Erst ich ein Stück, dann du! 3 Drachengeschichten - Themenband 4
wenn ich schlafe“, erwidert Tilla. „Jetzt möchte ich mit dir spielen.“
„Ich aber nicht“, erwidert Draffi mit zitternder Stimme. „Ich will nie mehr mit dir spielen.“
„Na jaaa“, lenkt die Prinzessin ein. „Ich verstehe ja, dass du ein wenig erschöpft bist. Aber die Nacht ist lang, du kannst dich auch später noch ausruhen. Schließlich bist du hier, damit du mir Gesellschaft leisten kannst.“
„Nein, ich bin hier, weil du mich gefangen genommen hast“, erwidert Draffi nun beinahe zornig. „Ich habe keine Lust, lila angemalt zu sein und blöde Pompons auf dem Kopf zu haben. Ich bin ein Drache und brauche meine Freiheit.“
„Och, Draffi, jetzt sei doch nicht so“, schmollt Prinzessin Tilla. Vorsichtig öffnet sie den Käfig, schlüpft
hinein und drückt die Tür sofort wieder zu. „Du hättest doch bestimmt auch gerne einen Freund … Oder eine Freundin.“ Sie tippt mit der Spitze ihres Lackschuhs vorsichtig auf eine seiner riesigen Hinterpranken. „Oder etwa nicht?“
Draffi zuckt mit den Schultern und sieht sie nur leise seufzend an.
„Na klar willst du!“, ruft Tilla.
„Morgen bekommst du neue Farbe
und neue Federn!
Und jetzt haben wir noch ein bisschen Spaß“, setzt sie energisch hinzu, und schon fangen ihre Augen wieder an zu flirren und zu blinken.
Ich will aber nicht, denkt Draffi sehr laut und dann klappt er seine Lider einfach runter.
„He! Was soll das!“, kreischt Tilla erbost. „Mach gefälligst deine Augen wieder auf. So wirkt meine Prinzessinnen-Magie nicht mehr!“
„Eben“, sagt Draffi
und grinst in sich hinein.
„Na warte!“, brummt Tilla.
Im nächsten Augenblick spürt Draffi ihre zarten Finger an seinen Lidern. Verzweifelt versuchen sie, seine Augen aufzudrücken. Doch Drachen sind stark und ihre Lider sehr schwer. Für eine kleine Prinzessin ist es ganz und gar unmöglich, sie anzuheben.
„Mach sie wieder auf!“, brüllt Tilla.
Draffi schüttelt den Kopf.
„Sofort!“, befiehlt die Prinzessin.
„Nein“, sagt Draffi.
„Bitte!“, schreit Tilla.
„Bitte, bitte, bitte“, fleht sie und dann bricht sie schluchzend vor Draffis riesigen Füßen zusammen.
Kracks, macht es da in Draffis Herzen. Arme, kleine Prinzessin, denkt er sanft. „Vielleicht können wir ja trotzdem Freunde sein“, beginnt er langsam. „Wenn du mich freilässt.“ Tilla hebt vorsichtig den Kopf und Draffi öffnet langsam ein Auge. „Ohne Prinzessinnen-Magie“, sagt er. „Sondern ganz und gar freiwillig.“
„Aber das geht nicht“, erwidert Tilla. „Drachen und Prinzessinnen können nicht freiwillig befreundet sein.“
„Doch“, sagt Draffi.
„Tilla und Draffi können das.
Ohne lila Farbe, ohne Federn
und ohne blöde Hündchenspiele.“
„Also gut“, sagt Tilla. Zögernd öffnet sie die Käfigtür. „Du kannst jetzt abhauen.“
Schnell huscht Draffi an ihr vorbei auf die große Schlossparkwiese. „Na los!“, ruft er und wackelt mit dem Hinterteil. „Steig auf!“
Tilla kann es kaum glauben. „Meinst du wirklich?“ Sie schleudert das alberne Reitkissen weit weg und springt auf Draffis Rücken. Und der hebt sofort ab, dreht eine große Runde über das ganze Schlossgelände und setzt Tilla schließlich vor dem Portal ab.
„Das war toll!“, sagt sie und ihre großen blauen Augen strahlen vor Glück.
„Ja, das war toll“, sagt Draffi.
„Und du kommst wirklich wieder?“,
fragt Tilla zaghaft.
„Na klar“, verspricht Draffi.
„Gleich morgen.
Ich freue mich schon sehr darauf!“
Und dann fliegt er frohen Herzens über den See, den Berg und den Wald in seine Heimat zurück. Dogur und die anderen Wächterdrachen werden vor Staunen bestimmt die Augen herausfallen, wenn er ihnen erzählt, wie leicht sich die gefürchtete Prinzessinnen-Magie austricksen lässt und dass es sogar eine echte Freundschaft zwischen Drachen und Prinzessinnen geben kann.
Finde den Unterschied
Hier siehst du sechs Drachen-
Zwillingsbrüder, die sich alle gleich
verkleidet haben.
Nur ein Drache sieht ein bisschen anders
aus. Findest du die Unterschiede?
Der Fluch des Frostkönigs
„Ach, ich bin ja so froh, dass es nun endlich Frühling wird“, seufzte König Kunibald und rekelte sich gähnend auf seinem Thron. „Mir sind den Winter über die Füße eingeschlafen Und mit eingeschlafenen Füßen lässt es sich sehr schlecht regieren.“ Er winkte seinen Diener heran. „Bitte, lasst die Kutsche vorfahren. Ich will sehen, wie es meinem Volk geht.
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