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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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psychische Instabilität auf einen Nervenzusammenbruch zusteuern ließ –, aber ich wollte doch gern hören, was ein Profi über meinen Zustand dachte.
    »Dr. Hayden meint, ein paar Multivitamintabletten könnten dir nicht schaden.«
    Was für eine Enttäuschung. Ich hatte wirklich gedacht, er hätte mir zugehört. Erwachsene sind scheiße.
    »Außerdem findet er, ich sollte mir überlegen, mit dir zum Psychologen zu gehen.«
    Halleluja! Das ist doch mal ein Anfang.
    »Meint er, ich habe ein Borderlinesyndrom?«
    »Nein«, antwortete sie. »Er sagt, du machst dir zu viele Gedanken. Schnall dich an.«
    »Ich mache mir zu viele Gedanken? Ich habe mir schonimmer zu viele Gedanken gemacht«, sagte ich. »Und für so eine Diagnose muss man hundert Dollar zahlen?«
    »Er meint, die Anspannung und der Stress greifen deine Gesundheit an. Darum kannst du nicht schlafen und darum kriegst du wahrscheinlich auch deine Regel nicht. Schnall dich an.«
    »Ohne meine Regel kann ich bestens leben …«
    »Schnall dich an.«
    Ich schnallte mich an.
    Dr. Hayden hatte ihr einen guten Kinder- und Jugendpsychologen empfohlen. Wäre ich richtig durchgedreht, würde ich mich natürlich gern auf die Couch legen. Aber so sagte ich ihr gleich, dass ich auf keinen Fall zum Seelendoktor rennen wollte, bloß um mich zu entspannen.
    »Möchtest du mir irgendwas erzählen?«, fragte sie sehr ernst.
    Wollte ich ihr irgendwas erzählen? Klar. Ich wollte ihr ungefähr eine Milliarde Sachen erzählen. Aber wenn ich mit ihr reden könnte, hätte ich nicht mein Innerstes vor Dr. Hayden ausbreiten müssen, oder? Sosehr sich Mom einen bewegenden Mutter-Tochter-Augenblick wünschte: Sie kann nicht plötzlich meine beste Freundin sein, bloß weil sie mal zwei Sekunden nicht an den Großen Tag gedacht und diese Frage gestellt hat.
    »Nein.«
    Sie seufzte ungefähr zehn Minuten vor sich hin.
    »Ich werde deinem Vater nichts davon erzählen. Sonst regt er sich bloß auch noch auf«, sagte sie und beschleunigte auf dem Highway. »Ich verstehe allerdings wirklich nicht, worüber du dir solche Sorgen machst. Und warum du meinst, es an uns auslassen zu müssen …«
    Toll, wie sie die Sache wieder so gedreht hatte, dass es ihrProblem und nicht meins war. An der Stelle schaltete ich einfach ab und lauschte nur noch dem Summen der Reifen. Ich starrte auf die gelben Fahrbahnstreifen, freute mich an meiner Zufriedenheit und meinem Entschluss, ihnen von nun an überhaupt nichts mehr zu erzählen.

1. MAI
    Hope,
    der Regelalarm 2000 geht weiter. Meine Angst vor Amenorrhoe hat natürlich einen neuen Höchststand erreicht, seit ich erfahren habe, dass es gar keinen richtigen Befund gibt.
    Es ist also kein Zufall, dass meine Schmerzgrenze, was den Club der Ahnungslosen angeht, auf dem Tiefpunkt ist. Ich erspare Dir die quälenden Einzelheiten ihrer Shoppingtour; lassen wir es dabei, dass Mr D’Abruzzis Kreditkarte schwer beansprucht wurde und alle vier schon die ganze Woche mit neuen Klamotten und neuem Make-up schaulaufen. Cliquen-Shoppen – einfach herrlich. Oder dämlich, wie man will.
    Und Hy ist jetzt die Anführerin. Sie wusste genau, Wally D würde klaglos zahlen, wenn Sara ihm die Ohren vollheult, wie sehr sie darunter leidet, vom Prom-Vorbereitungsvergnügen ausgeschlossen zu sein. Keinem ist aufgefallen, dass ich auch nicht zur Prom gehe. Sie leiden alle so unter kollektivem Realitätsverlust, dass ihnen gar nicht bewusst ist, dass sie mich vom Prom-Vorbereitungsvergnügen ausgeschlossen haben und dass Sara bloß heult, weil sie glaubt, der Typ in Mexiko hätte sie geschwängert. Hys erster solidarischer Akt bestand darin, dass sie den Typen nur noch »den Studentenwichser« nennt.
    Hy scherzt jetzt mit den dreien rum, als ob sie Spaß dran hätte. Ich hab ja schon oft gesagt, als beste Freundin kam sie für mich nie in Frage. Aber das war okay, solange sie auch nicht die beste Freundin der Ahnungslosen wurde. Hy ändert ihren Charakter anscheinend so häufig wie die Farbe ihrer Strähnen (momentan verschiedene Purpurschattierungen). Vielleicht war sie überhaupt nie die, für die ich sie gehalten habe.
    Ach ja, und Scotty redet immer noch nicht wieder mit mir. Und wenn Du dann noch dazurechnest, dass ich pro Nacht ungefähr drei Minuten schlafe und dass die Prom-Hysterie ihren schrillen Höhepunkt erreicht hat, dann kannst Du Dir vorstellen, wieso ich mich so psycho fühle und ganz und gar nicht bereit für die Qualifikation zu den

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