Erstens kommt es anders ... (German Edition)
andere aus der Grace-Familie scharf war, ist alles vorbei.«
»Ganz deiner Meinung! Deshalb müssen wir verhindern, dass sie es erfährt.« Diana runzelte die Stirn. »Obwohl ich nicht weiß, ob sich das ewig vermeiden lässt. Auf jeden Fall werden wir dafür sorgen, dass sie deine Version als Erste erfährt. Von dir, Michael!«
Der schüttelte hektisch den Kopf, in seinen Augen stand die nackte Panik. »Du kennst sie nicht! Sie dreht durch. Sie ...«
»Michael?«
Unvermittelt hielt er inne. Hoffnung – so lächerlich – erhielt neue Nahrung.
»Niemand kann sich gegen seine Gefühle wehren. Auch Stevie nicht. Sie wird dir verzeihen. Sie muss ...«
Bitter lachte er auf. »Du sprichst von Stephanie! Sie muss überhaupt nichts!«
»Michael?« Er stöhnte auf, doch Diana ließ sich nicht verwirren, sondern lächelte. »Vertrau mir.«
Ihm blieb wohl nichts anderes übrig.
Wenngleich er nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie das drohende Fiasko aufhalten sollten.
Zum ersten Mal verwünschte Michael sich für seine Barbesuche, besonders diesen an jenem Abend. Doch je länger er darüber nachdachte, desto mehr kam er zu dem Schluss, sich nicht falsch verhalten zu haben. Gut, diesen einen Kuss hätte er sich schenken können. Aber der fand nur statt, weil ihm zu diesem Zeitpunkt ihr wahres Alter nicht bekannt gewesen war. Sobald der Verdacht in ihm aufkeimte, dass irgendetwas nicht in Ordnung sein könnte, hatte er sich zurückgezogen. Er hatte sich um sie gekümmert, dafür gesorgt, dass sie gesund nach Hause kam, dass ihr Auto den gleichen Weg nahm, und zwar ohne betrunkene Bianca hinter dem Steuer. Sogar den gefälschten Ausweis hatte er ihr abgenommen und sich die gesamte Nacht um die Ohren geschlagen, um dem Mädchen zu helfen! Was hätte er sonst noch tun können? Nichts!
Leider hieß das keineswegs, dass Stevie das ebenso sehen würde. Demnach blieb ihm nur, Diana zu vertrauen und zu hoffen. Deshalb war Michael in Wahrheit äußerst angespannt, während er mit Cassidy herumalberte, sich von ihr den Champagner in den Mund träufeln ließ, scheinbar seine Aufgaben als Gastgeber völlig vernachlässigte und dafür bereits die ersten echauffierten Blicke auf sich zog. Die interessierten ihn weniger, mieser konnte sein Ruf nicht mehr werden. Aber Stevie stand in einiger Entfernung und blickte immer wieder mit großen, entsetzten, fassungslosen Augen zu ihnen hinüber.
Fein! Inzwischen so wütend auf diese kleine, zierliche, ausnehmend schöne Frau, musste er sich zusammenreißen, um nicht zu ihr zu gehen und ihr seine verdammte Wut ins Gesicht zu brüllen!
Endlich!
Soeben ließ er sich von einem dümmlichen Weib Champagner einflößen, das es bereits mit der halben Stadt getrieben hatte und Stevie blickte entsetzt!
Wie konnte man so verkorkst sein? Aber Michael blieb ruhig. Und währenddessen nahm er den Blick nicht vom Eingang. Genialer Nebeneffekt dieser gesamten Nummer war übrigens, dass Renata mittlerweile vor Wut schäumte. Dabei war völlig nebensächlich, mit wem er diese abartige Vorstellung lieferte. In Wahrheit hasste er Cassidys Lippen auf seinem Mund ebenso, wie er Renatas verabscheut hätte oder die jeder anderen Frau, die nicht Stevie hieß. Und er spürte, dass dieser Abend das Ende einläutete. Den Showdown, auf den diese Geschichte seit zwei Jahren unweigerlich zusteuerte. Diesmal würde er es bis zum Eklat treiben. Soweit, bis selbst Stevie nicht mehr zusehen konnte. Zuvor musste Michael nur noch die Bianca-Gefahr aus dem Weg räumen.
Zunächst tauchten endlich Diana und Marcel auf.
Duncan, Dianas Studienfreund, der Michael an jenem Abend mit Biancas Wagen geholfen hatte, begleitete sie. Ja, ja, so kam alles wieder zusammen. Ausgelassen grinsten sie breit, auch wenn Michael die feine Sorge in Dianas Augen nicht entging. »Du entschuldigst doch mal, oder?« Bevor Cassidy den Sinn hinter Dianas Worten ausmachen konnte, hatte die bereits deren Hand beiseite gefegt, die sich in Michaels Jackett festgekrallt hatte, und zog ihn mit sich. Cassidy protestierte nicht etwa. Während sie den beiden nach starrte, machte sie einen äußerst debilen Eindruck. Dieses Phänomen kannte Michael bereits zur Genüge. Es dauerte immer ein paar Minuten, bevor es Cassy gelang, den derzeitigen Vorgängen zu folgen. Anders ausgedrückt: Ihnen blieben ungefähr zwei Minuten. Dann würde auch Miss Feldweg endlich begriffen haben, dass sie gerade ziemlich beleidigt worden war.
Diana hatte nicht viel zu sagen.
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