Erst ich ein Stück, dann du! 3 Drachengeschichten - Themenband 4
Metern strömte ihnen eine eisige Kälte entgegen. Die rauen Steinwände waren bereits mit einer funkelnden Reifschicht überzogen und der Boden war schon ziemlich rutschig.
Kuno stoppte.
Er blähte die Nüstern
und spie eine riesige Flamme aus.
Sie beleuchtete den Gang
und schmolz das Eis von den Wänden.
In feinen Rinnsalen lief es auf den Boden herab, sodass es unter Poldis und Kunos Füßen immer glitschiger wurde und sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnten. Der Drache gab sein Bestes, spuckte eine Stichflamme nach der anderen gegen die Wände und bemühte sich auch, das Eis auf dem Boden wegzuschmelzen. Trotzdem kamen sie nur langsam voran. Plötzlich schälten sich aus der Dunkelheit des Ganges drei schwarze Schatten heraus, und nur einen Augenblick später stand ein langer hagerer Mann vor ihnen. Er trug einen wilden weißen Bart und die langen wirren Haare fielen bis auf seine Schultern herab. Er war in einen schneeweißen Mantel gehüllt und seine
eisgrauen Augen funkelten wütend, als er die knorrige Hand hob und seinen Mund aufriss.
Prinz Leopold sah, wie die Zunge des Eiskönigs mächtig anschwoll.
Bestimmt stieß er jeden Augenblick
einen bösen Fluch aus.
Kuno grollte und zischte.
Und der König riss seinen Mund immer weiter auf. In seinem Rachen tobten wilde weiße Blitze und auch aus seinen ausgestreckten Zeigefingern schossen sie hervor und zuckten direkt auf Poldi zu.
Da packte Kuno ihn am Schlafittchen und schleuderte
ihn in hohem Bogen über seinen Kopf. Poldi schlug einen Salto rückwärts und landete zwischen den Flügeln des Drachen. Unterdessen blies Kuno eine feuerrote Flamme aus und wehrte damit den Kälteangriff des Eiskönigs ab. Sie berührte seinen weißen Mantel, der sofort zu schmelzen begann. Erschrocken wich der König zurück. Seine Knechte schrien auf und dann wandten sich alle drei um und stürzten in den Gang zurück.
„Los, hinterher!“, rief Poldi.
„Ich will wissen, wo mein Vater ist!
Bestimmt hält der Eiskönig ihn gefangen!“
Das ließ Kuno sich nicht zweimal sagen. Auf seinen großen Füßen watschelte er durch den Felsengang hinter dem König her und schlug dabei wild mit den Flügeln, um so noch etwas mehr an Fahrt zu bekommen. Von Zeit zu Zeit spuckte er eine weitere Flamme aus. Auf diese Weise beleuchtete er den Gang und trug zugleich weitere Stücke vom Mantel des Eiskönigs ab.
Nach einer Weile erreichten sie eine Tür, die aus dickem Eis gefertigt war. Der König und seine Knechte
huschten blitzschnell hindurch und schlugen sie hinter sich zu, ehe Kuno und Poldi sie erreichten.
„Reicht dein Feuer, um sie aufzuschmelzen?“, fragte der Prinz verzweifelt.
„Ich weiß es nicht“, erwiderte der Drache. „Ich werde es versuchen.“
Er atmete tief ein und blähte die Nüstern weit auf. Die Flamme, die nun herausschoss, wirbelte in einer orangeroten Wolke auf die Eistür zu, und einen Atemzug später war nur noch eine riesige Pfütze von ihr übrig.
Kuno und Poldi drangen in das Verlies des Eisschlosses ein. Sie schlidderten einen breiten Kellergang entlang und hefteten sich dem König und seinen Knechten dicht auf die Fersen. Schließlich blieb der König vor einer der hintersten Zellentüren stehen und breitete schützend seine Arme davor aus.
„Platz da!“, rief Poldi
über Kunos Kopf hinweg.
„Gib meinen Vater frei
oder es geht dir ans Eis!“
Kuno züngelte drohend mit kleinen heißen Flammen aus seiner Nase.
„Wenn du die Tür freiwillig öffnest, werden wir dich verschonen“, versprach Prinz Leopold.
„Aber er wird immer neue Flüche aussprechen“, wandte der Drache ein. „Wir werden niemals sicher vor ihm sein.“
„Oh doch“, sagte Poldi. „Das werden wir. Sollte er unser Königreich jemals wieder angreifen, wirst du sein ganzes Schloss abschmelzen.“
„Nein, bitte nicht!“, flehte der Eiskönig.
Er fiel auf die Knie
und hob Poldi die Hände entgegen.
„Ich schwöre hoch und heilig, dass ich nie wieder versuchen werde, euer Reich einzufrieren.“
„Gut“, sagte Poldi. „Dann öffne jetzt das Verlies“, befahl er.
Mit zitternden Fingern drehte der Eiskönig den Schlüssel herum und drückte die schwere Tür auf. Seine hässlichen Knechte traten zur Seite.
„Du hältst ihn in Schach“, sagte Poldi zu Kuno. „Vorsichtshalber. “ Dann nahm er die Finger aus den Ohren, rutschte vom Rücken des Drachen herunter und trat in den Kellerraum.
König Kunibald, ein Fürst und ein Baron saßen um
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