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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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nochhabe, darauf verwenden muss, mir für alle nette Sachen zum Reinschreiben auszudenken, während ich sie im Gegenzug keine Mühen koste.
    Also habe ich mir eine praktische kleine Liste typischer Allzwecksprüche zurechtgelegt, die mich vor jeder Peinlichkeit bewahren sollen.

    Einfach aus allen Spalten ein bisschen mischen, und schon hatte ich für jeden die passende, einigermaßen ehrlich klingende Gefühlsäußerung. Und ich hatte auch gar kein schlechtes Gewissen dabei. Jedenfalls nicht, bis Pepe auf mich zukam.
    »Würdest du was in mein Jahrbuch schreiben, ma belle ?«
    Das war mutig. Ich meine, ich gehe ja auch nicht zu Paul Parlipiano und frage ihn, ob er was in mein nicht existentes Jahrbuch schreibt, oder? Also schrieb ich:
    Pierre,
    ich habe schon immer Deine Fähigkeiten bei der Konjugation bewundert. Und nie werde ich die Nacht vergessen, als ich die wahre Identität des Black Elvis herausfand. Wir sehen uns in Französisch II.
    A bientôt
    Jessica
    Sein Grinsen war kilometerbreit. Als ob ich geschrieben hätte:
    Pierre,
    ich habe schon immer bewundert, wie gut Du Deine Unterhosen ausfüllst. Und nie werde ich die Nacht vergessen, als ich herausfand, wie gut Du mit einer Klitoris umgehen kannst. Wir sehen uns in meinen wildesten, feuchtesten Träumen.
    Voulez-vous coucher avec moi ce soir?
    Jessica
    Ich wollte noch mehr schreiben: dass ich ihn respektierte, weil er sein eigenes Ding machte, dass ich mir wünschte, ich könnte so leicht Grenzen aufweichen wie er, aber irgendwie fand ich das zu seltsam. Außerdem reichte das, was ich geschrieben hatte, völlig aus. Pepes Dankbarkeit war der Höhepunkt mehrerer Höllenwochen. Meine miese Laune wird dadurch verstärkt, dass die vier Ahnungslosen noch dicker miteinander sind als üblich. Regelrechter Freundinnen-Overkill: Shopping, Strandtrips, Wochenendpartys. Oh Mann, wieso macht mir das überhaupt was aus?
    Und heute auf dem Heimweg habe ich Scotty und Kelsey erwischt, wie sie in ihrem Auto an der Ampel knutschten. Ich bin direkt vor ihnen über die Straße gegangen und er hat mich nicht mal gesehen. Hätte auch keinen Unterschied gemacht. Wir reden nicht mehr miteinander. Sara meint – von wem sie das auch haben mag –, dass Kelsey sich von mir bedroht fühlt.
    Das ist nun wirklich zum Totlachen. Ich bin doch so schwach wie nie.

1. JUNI
    Hope,
    meine Eltern sind scheiße. Sie hätten sich nichts Arschigeres ausdenken können, als mir das Telefonieren und Mailen zu verbieten. Ist ihnen nicht klar, dass nur Du mich vor dem Wahnsinn rettest?
    Nein. Ist ihnen nicht klar. Das ist ja das Problem.
    Ich weiß nicht, wie es noch schlimmer werden könnte. Nachdem alle meine Versuche, normal zu werden, nach hinten losgegangen sind, fehlt mir jede Motivation, mich anzupassen.
    Aber ich tue immer noch so.
    Alle reden dauernd über die großen Abschlusspartys, und ich maule rum, weil ich sie wegen Bethanys Hochzeit verpasse, die am selben Wochenende ist. In Wirklichkeit bin ich natürlich erleichtert. Kein Party-Hopping zu machen, weil ich was anderes vorhabe, ist gesellschaftlich akzeptabel. Kein Party-Hopping zu machen, weil ich lieber zu Hause sitze und mir den Talg aus den fetten Mitessern auf der Nase drücke, ist es dagegen nicht.
    Ich glaube allerdings nicht, dass ich irgendwem was vormache.
    Gratuliere zu Deinem Job im Visual Arts Camp . Klingt echt cool. Vielleicht können wir uns sehen, wenn es vorbei ist, bevor die Schule wieder losgeht? Aber im Moment kann ich nicht so weit vorausdenken.
    Pass auf Dich auf.
    Deine morbide J.

 
    JUNI

 
    ZWEITER
    In meinem Psychobuch steht, dass längerer Schlafmangel einen tatsächlich wahnsinnig machen kann. Ich bin der lebende Beweis. Was sonst hätte mich dazu treiben können, meinen Ruf zu riskieren? Mein Leben?
    Aber von vorn:
    Heute hatten wir in Französisch eine Vertretung, was bedeutete, dass die Doppelstunde mit einem untertitelten Gérard-Depardieu-Film vergeudet wurde. Auf keinen Fall wollte ich mir die Gelegenheit entgehen lassen, ein bisschen Schlaf zu kriegen, also täuschte ich Unterleibskrämpfe vor und durfte ins Krankenzimmer.
    Schulschwester Payne wollte meine Eierstöcke mit elektrischen Heizkissen besänftigen, aber ich bestand darauf, dass ich bloß ruhig liegen müsse, bis mein Schmerzmittel gegen PMS-Beschwerden Wirkung zeige. Sie insistierte nicht lange, weil irgendwo ein Streit zwischen Prolls und Wiggaz ausgebrochen war und sie ein paar kleinere Schrammen und Beulen behandeln

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