Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
Vom Netzwerk:
rechtzeitig, um mit dem schier endlosen Geplapper der Prom-Nachlese fertigzuwerden. Ich begab mich einfach auf eine andere Bewusstseinsebene – mein Körper antworteteauf die Worte von Hy und den Ahnungslosen mit passendem Nicken, Lächeln oder Mm-Hm , ohne dass ich die Botschaften im Gehirn verarbeiten musste.
    Den ganzen Tag kam unverständliches Rauschen aus ihren Mündern. Nur gelegentlich drang ein Wort durch, so wie man bei einem schlecht eingestellten Sender ab und zu ein Stück versteht. freisssssssssssssssssKöniginsssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssLimousinesssssssssssssssDJssssssssssssssssssssssstotlachenssssssssssssssssssssBrummersssssTequilassssssssHinternsssssVideossssSchlampe …
    Ich erwachte aus meinem Teilkoma. »Was hast du gerade gesagt?«
    »Dass es zum Totlachen war, als Brummer die drei Tequila runtergekippt und getanzt hat wie so ne Hip-Hop-Videoschlampe«, sagte Manda.
    »Unser Brummer hat den Hintern geschwungen«, lachte Hy.
    »Aber Sara war doch gar nicht auf der Prom«, sagte ich.
    Kurze Pause. Sie warfen einander Blicke zu, die laut und deutlich Ups sagten.
    »Sie hat uns auf der Strandparty getroffen«, sagte Hy schließlich.
    »Wir hätten dich ja auch eingeladen«, sagte Sara.
    »Aber wir dachten, du hättest am Sonntag einen Wettkampf«, sagte Manda.
    »Ich habe noch nie sonntags einen Wettkampf gehabt«, sagte ich mit so dünner Stimme, dass ich davon ganz trübsinnig wurde.
    »Ach«, sagte alle vier im Chor.
    Das war kein Versehen. Sie hatten mich absichtlich geschnitten. Jetzt war es offiziell. Der Club der Ahnungslosen hatte mich durch ein neues Mitglied ersetzt.
    Ich wollte ihnen nicht den Triumph einer hastigen Flucht gönnen. Also blieb ich das Mittagessen über sitzen und versuchte, wieder auf die andere Bewusstseinsebene zu wechseln. Ohne Erfolg. Ich hörte jedes Wort.
    Und weil ich sowieso schon deprimiert bin, kann ich auch noch eine weitere Sache von der Prom erzählen. Und sie dann nie wieder erwähnen. Niemals.
    Carrie P. hat mir ihre Fotos gezeigt. Auf einem 13x18-Abzug: Ihr Tisch. Nummer 18. Eines der vier anderen Paare sind Paul Parlipiano und Monica Jennings. Er trägt einen klassischen schwarzen Smoking, eine silberne Satinfliege und ebensolche Weste. Diese rosaroten Lippen, breit lächelnd. Gerötete Wangen. Grübchen. Das Haar fällt ihm in die braunen Augen. Die Hände liegen locker auf Monicas sonnengeküssten Schultern und hinterlassen im Glitzer-Make-up Fingerabdrücke.
    Und da gehören seine Hände hin.
    ZWANZIGSTER
    In der heutigen Schulzeitung wurden die »Testamente und Nachlässe« der Seniors veröffentlicht.
    Ich, Paul Parlipiano, hinterlasse hiermit: Chris ein Thanksgiving-Essen während des Drum-Solos; Carrie ein paar Lehrstunden in Zuhälterei; Monster ein Dutzend Nussknacker; Gibbs die Elfe auf der linken (Verlierer-)Seite; Ry ein Bootleg von Mr Tapeworm; Fitz I und II ein Automatikgetriebe der letzten Hoffnung; Nancy eine Zahnbehandlung à la Die Asche meiner Mutter ; Jeannie eine Rockstar-Ausrüstung; Erika eine spontane Disco-Tanzparty; Katy Erinnerungen an die elfte Reihe; Laura Videos von Victor/Victoria und Manche mögen’s heiß ; T. J. das Standardwerk Alle meine Zuchthengste .
    Offenbar lauter Insiderwitze. Aber sie klingen geistreich, klug, wunderbar. So wie er.
    Aber nicht deshalb lese ich es immer wieder. Na gut, jetzt wird es ein bisschen abgedreht. Ich lese sein Testament andauernd, weil ich es unbedingt verstehen will. Ich hoffe, wenn ich es lange genug analysiere, wird auf einmal alles Sinn ergeben. Ich werde den komplizierten Code knacken und eine Botschaft lesen, die nur mir allein gilt – die geheime Information, die mir Paul Parlipianos Herz aufschließt.
    Kelsey hat Scotty übrigens »einen Zungenbrecher« hinterlassen. Das will ich ganz bestimmt nicht übersetzt haben.
    Mir hat niemand irgendwas hinterlassen.
    DREISSIGSTER
    Ich habe kein Jahrbuch gekauft, was an der PHS eine Straftat ist. Den ganzen Tag schon höre ich nichts als: Schreib doch was in mein Jahrbuch. Soll ich nichts in dein Jahrbuch schreiben? Wieso hast du kein Jahrbuch gekauft? Alle kaufen ein Jahrbuch.
    Nein. Nicht alle kaufen ein Jahrbuch. Wir sehen uns alle nächstes Schuljahr wieder. Und im übernächsten auch. Muss ich wirklich fünfundsiebzig Dollar dafür ausgeben, mir von Leuten einen »supergeilen Sommer« wünschen zu lassen, die ich von Juni bis August am liebsten vergessen will? Unfair ist bloß, dass ich sämtliche Energie, die ich

Weitere Kostenlose Bücher