Erst der Sex, dann das Vergnügen: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
verabreden sich, um dir alles Gute zu wünschen – und opfern dann einen kompletten Nachmittag und Abend, um kurz entschlossen deine Kollektion zu retten, und stellen dir sogar ihre Flachdächer zur Verfügung! Das ist doch saunett! Und du musstest sie nicht mal darum bitten, sie haben sich das selbst ausgedacht, das ist das größte Geschenk, das sich Freunde machen können!«
»Hm«, machte ich, leicht beschämt. Ich hatte mich noch nicht einmal bedankt, so sehr war ich davon überzeugt gewesen, dass die Sache nur schiefgehen konnte.
»Aber Cesare ist nicht mein Freund«, begehrte ich jetzt auf, »der ist gekommen, um seinen Zaster abzuholen! Wir haben eine rein geschäftliche Beziehung!«
»Klar«, sagte Josef leicht ironisch, »und deshalb übernachtest du in Bozen auch immer bei ihm und seiner Mutter. Und er überwacht die Rettungsaktion deiner Kollektion, dabei könnte er doch daran verdienen, wenn du alles neu produzieren musst.«
Ich sagte nichts, sondern rührte betreten in meinem Malzkaffee. Irgendwie hatte Josef recht.
»Wenn du jetzt ein Kind bekommst, musst du besser lernen, dir helfen zu lassen«, tröstete mich Josef jetzt, »denn du kannst das einfach nicht alleine stemmen. Wie sieht’s denn mit dem Kinderzimmer aus? Hans-Jürgen und ich haben schon so oft über Adoption nachgedacht, ich habe da hundert Ideen im Kopf. Ich komme auf jeden Fall, um dir beim Einrichten zu helfen! Wird es denn ein Mädchen oder Junge?«
Ich überlegte nur den Bruchteil einer Sekunde, Josef zu sagen, dass es wohl zwei Jungs werden würden, entschied mich dann aber dagegen. Irgendwie war der Zug abgefahren, jetzt alle auf den letzten Drücker über die Zwillingsgeschichte zu informieren, oder?
»Da lass ich mich überraschen, ein Junge wahrscheinlich«, sagte ich schnell, um nicht zu lange darüber zu reden, wie viele Kinder welchen Geschlechts ich erwartete, und pustete in den heißen Malzkaffee, »aber über die Einrichtung sollte ich mir dringend mal Gedanken machen, der Untermietvertrag mit der Modelagentur läuft auf jeden Fall nächste Woche aus, damit ich nach der Geburt wieder in meine Wohnung kann.«
»Das Geschlecht wird eine Überraschung? Auch gut, Quietschgelb und Froschgrün gefallen allen Kindern. Macht ja auch keinen Sinn, dass jemand, der so bunte Kindermode produziert wie du, plötzlich ein Kinderzimmer in Hellblau oder Rosa einrichtet, ist ja total spießig.«
»Ja, und weißt du, was ich auch total bezaubernd finde?«, fing ich jetzt an zu schwärmen. »Kennst du diese Minikorbstühle für Kinder – aus dem naturfarbenen Peddigrohr?«
»O ja, goldig! Die gibt es auch in Spanien – und zwar für einen Spottpreis, die besorge ich dir!«
»Au ja! Ich möchte mindestens zwei Stück, bitte!«, rief ich begeistert und merkte, wie viel Spaß es machte, mit Josef derartige Pläne zu schmieden. Und wie sehr ich es vermisst hatte. »Eigentlich sollte ich mich in der nächsten Zeit um nichts anderes kümmern!«
»Aber geht das denn finanziell?«, fragte Josef vorsichtig.
»Nein, das geht nicht«, antwortete ich aufrichtig. »Jede Minute, die ich nicht Bella Bunny bin, schwindet die Wahrscheinlichkeit, dass ich die Übernahmesumme zusammenbringe, selbst wenn mir Cesare Aufschub gewährt. Ich habe in meiner ersten Kalkulation einfach den menschlichen Faktor nicht einberechnet, obwohl ich genau wusste, dass ich schwanger war. Ich dachte, ich kann funktionieren wie eine Maschine. Aber dann war da die Sache mit Charlotte und jetzt der Wasserschaden … und so einfach, wie ich dachte, ist Schwangersein auch nicht.« Ich verstummte. Und was ich dann sagte, fiel mir ungeheuer schwer. Aber ich sprach es aus: »Es ist an der Zeit, mir einzugestehen, dass ich es nicht schaffe, die Übernahmesumme zusammenzubekommen und auch noch ein Kinderzimmer einzurichten.«
»Bist du sicher?«, fragte mich Josef betreten. »Da fühle ich mich sofort schuldig, weil ich dich so lange von deiner Hotline ferngehalten habe. Ich kann mich auch ab sofort einfach unsichtbar machen!«
»Ich bin mir ganz, ganz sicher«, beruhigte ich ihn und blinzelte in die Freitagabendsonne, »und ich will nichts weniger, als jetzt zurück auf mein Sofa und mir den Kopfhörer aufsetzen. Auch wenn ich nicht weiß, wie ich mich um meine Familie kümmern soll, wenn ich meine finanziellen Ziele nicht erreicht habe. Aber – es wird schon irgendwie gut werden. Ich lebe gerade. Und zwar mein echtes Leben als Heidi, die werdende Mama.«
Und dann
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