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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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Krankenzimmer …«
    Jetzt kommt’s. Gleich setzt er zum tödlichen Stoß an. Ich bin geliefert. Erledigt. Totes Fleisch.
    »Hast du ihn mit irgendjemandem gesehen? Du kannst es mir ruhig erzählen, du hast nichts zu befürchten.«
    Was?
    »Ich weiß, dass diese Störenfriede dich vielleicht unter Druck gesetzt haben …«
    Will er damit andeuten –
    »Vielleicht haben sie dich sogar körperlich bedroht …«
    Halleluja! Er hatte mich überhaupt nie in Verdacht. Nachdem ich den Sinn unserer Zusammenkunft nun also begriffen hatte – ich sollte den »Störenfried« ausliefern, der die Tat begangen hatte –, konnte ich freier sprechen. Ich sagte ihm, dass mich niemand bedroht hatte, denn ich hatte die ganze Zeit geschlafen. Ich hatte weder Marcus noch sonst irgendjemanden gesehen.
    »Wenn ich doch nur wen gesehen hätte, dann könnte ich Ihnen helfen«, sagte ich.
    »Ja, das wäre schön«, sagte er.
    Mein niedlicher Nachname und meine Spitzennoten haben mich mal wieder gerettet.
    DREIZEHNTER
    Mein Gespräch mit Direktor Masters hatte mich erst mal beruhigt. Aber ich wusste auch, solange sie keine Schuldige fanden, war ich nicht ganz außer Gefahr.
    Und heute haben sie eine gefunden. Niemand war verblüffter als ich.
    »Sie haben rausgefunden, wer in den Becher gepinkelt hat!«, rief Sara vor der ersten Stunde.
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich. Eine absolute Null namens Taryn Baker.«
    Taryn Baker war eine graue Maus aus dem ersten Jahrgang, die so verzweifelt ins Rampenlicht wollte, dass sie ohne Not ein Vergehen gestand, das sie nicht begangen hatte. Gestern bei der Probe des Schulorchesters hatte sie vor den anderen Klarinettisten so lange geprahlt, dass sie in den Becher gepinkelt habe, bis die anderen von ihrem Egotrip die Nase voll hatten und sie ans Messer lieferten. Bläserneid.
    Die Schulleitung ist natürlich begeistert, eine Schuldige gefunden zu haben, und hat ihre Version nicht mal nachgeprüft. Marcus hat sie weder dementiert noch bestätigt. Natürlich konnte die arme kleine, unsichere Taryn gar nicht anders, als alles zu tun, was ihr der abgebrühte Manipulierer Marcus einflüsterte, weshalb sie ziemlich ungeschoren davonkommt: Schulverbot für den kurzen Rest des Schuljahres. Klar bin ich ihr dankbar, dass sie freiwillig den Sündenbock spielt, aber irgendwie tut sie mir auch leid. Kennt sie das Kurzzeitgedächtnis von Pineville so schlecht? Weiß sie nicht, dass der Ruhm, den sie heute erworben hat, nach den Ferien schon vergessen sein wird?
    Bösewicht Marcus hingegen wird nach Middlebury geschickt. Es heißt, er wird nicht wiederkommen. Seine Eltern wollen ihn auf eine Militärschule schicken. Ich weiß, dass ich nichts von ihm hören werde. Er ist schlau genug zu wissen, dass kein Kontaktmedium wirklich vertraulich sein kann.
    Ich rede mir die ganze Zeit ein, dass die Sache genauso geendet wäre, wenn ich gar nichts damit zu tun gehabt hätte. Er wäre trotzdem in der Entziehungsklinik gelandet. Ich wünschte, ich könnte mir sagen, dass es so das Beste für ihn ist. Ich muss die ganze Zeit daran denken, was Heath passiert ist. Dem hatte es auch nicht geholfen, von der Schule zu fliegen. Diese spezielle Schule für »gefährdete« Jugendliche hat ihn nicht zur Vernunft gebracht oder von schlechter Gesellschaft ferngehalten. Oder auch nur sein Leben gerettet.
    Meine Telefonsperre ist aufgehoben. Aber Hope kann ich trotzdem nichts von dieser Sache erzählen. Wie soll ich erklären, dass ich einem der Menschen geholfen habe, die sie mehrals alle anderen auf der Welt hasst, und dann auch noch dabei, mit etwas durchzukommen, was sie mehr als alles andere auf der Welt verabscheut? Ich kann unsere Freundschaft nicht wegen so einer Riesendummheit aufs Spiel setzen.
    Also kann ich es nur hier rauslassen.
    Und für wen schreibe ich das hier eigentlich? Wer bist du? Wer hat dieses Notizbuch gefunden und interessiert sich so dafür, dass er oder sie es auch liest? Du hast wohl sonst nichts zu tun. Oder Moment mal. Bist du ich in fünfundzwanzig Jahren? Das ist zu abgedreht. Hör auf zu grübeln, Jessica. Denk nicht immer so weit voraus. Hör einfach auf.
    SECHZEHNTER
    Nachts um ein Uhr zweiundvierzig hörte ich ein Prasseln am Fenster. Ich war wach, konnte also schnell reagieren. Ich machte das Fenster auf und beugte mich hinaus.
    »Du bist ja wach!«
    Es war Scotty mit einer Handvoll Kies.
    »Ich bin immer wach. Was willst du?«
    »Ich muss mit dir reden. Kannst du runterkommen?«
    Ich wusste gleich, es

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