Erstens kommt es anders ... (German Edition)
...« Er sah das blonde, so gesunde, feste Haar, das sich auf dem dunklen Untergrund selbst in der Finsternis abgehoben hatte.
Feenstaub ...
Verdammt, es hatte sich so gut angefühlt!
Yeah ...
Unvermittelt runzelte er die Stirn.
Bullshit!
Ja, sie war eine Schönheit. Aber davon gab es reichlich! Mehr als genug! Er konnte sich nicht retten, vor lauter Anwärterinnen, die sich sogar mit Begeisterung zu einer Nummer auf dem verfluchten Schreibtisch bereit erklärt hätten!
Keineswegs brauchte er Stevie zu seinem Glück! Das hatte er noch nie!
Eine Zeit lang hatte er sich dieser Illusion hingegeben, dumm und naiv, wie er war, mehr war es nicht gewesen. Mal etwas anderes. Wie es überhaupt so weit gekommen war, ließ sich leicht erklären:
Ihre Ablehnung, die wiederholte Zurückweisung, diese Unnahbarkeit, der kühle Stolz. Alles das provozierte und genau deshalb hatte er sich ausschließlich auf sie fixiert. Gewohnt, zu bekommen, was immer er wollte, besaß er offensichtlich einen Hang dazu, genau das über Gebühr zu begehren, was ihm verwehrt wurde.
Kindisch? Sicher! Dennoch ahnte er, dass er mit seiner Einschätzung richtig lag. Der Mensch neigte dazu, in diese doch so simple seelische Falle zu tappen. Einfach Erreichbares verlor schnell seinen Reiz. Es war das Widerstrebende, schwer zu Erlangende, was als echte Herausforderung angesehen wurde.
Was unterschied sie denn tatsächlich von anderen Frauen? Damit meinte er nicht unbedingt Cassidy. Bei der handelte es sich um eine Schlampe, ganz klar. Zu künstlich, zu dumm, viel zu aufdringlich. Michael umgab sich im Normalfall nicht mit dummen, aufdringlichen Menschen.
Es galt, sich diese Stephanie schnellstmöglich aus dem Kopf zu schlagen! Und er wusste auch, wie er das anstellen musste, damit es funktionierte:
Mit einem Gegenmittel!
Nachdem er seinen Whisky ausgetrunken hatte, würde er sich landfein machen, hinübergehen, dieser Cassy den Laufpass geben – und zwar mit Pauken und Trompeten. Scheiß auf die edlen Ballgäste! – und sich dann die nächste schöne Frau nehmen, die ihm über den Weg lief.
Kondome!
Die sollte er besser nicht vergessen. Düster lachte er auf. Nein, diesmal bestimmt nicht. Eine derartige Pleite war ihm bis heute ja auch noch nie passiert.
… offensichtlich musste er sich doch noch einmal nachgeschenkt haben.
Das lag zumindest im Bereich des Möglichen. Denn als er in sein Glas sah, befand sich bereits wieder frischer Whisky darin, obwohl er sicher war, den in einem gigantischen Schluck vernichtet zu haben. Nach wie vor trug er das offene, reichlich mitgenommene Hemd. Also von landfein konnte derzeit auch keine Rede sein. Dabei drängte die Zeit, Eile war geboten. Bevor die anderen Männer die ledigen – akzeptablen – Frauen für den Abend unter sich aufgeteilt hatten und er leer ausging.
Das klang mies, lief aber in der Praxis genau so ab.
Nach wie vor lehnte sein Arm an der Wand und er hielt den Kopf gesenkt.
Nicht, dass er viel gedacht hätte oder das in nächster Zukunft beabsichtigte. Momentan fand er keinen geistreichen Gedanken in seinem Kopf.
Trocken lachte er auf.
Kein Problem! Um sich eine Frau zu kapern, musste man nicht intelligent und scharfsinnig sein. Das – ehrlich – wurde am wenigsten verlangt.
Im Normalfall, zumindest.
Bei Stevie hatte es sich anders verhalten. Vielleicht hatte er sich deshalb auch dazu hinreißen lassen, den Ring überhaupt zu kaufen.
Ring!
Verdammt! Den hatte er ihr ja vor die Füße geworfen!
Während er sein Glas leerte, blickte er aus dem Fenster. Das Donnern ließ endlich nach, aber der Wind peitschte noch immer über den Vorplatz. Und der Regen prasselte unaufhörlich auf den inzwischen völlig durchweichten Boden.
Zur Hölle damit! Wenn er auch alles andere verloren hatte, den Ring musste er zurückholen!
Wenig später stürzte sich Michael mit offenem Hemd zum dritten Mal an diesem denkwürdigen Abend in das Unwetter hinaus.
Eilig senkte er den Kopf, um sein Gesicht vor den unablässig aus jeder Richtung zu kommen scheinenden, harten Wassertropfen zu schützen und kämpfte sich durch den tosenden Sturm. Der hatte unterdessen an Gewalt noch einmal beachtlich zugelegt.
Und als er schließlich aufsah, erstarrte er. Flüchtig. Dann hatte er sich vom ersten Schock erholt und eilte zu ihr.
Mittlerweile stellte sie keinen nassen Menschen mehr dar, sondern jede Menge Wasser, mit einem bisschen Mensch darunter. Ihre Lippen schimmerten bläulich, das Zittern konnte sie
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