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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Fehler - die wenigen, die ihr überhaupt unterliefen - bauschte er zu mittleren Katastrophen auf, maßregelte sie, wurde hart ... gemein.
    Nur wenig später tat es ihm leid, weil er ihr damit sichtlich zusetzte. Trotzdem konnte er sich beim nächsten Mal selten besser beherrschen. Denn sie reagierte wenigstens auf ihn! In diesen raren Momenten bekam ihre perfekte Maske Risse und sie offenbarte so etwas wie menschliche Züge.
    * * *
    »M om beruhige dich!«
    In dichten nebligen Schwaden stieg Stevies Atem vor ihr auf, um sich dann für immer mit der eisigen Luft zu vereinigen. Verdammt! Warum musste es bloß so hundekalt sein? Sie stand an dem Münztelefon direkt neben ihrer Zimmertür und versuchte erfolglos, das Zähneklappern zu unterdrücken. Es schien mit jedem Tag kälter zu werden, obwohl der Winter laut Kalender nicht einmal begonnen hatte!
    Das anheimelnde und so vertraute Bild von Palmen, blauem Himmel, endlosen Stränden und Sonnenschein – Sonnenschein! – drängte sich ihr auf. Sonne! Wann hatte sie die das letzte Mal gesehen?
    »Hörst du M-Mom?«
    Die ewig weinerliche Stimme Vanessas ertönte am anderen Ende. »Er will mir erst im neuen Jahr das neue Rezept ausstellen! Du musst mit ihm sprechen! Dieser bengalische Trottel begreift nicht, dass ich meine Tabletten brauche!«
    Stevie schloss die Augen. »Mom, er ist der Arzt! Ich kann ihm wohl kaum vorschreiben, wie er dich zu behandeln hat!«
    Ihre Antwort gestaltete sich so gar nicht nach Vanessas Geschmack. Jetzt schwang ausgewachsene Hysterie in deren Gejammer mit. »Ich mache eine schwere Zeit durch! Dr. Meyer hat gesagt ...«
    Ja, der Satz beschrieb das gesamte Dilemma perfekt: Dr. Meyer hat gesagt ... Was dieser Idiot von sich gab, schien für Mrs. Grace Gesetz. Logisch! Inzwischen hatte er Stevies Mutter ja auch prächtig in die Abhängigkeit von den verdammten Pillen getrieben. Wahrscheinlich, um sie erfolgreich davon heilen zu dürfen und sich auf diese Art für weitere vier Jahre dreitausend Dollar monatlich zu sichern.
    »Ich werde mit Dr. Ramoni sprechen«, versprach sie müde.
    Wenigstens klang Mrs. Grace nun boshaft und nicht mehr wehleidig. » Ja, und dann sage ihm, dass ich eine solche Behandlung nicht dulde! Ich bin Vanessa Eleonora Grace, keine dahergelaufene Provinzschlampe. Und wenn ich verlange, dass er mir ...«
    Doch Stevie unterbrach sie. Notwendigerweise, denn wenn sie nicht bald den Hörer aus der Hand legte, würde sie an ihm festfrieren. »Natürlich, Mom. Bye!«
    Seufzend legte sie auf.
    Das letzte Wochenende vor Weihnachten löste eine ebenso anstrengende Arbeitswoche ab, wie es die vorangegangenen gewesen waren. Dennoch freute es sie keineswegs, nicht in das große Haus mit dem riesigen Grundstück gehen zu können. Das verfügte nämlich über eine funktionstüchtige Heizung.
    Die arbeitsfreien Tage waren ihr ein Graus, die ständige Kälte setzte Stevie zu, die ungewohnte Freizeit zwang sie zum Grübeln. Und das, wo sie etwas Derartiges neuerdings höchst ungern tat. Einmal damit begonnen befand sie sich innerhalb kürzester Zeit in einer ausweglosen gedanklichen Sackgasse.
    Eintausendfünfhundert Dollar! Zu Beginn hatte es in ihren Ohren nach verdammt viel Geld geklungen. Mehr als genug, davon war sie zum damaligen Zeitpunkt überzeugt gewesen. Und es hätte auch genügt, wären nicht die zusätzlichen Kosten für ihre Unterbringung in Portland entstanden oder wäre sie so alleinstehend, wie sie auf den ersten Blick schien. Leider sah die Realität nämlich so aus, dass Stevie den Ernährer einer gottverdammten Familie mimte!
    Einer äußerst Kostspieligen, um genau zu sein. Und als kleine Assistentin eines Anwalts verdiente man nun einmal selten ausreichend genug, um diese auch so durchzubringen, dass alle Wünsche erfüllt werden konnten.
    Wie so häufig grübelte sie an diesem Abend über dem Zettel, der mittlerweile ihren gesamten Lebensinhalt ausmachte und sie bis in ihre ewig unterkühlten Träume verfolgte:
    Monatliche Fixkosten:
    200,00 $ Miete Zimmer
    400,00 $ Lebensmittel Tillamook
    300,00 $ Dr. Ramoni
    100,00 $ Rezeptgebühren
    150,00 $ Nebenkosten (Strom, Wasser, Steuern, Telefon)
     75,00 $ Benzinkosten Bianca – die weigerte sich ja strikt, zur Highschool zu laufen und dieser uralte Kasten schien das Zeug zu saufen.
    200,00 $ Rücklage für Studium Bianca
    Gesamt: 1425,00 $
    Wo auch immer sich die Möglichkeit ergab, knauserte Stevie, gönnte sich pro Woche nicht mehr als zehn Dollar, und das, wo sie

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