zu, dass sie ungeniert bei mir blieb, als ich mich in dem winzigen Bad der Hausmeisterwohnung entblätterte.
    »Lass die Duschkabine ruhig offen«, sagte sie, »die kann man ja eh kaum mehr zuschieben, so eine Kugel, wie du vor dir her schiebst, guck dich mal an!«
    Ich betrachtete mich in dem großen Barockspiegel, den Charlotte an der Wand montiert hatte, um ihre Telefonoutfits überprüfen zu können.
    In der Tat. Auf meinem Bauch hätte man ohne Probleme ein Glas Aperol Sprizz oder, pardon, eine Tasse Fencheltee abstellen können, und mein Bauchnabel stand frech vor, als wäre er ein Lautstärkeregler.
    »Schön siehst du aus«, grinste Marie, »ungeheuer – fruchtbar! Und jetzt ab mit dir, probier mal dieses Pfirsich-Bambus-Shampoo, war eine Probe in der letzten ›Marie claire‹!«
    Nach den Monaten unter Charlottes skeptischem Blick, vor der ich meinen Bauch lieber verborgen als betont hatte, tat mir Maries Kompliment ausgesprochen gut, aber trotzdem schloss ich die Schiebetür der Duschkabine, um mich hinter der Milchglasscheibe einzuseifen. Und so merkte ich nur am Lichteinfall und den sich bewegenden Schatten, dass noch jemand das winzige Bad betreten hatte.
    »Marie, wer ist das? Uschi?«, rief ich ängstlich, ich hatte hier drin nicht mal ein Handtuch, um mich zu bedecken, und so erschrak ich zu Tode, als ich merkte, dass es nicht Marie war, die die Tür wieder zur Seite riss, sondern ein Mann.
    »Hanssen«, schrie eine überkippende Männerstimme, »lass dich anschauen, du Vermehrungswunder!«
    »Josef!«, antwortete ich schwach, aber erleichtert und hielt mich an der Wand fest, »du hast mich zu Tode erschreckt! Ich wusste nicht, dass du heute kommen wolltest!«
    »Überraschung!«, rief mein Long-Distance-Kumpel, wesentlich braungebrannter und wohlgenährter, als ich ihn in Erinnerung hatte, »aber unser letztes Telefonat hat mir keine Ruhe gelassen!«
    Er trat einen Schritt zurück und der völlig verdutzten Marie auf den Fuß, um mich besser betrachten zu können.
    »Was bist du denn, ein Kastanienmännchen?«
    In der Tat schien der Ausbau meines Bauches meinem restlichen Körper einiges abverlangt zu haben, und so waren Arme und Beine eher dünner als dicker geworden. Im Gegensatz zu Bauch und Oberweite.
    »Caramba, das sind vielleicht Hupen«, meinte Josef dann auch mit einem Blick auf meinen Busen beeindruckt, »und dieser Bauch – jetzt versteh ich, was du mit Bierkasten gemeint hast.«
    »Schon gut, schon gut, kann mir jetzt bitte jemand ein Handtuch reichen«, versuchte ich mich Josefs neugierigen Blicken zu entziehen, aber der hatte längst das Interesse an meiner Körpermitte verloren und starrte mir auf den Kopf.
    »Und deine Haare! Das ist keine Frisur, das ist ein Zustand! Ich habe gewusst, dass es Zeit wird, bei dir nach dem Rechten zu sehen! Ich brauche einen Stuhl und eine scharfe Schere! Notfalls auch eine Stoffschere!«, befahl er jetzt Marie, die folgsam und sprachlos verschwand.
    »Was soll mit meinen Haaren sein?«, verteidigte ich meine verwahrloste Optik wenig glaubhaft. »Ich wollte sie mir gerade waschen! Und ich habe sie eben nicht mehr nachblondiert!«
    Aber Josef verdrehte nur die Augen, wedelte mir ein exaltiertes »Huschhusch« zu und stellte den Stuhl vor den Spiegel. Während ich mich frisch geduscht und schwer atmend in eine Umstandsjeans zwängte und eine herrlich leichte Baumwolltunika mit einem indischen Muster überwarf, löste die Freude darüber, dass Josef so plötzlich vor der Tür gestanden hatte, bei mir einen Anfall von extremer Gesprächigkeit aus. »Weißt du, Josef, nachdem auch noch mit Friedrich das letzte ansehnliche Mannsbild aus meiner näheren Umgebung verschwunden ist, habe ich mir noch weniger Gedanken um mein Äußeres gemacht. Und irgendwie hat es mich auch immer ein wenig angemacht, dass die Typen am anderen Ende der Leitung dachten, ich wäre die schärfste Braut der westlichen Hemisphäre − und in Wirklichkeit war ich so sexy wie ein nasser Bernhardiner.«
    Die ersten Strähnen fielen auf den Boden.
    »Aber«, erinnerte ich mich daran, dass Josef mir in der Vergangenheit nicht immer typgerechte Frisuren verpasst hatte, »nichts Ausgeflipptes bitte!«
    »Ich schneide dir komplett die herausgewachsene Blondierung ab!«, sagte Josef wenig beruhigend. »Dann haben deine Haare wenigstens wieder eine einheitliche Farbe!

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