Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
offenbarte sich eisiges Braun.
    Nein!
    So würde er sie nicht davon kommen lassen! Mit einem Satz stand er, warf sein zerfetztes Hemd über, stürzte aus der Tür und wenig später hinaus in den strömenden Regen. Der wurde nach wie vor von peitschendem Wind, grellen Blitzen und grollendem Donner untermalt.
    Immer noch sehr passend!
    Auf dieser Seite des Hauses brannte so gut wie kein Licht. Niemand hätte vermutet, dass keine fünfzig Meter entfernt Hunderte Autos parkten und einer der größten Gesellschaftsbälle des Jahres tobte.
    Beim nächsten Blitz, der die gespenstische Szene erhellte, sah er sie.
    Weit gekommen war sie nicht. Stevie machte keine Anstalten, zu ihrem Wagen zu gehen. Mit gesenktem Kopf und schleppendem Gang taumelte sie anscheinend ziellos durch den Regen.
    Diesmal rief er nicht erst, sondern rannte sofort. Nach einigen großen Schritten bekam er sie an den Schultern zu fassen und wirbelte sie herum.
    Die wenigen Minuten hatten genügt, um sie einmal komplett durchzuweichen. Ihr Haar triefte, das Wasser perlte an den Wangen herab, das Kleid war nur noch ein nasser Fetzen, der jede Kontur ihres Körpers sichtbar machte.
    Entsetzt starrte sie ihn an. Irgendwann innerhalb der letzten Sekunden mussten sich Michaels Fäuste geballt haben, doch es war seiner Aufmerksamkeit entgangen. Er riss die Augen auf und brüllte ohne Vorwarnung los. Die raue Stimme hallte über den weiten Platz, was er auch nicht bemerkte und selbst wenn, wäre es ihm egal gewesen.
    »Was willst du eigentlich noch? Bist du denn nie zufrieden? Ich habe alles für dich aufgegeben, seit über einem Jahr hatte ich keine Andere. Ich habe nicht einmal an jemand anderes gedacht, da bist NUR du! Ich liebe dich, würde alles für dich geben, zur Not mein Leben! Aber sogar das genügt dir nicht! Weißt du was? Du kannst aufatmen, Entwarnung, endlich hat der Idiot es auch begriffen! Wie genial!«
    Abrupt wandte Michael sich ab und ging. Doch nach zwei Schritten blieb er stehen und sah sich zu ihr um. In der Bewegung zog er etwas aus seiner Hosentasche und warf es ihr achtlos vor die nassen Füße.
    »Hier.« Das kam so müde und ausgelaugt, wie er sich fühlte. »Ich wollte ihn dir schon vor einem Jahr geben, aber ...« Nach kurzer Besinnung winkte er ab. »Vergiss es! Vergiss es einfach!«
    Und damit ging er.
    * * *

rgendwann fand Michael sich im Büro wieder.
    In der Hand hielt er ein Whiskyglas und lehnte mit dem Unterarm an der Wand, die Faust geballt, den Kopf gesenkt. Weiterhin vorrangig mit dem Versuch beschäftigt, mit der Realität Schritt zu halten, lag sein Problem weniger in der Tatsache, dass sie gegangen war, sondern eher in der Frage nach dem Warum?
    Je öfter er sich die Situation vor Augen führte, desto ratloser wurde er. Alles hatte gestimmt! Seit Ewigkeiten – nein, wenn er ganz ehrlich war, hatte es sich zum ersten Mal überhaupt wirklich richtig angefühlt. Die vergängliche Nacht mit irgendeiner Fremden hinterließ am nächsten Morgen zwangsläufig einen schalen Beigeschmack. So sehr man sich auch dagegen wehrte und tat, als würde man ihn nicht schmecken, um das Gesamtbild nicht zu zerstören.
    Stirnrunzelnd nahm er einen großen Schluck von seinem Whisky und holte schließlich tief Luft.
    Okay.
    Genug! Vorbei! Das war tatsächlich das Ende. Niemand konnte behaupten, er hätte sich nicht bemüht. Trotzdem hatte er verloren – gut. Das Folgende würde nicht einfach werden, selbstverständlich nicht. Dennoch musste er sich dringend der Realität stellen. Und die breitete sich klar und deutlich vor ihm aus: keine Zukunft mit Stevie.
    Sein Blick fiel auf ihren Tisch und den verwaisten Stuhl dahinter.
    Keine Stevie!
    Dann sah er zur Tür, den Boden davor, auf dem sie wenige Minuten zuvor gelegen hatten. Augenblicklich spürte er erneut ihre Lippen, Finger in seinem Haar, Hände auf seiner Haut, ihre kleine, süße Brust, die Bewegungen ihrer Körper im absoluten Gleichklang ...
    Fast perfekt. Und er konnte das durchaus beurteilen. Dennoch war er ein erwachsener Mann. Alt genug, sich der unangenehmen Wahrheit zu stellen. Und genau das würde er jetzt tun!
    Genau!
    Offensichtlich musste er sich doch noch einmal nachgeschenkt haben.
    Seltsam, er konnte sich nicht daran erinnern, aber in seinem Glas befand sich Whisky, insofern lag die Annahme wohl nahe. Momentan war er ein wenig abgelenkt. Es wollte ihm nicht gelingen, den Blick von diesem verfluchten Teppich zu nehmen. Immer wieder hörte er dieses geseufzte: »Michael

Weitere Kostenlose Bücher