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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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bloß ein neues Spiel rein. Diesmal musste man Skateboard fahren und einander in die Luft jagen. Ich hatte mich dran gewöhnt, so was an Samstagabenden ein oder zwei Stunden zu ertragen. Jetzt aber wurde mir klar, dass sie das den ganzen Tag machten. Mädchen treffen sich, um sich zu treffen. Typen brauchen immer irgendeine Aktivität als Vorwand. Sonst wird ihnen die Sache zu schwul.
    Just in diesem Augenblick hörte ich eine Klospülung – nicht bloß rauschen, sondern eher lang und mühevoll rülpsen. Rob kam aus der Toilette, Lysol-Spray in der Hand, und machte sich den Hosenstall zu.
    »Alter, ich habe gerade deine Schüssel gesprengt«, sagte er voller analem Stolz.
    Robs Arschbombe war sozusagen der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich verabschiedete mich. Scotty reichte seine Steuerung an Bridget weiter – die sofort »Ich kann das nicht!« quiekte – und brachte mich bis zur Einfahrt.
    »War blöd für dich, was?«, fragte er.
    »Nicht unbedingt.«
    »Na klar.«
    Pause.
    »Was hast du jetzt vor?«
    Wusste ich nicht. Aber das wollte ich ihm nicht gleich auf die Nase binden.
    »Vielleicht schaue ich mal bei Hy vorbei«, log ich.
    »Ihr freundet euch wohl richtig an, was?«
    »Glaub schon.«
    »Tut mir leid, dass es blöd für dich war.«
    »Ja, mir auch.«
    Und das meinte ich ganz ernst. Es wäre alles viel leichter, wenn es nicht so wäre.
    ZWEIUNDZWANZIGSTER
    Ich habe den Fehler gemacht, meiner Mutter zu versprechen, ihr beim Vorbereiten der Einladungen zu Bethanys Großem Tag zu helfen. So verzweifelt suche ich nach Beschäftigung.
    Als Erstes taten Mom und meine Schwester das, was sie am besten können: mich wegen Scotty in die Mangel zu nehmen.
    »Also, kommst du jetzt mit Scotty zur Hochzeit?«, fragte meine Schwester.
    »Ähm, weiß ich noch nicht.«
    Ihre Nasenlöcher weiteten sich und sie schnaubte verärgert. »Du weißt noch nicht?«, fragte sie nach. »Mutter?!«
    Mom griff ein.
    »Jessie, wann willst du ihn denn fragen?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Es ist doch noch drei Monate hin bis zur Hochzeit.«
    Meiner Schwester platzte beinahe eine Ader.
    »Was glaubst du denn, was wir hier machen? Einladungen schreiben. Woher soll ich wissen, ob ich ihm eineschicken muss, wenn du noch nicht weißt, ob du ihn fragst?«
    »Ihm ist das doch egal, ob er eine Einladung kriegt«, wandte ich ein.
    »Ist mir egal, ob ihm das egal ist«, zischte meine Schwester. »Man macht das eben so.«
    Das wäre bestimmt noch stundenlang so weitergegangen, wenn meine Schwester nicht eine Einladung geschnappt und vor meiner Nase herumgewedelt hätte, um ihre Worte zu unterstreichen. Bevor sie den Umschlag wieder hinlegte, fiel ihr Blick auf die Schrift. Sofort riss das Blonde Band zwischen ihr und Mom, und die Dinge wurden hässlich. Und zwar richtig hässlich, so dass es gar keinen Spaß mehr machte, die beiden aufeinander losgehen zu sehen.
    »Nennst du das etwa Kalligraphie, Mutter?«
    »Was soll das heißen?«
    »Die Adressen stürzen alle hinten ab!«
    »Das merkt doch kein Mensch.«
    »Das merkt jeder! Ich habe es dir nur überlassen, weil du versprochen hast, es würde professionell aussehen!«
    »Meinst du, mir macht das Spaß? Wenn Grant nicht unbedingt dreihundert Leute einladen müsste, hätten wir uns vielleicht tatsächlich eine professionelle Beschriftung leisten können.«
    »Jetzt schieb nicht alles auf Grant.«
    »Also, seine Familie ist doppelt so groß wie unsere und hat zehn Mal so viel Geld wie wir. Es wäre schon ganz nett, wenn sie auch ein bisschen einspringen könnten.«
    »Das ist nicht Sache des Bräutigams, Mutter.«
    »Wir leben im 21. Jahrhundert; da wird es doch mal Zeit, mit Traditionen zu brechen. Die Brautfamilie dürfte eigentlich nicht mehr alles bezahlen.«
    »Tja, Pech für euch, dass ihr keinen Sohn habt …«
    Matthew Michael Darling. Geboren am 16. August. Gestorben am 1. September.
    Ich weiß nicht, was schneller fiel, die Kinnlade meiner Schwester oder die Tränen meiner Mutter. Mom rannte raus, meine Schwester blieb, weil sie wusste, sie konnte nichts sagen oder tun, um das rückgängig zu machen.
    »Du bist so eine niederträchtige Zicke«, sagte ich ganz leise und ruhig, weil verletzende Worte so noch schlimmer klingen.
    Bethanys Miene entgleiste. Sie konnte nicht glauben, was ich gerade gesagt hatte.
    Ich konnte es selbst kaum glauben. So etwas hatte ich noch nie zu einem Familienmitglied gesagt. Ich stand auf und ging in mein Zimmer, um gar nicht erst

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