Erst zur Party dann ins Bett
darin bestand, dass er fast zehn Jahre keinen Drink mehr angerührt hatte, seit er und Angelica begonnen hatten, zusammenzuarbeiten.
Er glaubte nicht, dass das genügte. Weil er wusste, dass Corrine mehr brauchte, und weil er sich auch sicher war, dass sie niemals mehr von ihm verlangen würde. Jemand, der ein ums andere Mal verlassen worden war, war es gewöhnt, enttäuscht zu werden. Und ihm war gerade erst bewusst geworden, dass er lieber sterben würde, als sie zu enttäuschen.
Corrine erwachte mitten in der Nacht mit einem Gefühl, dass alles in Ordnung war in ihrer Welt. Es beängstigte sie. Sie hatte so viel Zeit damit verbracht, sich zu beschützen, dass es ihr völlig entgangen war, dass Kent immer mehr Besitz von ihr ergriffen hatte. Und das war schon schockierend.
Es gefiel ihr, ihn hier bei sich zu haben. Sie war so lange allein gewesen. Sie hatte schon vorher Liebhaber verloren, aber sie hatten nie solch überwältigende Empfindungen in ihr geweckt wie Kent. Selbst die Erinnerung an das, was sie miteinander erlebt hatten, war erschütternder als der eigentliche Akt mit anderen Männern.
Sie lag auf der Seite und spürte Kent an ihrem Rücken. Er hielt sie mit einer Zärtlichkeit, die sie hoffen ließ, dass er ihre Empfindungen teilte. Sie war eingehüllt von seiner Wärme. Im Schutz der Dunkelheit, wo es niemand sehen konnte, schlang sie ihre Finger um sein Handgelenk und kuschelte sich an ihn. Sie fühlte sich sicher und behütet wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
Es war ein neues Gefühl, und es erschreckte sie. Kent würde sie irgendwann verlassen, das wusste sie, und sie wusste auch, dass sie diesen Verlust betrauern würde. Denn zum ersten Mal, seit sie sechs Jahre alt war, hatte sie wirklich das Gefühl, ein Zuhause gefunden zu haben.
Selbst wenn es nur ein vorübergehendes Zuhause wäre. Denn dass Kent nicht für immer bleiben würde, wusste sie. Ihren Beobachtungen zufolge blieben die meisten Leute selten länger als fünf bis zehn Jahre zusammen. Sie würde nehmen, was immer sie an Zeit erhielt mit Kent, denn heute Nacht hatte sie zum ersten Mal das Gefühl, einem anderen Menschen wirklich etwas zu bedeuten.
Als sie Kents Arme gefesselt und ihre Spielchen mit ihm getrieben hatte, war ihr klar geworden, dass Spaß ein wichtiger Bestandteil einer Beziehung war und sie früher nie ent-spannt genug gewesen war, um auch nur annähernd so etwas zu empfinden wie das, was sie bei Kent gefühlt hatte.
Endlich verstand sie ihre Macht als Frau. Es ging nicht darum, Männer zu beherrschen, obwohl es durchaus aufregend gewesen war, Kent ihr so hilflos ausgeliefert zu sehen. Es war etwas anderes. Vielleicht einfach nur das Wissen, dass sie Macht besaß. Dass sie nicht darauf warten musste, dass sich in ihrem Leben etwas tat. Dass sie die Initiative ergreifen und es geschehen machen konnte.
Kent bewegte sich hinter ihr, und sie drehte sich zu ihm um. Als sie sanft sein Gesicht berührte, spürte sie das wilde Pochen seines Pulses. Er warf die Decke zurück und zuckte und stöhnte. Dann entrang sich ihm ein Schrei.
„Wach auf, Kent”, sagte sie und beugte sich über ihn, um beruhigend über seine Brust zu streichen. „Du bist hier bei mir. Es ist alles in Ordnung”, sagte sie und wiederholte ihre Worte, bis er die Augen öffnete.
Seine Haut war schweißbedeckt, sein muskulöser Körper hart und angespannt. Er setzte sich auf und rieb sich mit den Handrücken die Augen. Sie war machtlos, etwas zu tun, um ihm zu helfen.
Wovon mochte er geträumt haben? Wieso war ihr nicht bewusst geworden, dass auch er seine Dämonen hatte? Dass ein Mann, der sich auf eine flüchtige Affäre einließ, manchmal nicht nur Sex suchte, sondern Umständen zu entkommen versuchte, die ebenso machtvoll waren wie die, die sie geprägt hatten.
„Bist du okay?” fragte Corrine. Selbst in ihren eigenen Ohren klang die Frage dumm, aber sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Sie musste sich mit zu vielen Dingen befassen im Moment. Mit ihren eigenen sehnsuchtsvollen Gefühlen und nun auch noch mit der Erkenntnis, dass sie bei dem Mann, der ihr so ans Herz gewachsen war, etwas Wichtiges übersehen hatte.
Er schob ihre Hände weg. „Ja, ja, schon gut. Entschuldige.”
Sie verschränkte ihre Hände und sah das Kissen an, nicht sein Gesicht. Er war wach, aber die durch seinen Traum hervorgerufenen Gefühle schienen ihn noch immer zu belasten.
„Kein Problem. Möchtest du darüber reden?” fragte
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