Erst ich ein Stuck dann du Mirella und das Nixen Geheimnis
kommen...“
„Nein!“, brüllte Narbor.
Er sprang von seinem Steinsessel auf.
„Niemals!“
Mirella starrte ihn an.
„Aber warum denn nicht?“,
fragte sie erschrocken.
„Weil du dort nicht hin schwimmen wirst!“, polterte Narbor. „Hörst du? Niemals! Verstehst du?“
Nein, hätte Mirella beinahe gesagt. Doch sie war zu erschrocken über die Reaktion ihres Vaters. Niemals zuvor hatte sie ihn so wütend erlebt. Sein mächtiger Körper bebte und seine Stimme zitterte, als er weitersprach:
„Dieses Wrack bringt Unglück. Rajas Mutter muss selber wissen, was sie tut, aber du wirst nicht dorthin schwimmen. Und auch deine Freundinnen Sike und Lalina sollten sich besser von diesem unseligen Ort fernhalten.“
„Wieso denn, Vater?“, fragte Mirella. „Was kann uns dort passieren?“
Narbor sah seine Tochter an.
Langsam sank er in seinen
Steinsessel zurück.
„Ich verbiete es dir einfach“, sagte er düster.
Mehr bekam Mirella nicht aus ihm heraus.
Eine neue Freundin
Nach dem Zornesausbruch ihres Vaters hatte Mirella die Höhle fluchtartig verlassen. Mit hastigen Flossenschlägen war sie zum Muschelfelsen gesaust, wo sie auf ihre Freundinnen warten wollte. Vielleicht hatten ja Sike und Lalina eine Erklärung für Narbors Verbot.
Mirella wartete und wartete.
Die Zeit verging unendlich langsam.
Aber Sike und Lalina kamen nicht.
Traurig ließ Mirella die Schultern sinken.
Sie überlegte.
Bestimmt waren Sike und Lalina heute zu Hause geblieben, um ihrer Freundin zu zeigen, dass sie ernsthaft sauer auf sie waren.
Und deshalb gab es für Mirella jetzt nur zwei Möglichkeiten: Entweder vertraute sie darauf, dass morgen in der Schule alles von ganz allein wieder in Ordnung käme oder sie musste sich bei Sike und Lalina entschuldigen, was ihr aber schrecklich schwerfallen würde.
Natürlich wusste Mirella, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Den jedoch offen zuzugeben, war eine ganz andere Sache. Außerdem hatte sie mächtig Angst davor, dass die Freundinnen ihre Entschuldigung womöglich gar nicht annehmen würden. Und das war so ziemlich das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte.
Ach, Mama, dachte Mirella.
Warum nur bist du einfach
fortgeschwommen?
Wieso hast du Papa und mich
allein gelassen?
Du könntest mich jetzt trösten.
Mirella presste die Lippen aufeinander. Sie wollte nicht weinen. Wenn sie weinte, wurde alles nur noch schlimmer. Nein, sie musste etwas tun. Und an ihre Mutter wollte sie jetzt nicht mehr denken.
Plötzlich hatte sie eine Idee!
Sie konnte das Wrack auch allein suchen.
Es befand sich irgendwo
hinter dem großen Riff.
Da war Mirella sich ganz sicher.
Vielleicht würde sie dort
ebenfalls Schmuck finden.
Und den konnte sie dann
Sike und Lalina schenken.
Da war Mirella sich ganz sicher.
Vielleicht würde sie dort ebenfalls Schumuch finden.
Und den konnte sie dann Sike und Lalina schenken.
Mirella streckte die Arme aus und stieß sich mit der Flossenspitze vom Muschelfelsen ab. Ein Schwarm Clownfische stob erschrocken auseinander. Einige Muscheln öffneten sich und ließen winzige Bläschen zur Wasseroberfläche aufsteigen. Mirella kümmerte sich nicht darum. Sie musste sich beeilen, denn schon bald würde es dunkel werden. Und dann wäre ihr Vorhaben wirklich gefährlich.
Sie verdrängte die Worte ihres Vaters aus ihren Gedanken. Mit schnellen und kräftigen Schwimmbewegungen stob sie davon, tauchte durch enge steinige Tunnel, umrundete wogende Algenbüsche und wich in letzter Sekunde einem Rochen aus, der sich urplötzlich vom Meeresboden erhob.
Endlich erreichte Mirella das große Riff.
Es ragte steil auf und war über und über
mit Korallen und Blumen besetzt.
Es endete unter der Meeresoberfläche.
Hinter ihm ging es tief bergab
in eine dunkle Schlucht.
Mit klopfendem Herzen näherte Mirella sich dem Abhang. Nie zuvor war sie allein so weit von zu Hause fortgeschwommen. Narbor würde toben, wenn er es wüsste. Er durfte niemals davon erfahren.
Ein Seepferdchen tauchte unter ihr aus der Dunkelheit auf. Es sah Mirella mit ängstlichen Augen an und verschwand dann hastig hinter einer rot leuchtenden Koralle.
Angestrengt starrte Mirella in die Tiefe. Dort unten musste irgendwo das Wrack liegen. Eine trübe kalte Strömung kam ihr entgegen. Mirella fröstelte.
Ein mulmiges Gefühl
machte sich in ihr breit.
Aber es half nichts.
Sie musste da runter.
Und zwar schnell!
Sie musste vor dem Abend
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