Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
Vom Netzwerk:
Bundesstaatsmeisterschaften, die heute Nachmittag ansteht. Ich hoffe, vor unserem nächsten Gespräch bin ich geheilt.
    Deine schizophrene J.

 
    MAI

 
    VIERZEHNTER
    So habe ich meinen Samstag verbracht, anstatt an den Vorläufen der Bundesstaatsmeisterschaften oder ganztägigen Prom-Vorbereitungen teilzunehmen:
    Nachmittags um Viertel vor zwei bin ich aufgewacht. Und das nur, weil meine Mutter ins Zimmer stürmte, die Rollos hochriss und schrie: »Es ist Viertel vor zwei – höchste Zeit zum Aufstehen! « , ehe sie in einer Wolke Pastell und Parfüm wieder hinausrauschte. Meine Zunge war vom Nachtschleim so verklebt, dass ich ihr auf die rüde Schlafstörung keine passende Antwort geben konnte. Leider konnte ich auch nicht so tun, als sei sie bloß ein schrecklich fröhlicher Albtraum. Wenn ich erst mal wach bin, bin ich wach.
    Also stand ich auf und sah aus dem Fenster. Die Sonne schien, es waren zweiundzwanzig Grad – ideal für Prom-Fotos. Und Laufwettbewerbe. Ich zog meine Surfer-Shorts und ein Tanktop an, band mir die Haare zu zwei schiefen Rattenschwänzen, schnappte mir einen Handspiegel und kontrollierte mein wirkliches Aussehen mit Hilfe des großen Spiegels an meiner Zimmertür.
    Das alles dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde.
    »Jessica Lynn Darling! Bist du immer noch nicht auf?«
    Ich ging runter in die Küche.
    »Nett von dir, uns zu beehren«, sagte Mom, während sie die frisch eingetroffenen Zu- und Absagen (»mit großem Bedauern«) sortierte.
    Dad, der immer noch sauer war, dass ich letzte Wochedas Rennen verbockt hatte, grunzte bloß und tat so, als würde er eine Computerzeitschrift lesen. Ich murmelte eine Art Gruß und schüttete mir eine Riesenportion Cap’n Crunch ein – Frühstück und Mittagessen zugleich.
    »Vielleicht wärst du nicht immer so müde, wenn du dich ausgewogener ernähren würdest«, sagte Dad mit einem Blick auf meine Schüssel.
    »Sehr subtil, Dad«, sagte ich. Ich wusste, so konnte ich ihn provozieren. Und das wollte ich. Die letzten 168 Stunden hatte er mich nämlich entweder nur angegrunzt oder völlig ignoriert, und das hielt ich einfach nicht mehr aus.
    »Was soll das heißen?«
    »Du meinst doch ganz offensichtlich eigentlich mein Rennen«, sagte ich.
    Und los ging es.
    »Das war kein Rennen. Du hast selten was abgeliefert, das so wenig nach einem Rennen aussah.« Es sprudelte nur so aus ihm heraus, als ob er schon den ganzen Tag darauf gewartet hätte, dass ich endlich aufstehe. »Drei von den Mädchen hast du dieses Jahr schon bei Schulwettkämpfen geschlagen. Wie konntest du gegen die verlieren? Ich hätte nicht im Traum gedacht, dass du nicht mal die Vorläufe zu den Meisterschaften schaffst.«
    »Ich hatte einen schlechten Tag.«
    »Das ist alles?«, fragte er. »Du hattest einen schlechten Tag? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?«
    Endlich legte Mom mal ihre Antwortbriefe zur Seite. »Dar, lass sie in Ruhe. Sie hatte einen schlechten Tag.«
    »Als ich noch gespielt habe, da gab es keine schlechten Tage, Helen. Ich habe gegen meinen Schmerz angekämpft. Mich durchgebissen.« Jetzt kam er richtig in Fahrt. »Ich würde mich ja gar nicht aufregen, wenn sie von überlegenenLäuferinnen deklassiert worden wäre. Aber ich weiß einfach nicht, was mit ihr los ist. Ich weiß, sie ist ein Mädchen, aber sie muss doch mal ein bisschen Härte zeigen.«
    Und da ging es mit mir durch.
    »HÖRT ENDLICH AUF, ÜBER MICH ZU REDEN, ALS OB ICH NICHT DA BIN! ICH HABE SO DIE SCHNAUZE VOLL VON EUCH BEIDEN! LASST MICH EINFACH NUR IN FRIEDEN!«
    Noch ehe sie reagieren konnten, sprintete ich durch die Hintertür raus. Ich lungerte ein bisschen auf dem Spielplatz rum, der nicht mal einen Kilometer von unserm Haus weg ist, weil ich hoffte, da würden ein paar Kinder rumspringen und ganz süß spielen. Aber trotz des herrlichen Wetters war ich ganz allein.
    Als ich ein paar Stunden später wieder nach Hause kam, gingen meine Eltern durch die Decke. Bisher hatten sie meine Ausbrüche toleriert, weil sie wussten, die Trennung von Hope machte mir zu schaffen. Aber jetzt konnten sie meine Frechheiten nicht länger dulden . Sie erteilten mir zwei Wochen Telefon- und Computerverbot, was wirklich unterirdisch ist, denn das Einzige, was meine geistige Gesundheit noch halbwegs rettet, ist der Kontakt zu Hope. Das sagte ich ihnen auch. Und weil sie total unfaire, tyrannische Arschlöcher sind, verlängerten sie das Verbot daraufhin um eine Woche. Ich wollte keinen ganzen Monat

Weitere Kostenlose Bücher