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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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aufgedreht genug.«
    Was ich brauche, ist die flüssige Entsprechung eines der stinklangweiligen Vorträge unseres Geschichtslehrers Mr »Bee Gee« Gleason. Als wäre ich nicht schon paranoid genug, liegen meine Nerven jetzt auch noch wegen meiner Un-Regel-Mäßigkeit blank. Und wenn es irgendwas Ernstes ist? Vielleicht habe ich mir von einem nicht durchgebratenen Burger einen noch unbekannten Rinderwahn-Virus eingefangen? Vielleicht bin ich selbst ein seltsamer Zwitter, und nicht mehr lange, dann wachsen mir Hoden? Vielleicht bin ich auch das genetisch mutierte Produkt einer intergalaktischen Liaison zwischen meiner Mutter und dem Rüssel eines Außerirdischen? (Das würde einiges erklären, nicht bloß meine ausbleibende Regel.)
    »Hey, kein Thema«, sagte Hy.
    Den Rest des Nachmittags musste ich vor allem Fragen zum Leben an der Pineville High beantworten und Hy zuschauen, wie sie ihre CD-Stapel durchsuchte. Sie hat über fünfhundert: alles Mögliche von Acid House bis Zydeco. Es dauerte also ein bisschen, ehe sie fand, was sie suchte: eine Scheibe namens Kind of Blue , nach ihrer Aussage das essenzielle Jazz-Album.
    »Schwester, bist du eigentlich scharf auf Scotty oder was?«
    »Ich und Scotty? Nein, wir sind bloß befreundet.«
    »Aber er ist so heiß  … dieser Körper «, sagte Hy, legte die Hand aufs Herz und schwankte schwärmerisch. »Weißt du eigentlich, wie viele Hühner an der Schule ihn sich gern unter den Nagel reißen würden?«
    »Klar weiß ich das«, nickte ich. »Aber ich sehe mich eben nicht an seiner Seite.«
    »Wieso nicht?«
    Mir war nicht wohl dabei, meine Leidenschaft für Paul Parlipiano zu gestehen, also präsentierte ich Ausrede Nummer zwei.
    »Weil ich kein typisches Pineville-Groupie bin. Ich bin kein Cheerleader. Ich hasse diese Show vorm Spiel. Ich finde Football überhaupt langweilig. Wie jeden Mannschaftssport. Und im Jubeln und Anfeuern bin ich auch ganz schlecht …«
    Sie seufzte. »Bloß weil du mit einem Sportler gehst, musst du doch nicht gleich ein Groupie sein. Scotty hat dich schon ewig auf dem Schirm. Müsste er nicht langsam wissen, dass du nicht zum Groupie taugst?«
    Oh Mann. War das eine Verschwörung?
    »Willst du mich mit Scotty verkuppeln?«
    Hy lachte. »Schwester, ich will überhaupt nichts. Ich will nur sagen, wenn du mit Scotty zusammen wärst, könnte das die traditionellen Hierarchien der Pineville High über den Haufen schmeißen.«
    Hy ist der einzige Mensch, bei dem eine ganz alltägliche Frage nach Scotty in einen revolutionären Kampfruf für das unterdrückte Teenagerproletariat mündet.
    »Du könntest das Freundinnen-Vorbild fürs 21. Jahrhundert werden und Standards für den Rest des Jahrtausends setzen«, sagte sie.
    »Ja, klar«, sagte ich. »Flachbrüstig, neurotisch, prämenstruell …«
    »Ich sage ja bloß, du könntest den Begriff ›Popularität‹ revolutionieren.«
    »Weil ich kein typisches Groupie bin«, ergänzte ich.
    »Wort drauf.«
    Jetzt schnallte ich es. Wenn ich mit Scotty ging, war das genauso subversiv wie Marcus’ Backstreet-Boys-T-Shirt: Man untergräbt den Mainstream, indem man ihn einfach übernimmt. Theoretisch genial, klar. Aber änderte es was daran, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, Scotty zu küssen oder gar anderen, ähm, Verpflichtungen als Freundin nachzukommen?
    »Und wenn ich mich dann total in die Football- und Fassbier-Kultur stürze und mich selbst in eine Lollipop-Lolita verwandle?«, fragte ich.
    »Hmmmm …«
    »Hmmm … was?«
    »Wenn du so dringend anders sein willst, wieso hängst du dann mit Bridget, Manda und Sara rum?«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich, obwohl ich es genau wusste.
    »Du kannst sie nicht ausstehen.«
    Wieder so einer von Hys Sprengsätzen.
    Ich lachte. »Ist das so offensichtlich?«
    »Mir kannst du nichts vormachen«, sagte sie undschwenkte eine Wu-Tang -CD vor meiner Nase, um ihre Worte zu unterstreichen. »Du treibst dich mit Mädels rum, die du eigentlich hasst, weil du Angst vorm Alleinsein hast.«
    Jetzt wurde ich richtig traurig. Wäre Hope noch hier, müsste ich so eine Wahl nicht treffen. Mit ihr zusammen hätte ich mich längst vom Club der Ahnungslosen abgesetzt. Aber ohne sie …
    »Stimmt’s?«
    Darauf gab es nur eine Antwort. Aber hätte ich sie laut ausgesprochen, wäre ich unter Garantie auf der Stelle in Tränen ausgebrochen. Hy hakte nicht nach.
    »Mach dich nicht verrückt, Schwester. Du bist große Klasse, obwohl du hier

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