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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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achtete Stevie sorgfältig darauf, ihm nicht zu nahe zu kommen. Dieser Mann stellte eine beachtliche Gefahr dar. Kaum wusste sie, wie sie sich bewegen sollte, ohne doch noch in die Falle zu tappen. Irgendetwas zog sie zu ihm, verlangte danach, sich in seine Arme zu werfen. Ohne einen Gedanken an morgen!
    Scheiße!
    Hastig drehte sie den Schlüssel im Schloss, dankte im Stillen, dass Michael ihn stecken gelassen hatte, und verfluchte ihn gleichzeitig dafür. Erst, als es sich nicht länger vermeiden ließ, sah sie auf. »Ich gehe.« Ein selten dämlicher Satz, aber sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Währenddessen betätigte sie bereits den Türknauf. »Ich denke nicht, dass wir uns wiedersehen sollten.«
    Und als sie ein weiteres Mal den Blick senkte, war sie entschlossen, ihn nicht noch einmal zu heben. Verbissen konzentrierte sie sich auf ihre Hand, die sich so verzweifelt am Türgriff festhielt, dass sich die Knöchel weiß unter der Haut abzeichneten.
    Sieh ihn nicht an! Sonst wirst du nie gehen!
    »Ich ...« Anstatt fortzufahren, schalt sie sich wieder, heftiger diesmal. Warum zögerte sie es eigentlich hinaus? Ja, sie wollte ihm so vieles sagen. Doch jeder neue Satz verlagerte ihren unausweichlichen Weggang nur um Sekunden nach hinten und machte das Ganze noch unerträglicher, als es ohnehin schon war. Vielleicht hätte er sie nicht heute fortgeschickt. Oh nein, ganz sicher nicht! Nicht bevor … aber auch nicht danach.
    Nein, heute wäre es nicht beendet worden. Morgen? Schon möglich. Eventuell hätte er ihnen sogar einen weiteren gemeinsamen Tag gegönnt, bevor er ihrer überdrüssig geworden wäre. So, wie aller anderen Frauen auch.
    Wie immer.
    Und es hätte bloß bestätigt, was sie bereits seit Langem wusste und was gleichzeitig der Grund war, aus dem sie sich eben nicht auf dieses mit Sicherheit wunderbare Abenteuer einlassen konnte. Eben weil es immer nur das bleiben würde.
    Wie hieß es so schön? Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Besser würde es mit Sicherheit nicht werden.
    Geh jetzt, Stephanie!
    Das Krachen vor dem Fensterglas vermischte sich mit ihrem gehauchten »Bye!« Tränen verschleierten ihr anhaltend die Sicht. Doch sie hielt sich, lange genug zumindest, um in den Flur hinaus zu treten und die Tür leise wieder zu schließen. All das, mit hoch erhobenem Kopf.
    So, wie es sich gehörte.
    Und erst dann ließ sie jener Flut freien Lauf, die besiegelte, was sie noch immer nicht ganz verstanden hatte.
    Vorbei!
    * * *
    A ls die Tür mit einem lautlosen Dröhnen ins Schloss rastete, fielen gleichzeitig Michaels Lider.
    Ob er sich nun dafür hasste oder nicht, als Erstes schoss ihm folgender Gedanke durch den Kopf:
    Du Idiot! Zwanzig Jahre lang bist du nicht einmal aufs Klo gegangen, ohne ein beschissenes Kondom in der Tasche zu haben. Und wenn es einmal, einmal wirklich wichtig ist, hast du keins dabei!
    Arschloch!
    Andernfalls wäre sie nämlich länger geblieben und er hätte vielleicht ...
    Michael verzog das Gesicht. Ach? Jetzt machte er sich also bereits Vorhaltungen, weil er sie nicht wie jede billige Nutte – wie Cassidy! – auf dem Schreibtisch gevögelt hatte? Totaler Nonsens!
    Was hatte er Falsches gesagt? Dass er am Ziel sei? Ja, verdammt, so hatte es sich wirklich angefühlt! Für ein paar kurze, flüchtige, glorreiche Momente!
    Fast. Ja, fast!
    Weil der verfluchte Ring immer noch in seiner Tasche steckte und nicht an ihrem Finger! Dazu war er ja nicht mehr gekommen! Das einzige Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht hatte, lag in seiner grenzenlosen Begeisterung, sie bei sich zu haben und etwas zu hingerissen zu sein, als es anscheinend angebracht gewesen war. Denn er hatte alle Vorsicht fallen lassen, jede noch so geringe Deckung verlassen und sich ihr mit offenen, leeren Händen gestellt.
    Auch so ein Novum.
    Jedes Detail an ihr hatte ihn überwältigt, ihre Küsse waren einem Versprechen gleichgekommen, ihr Körper einer Offenbarung. Dass er vorübergehend den Verstand verloren hatte, war keineswegs verwunderlich. So abgehärtet und desillusioniert, wie sie war er nun einmal nicht. Noch nicht. Obwohl ...
    Wie genau hatte sie sich ausgedrückt?
    »Ich denke nicht, dass wir uns wiedersehen sollten.«
    Erst jetzt ging ihm die tiefere Bedeutung dieses Satzes auf.
    Sie war soeben für immer gegangen.
    Ermattet lehnte er den Kopf an die Wand.
    Stevie hatte ihn tatsächlich verlassen!
    Kurz darauf schnappten seine Lider hoch und darunter

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