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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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Resultate eines Drogentests wartet? Vielleicht pinkelte man auf so ein Stäbchen und es wurde bei Hasch sofort lila, wie ein Schwangerschaftstest?
    Ich wartete, dass Streifenwagen mit heulenden Sirenen auf den Parkplatz einbogen. Dass Marcus, schreiend und um sich schlagend, in Handschellen auf den Rücksitz gedrängt wurde, um in die Middlebury Clinic verfrachtet zu werden, eine der besten Entziehungskliniken des Staates. Dass dieganze Schule ihn rufen hörte: »Keine Sorge, Cuz! Ich werde dich nicht verpfeifen!« Wochenlang würden sich alle fragen, wer wohl mit »Cuz« gemeint war.
    Aber nichts geschah.
    Ich spüre immer noch die Hitze seiner Hand auf dem Knie.
    FÜNFTER
    Hätte ich nicht diesen Traum gehabt, könnte ich schwören, das ganze Wochenende hellwach gewesen zu sein.
    Ich schlafe auf der Liege im Erholungsraum der Schulschwester. Diesmal habe ich aber das Licht angelassen. Als die Tür aufgeht, sehe ich also sofort, dass Paul Parlipiano reinkommt.
    Er setzt sich neben mich und sagt, »Ich brauche deine Hilfe.«
    Ich frage: »Meine Hilfe? Wofür brauchst du meine Hilfe?«
    Er zieht einen Joghurtbecher aus seinen umgeschlagenen Khakihosen.
    Er: »Du musst hier reinpinkeln.«
    Ich: »Kein Problem. Ich mach’s.«
    Er weiter: »Wenn du das tust, verspreche ich, mit dir zu schlafen.«
    Ich also: »Kein Problem. Ich mach’s.«
    Und er: »Und ich breche meine Versprechen nie.«
    Und ich: »Kein Problem. Ich mach’s.«
    Ich sehe zwar nicht, wie ich es tue, aber ich glaube, ich tu’s.
    Dann sagt Paul Parlipiano, »Danke. Jetzt werde ich mit dir schlafen«, und knipst das Licht aus.
    Dann haben wir wohl Sex, schätze ich, aber auch das kann ich nicht sehen.
    Einen Augenblick später höre ich ein Mädchen kichern. Die Tür öffnet sich und das Licht leuchtet auf.
    Es ist die lachende Kelsey, die Scotty an der Hand ins Zimmer zerrt. Sie sagen es zwar nicht, aber ich weiß einfach, dass sie sich hier reingeschlichen haben, um es zu tun.
    Scotty sieht mich beim Sex und schreit: »Wie kannst du nur mit Marcus Flutie poppen?«
    Ich kreische zurück: »Aber das ist doch Paul!«
    Und ich sehe Paul Parlipiano ins Gesicht, aber er ist es gar nicht. Scotty hat Recht: Es ist Marcus Flutie.
    Das nenne ich mal einen Hirnfick.
    Versteht sich von selbst, dass ich heute bei Schulbeginn eine wandelnde Panikattacke war. Ich hatte das ganze Wochenende Zeit, mir über die Sache mit Marcus Gedanken zu machen, und jetzt stand ich am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Ich hoffte inständig, Marcus würde zur ersten Stunde erscheinen, weil das bedeutete, dass alles geklappt hatte und ich nicht auffliegen würde. Dann könnte ich endlich meine Paranoia begraben.
    Mein erleichterter Seufzer, als Marcus vor der ersten Stunde an meinem Tisch vorbeischlenderte, hätte einer ganzen Armada die Segel gebläht.
    Während des Fahneneids, der Anwesenheitsprüfung, der offiziellen Mitteilungen schaute ich die ganze Zeit zu ihm rüber und hoffte, er würde meinen Blick erwidern. Aber er hielt den Kopf über sein Heft gebeugt, bis es klingelte. Marcus war clever. Er wusste genau, jedes ungewöhnliche Verhalten von einem von uns würde Verdacht erregen.
    Als ich hinaus in den Flur ging, wurde ich von hinten sanft geschubst. Ich drehte mich um und war zum erstenMal nicht überrascht, Marcus zu sehen. Er entschuldigte sich mit seinem typischen Grinsen, legte mir eine Hand fast auf den Po und die andere an meine Hüfte, um sich »abzustützen«. Bevor ich auch nur fragen konnte, was das sollte (hätte ich allerdings auch gar nicht), war er schon vorbei, seine Augen blitzten kurz auf, und sein angenehm holziger Duft blieb in der Luft hängen.
    »Ohmeingott! Der ist so fertig, der kann nicht mal mehr geradeaus laufen«, blökte Sara.
    Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie gern ich ihr gesagt hätte, dass sie – Ohmeingott! – bitte einmal die Schnauze halten soll.
    Nach ein paar Schritten bemerkte ich eine Beule in meiner hinteren Hosentasche. Glücklicherweise hatte Sara gerade die Ahnungslosen am Ende des Flurs entdeckt und rannte hinter ihnen her. Ich war ein paar Millisekunden allein, griff rasch in die Tasche, und tatsächlich: Da steckte eine Heftseite, kunstvoll zu einer quadratischen Origami-Figur gefaltet, die sich wie eine Blume öffnete und schloss. Oder wie ein Mund.
    Von Marcus! Ich wollte sie unbedingt auffalten.
    Doch im gleichen Augenblick kam der Club der Ahnungslosen auf mich zu. Verdammt! Schnell stopfte ich Marcus’ Geschenk

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