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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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er sich der Lektüre ihrer Mitschriften, während Stevie seine gerunzelte Stirn anstarrte und verbissen um Haltung kämpfte.
    »Aber ich muss arbeiten!«, stieß sie hervor, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
    »Das habe immer noch ich zu entscheiden.« Der Kerl sah dabei übrigens nicht einmal auf.
    Aha, fein. »Ich kann unmöglich hier schlafen.«
    »Warum nicht?« Endlich sah er auf und seufzte. »In Ordnung, dann gehen Sie jetzt eben nach Hause.«
    Streiten hatte offensichtlich keinen Sinn. Außerdem verlangte es Stevie plötzlich danach, so schnell wie möglich zu verschwinden. Die Echos jener Episode, die sie so gern für immer aus ihrem Gedächtnis verbannt hätte, waren nämlich soeben eingetroffen. Nicht gut, gar nicht gut! Daher ging sie wortlos ins Vorzimmer, obwohl sie im Grunde genommen hätte kämpfen müssen. Denn sie wollte keine Almosen mehr, egal, in welcher Form. Davon hatte sie bereits viel zu viel angenommen, als für ihren Geschmack verträglich war. Besonders bei diesem Mann. Als sie sich den Mantel anzog, tauchte er neben ihr auf und musterte sie mit zur Seite geneigtem Kopf. »Sind Sie eigentlich immer so unerträglich stur?«
    Auch darauf erwiderte sie nichts. Stur? Ha! Der gute Mann hatte keine Ahnung!
    »Ich werde Ihnen ein Taxi rufen. Sie sind viel zu blass, um auf anderem Wege nach Hause zu gelangen. Und ich befürchte, es wäre Ihnen unangenehm, wenn ich Sie fahre. Sehe ich das richtig?«
    Ihre Antwort erfolgte leicht gepresst. »Ja.«
    Diesmal gab er sich keine Mühe mehr, sein süffisantes Grinsen zu verbergen. »Warum überrascht mich das nicht?«
    Eine halbe Stunde später lag Stevie in ihrem Bett. Total erschöpft – das räumte sie ja durchaus ein. Wenn er es nicht hören konnte. Rogers hatte sie noch bis zum Taxi geleitet und ihr beim Einsteigen zwanzig Dollar gegeben. »Überstunden!«, lautete sein einziger Kommentar und wieder hatte Stevie geschwiegen, anstatt aufzubegehren. Denn der Marsch nach Hause hätte ihre Kräfte tatsächlich weiträumig überfordert. Trotzdem ist er ein Idiot! , dachte sie, bevor sie einschlief.
    Wenn auch ein Sozialer!
    * * *

ie hätte Stevie geglaubt, wie schnell die neuesten Veränderungen im Büro zur Normalität werden würden.
    Am Dienstag unternahm sie mittags keinen erneuten Fluchtversuch. Welcher auch schlecht möglich gewesen wäre, denn der soziale Idiot erwies sich diesmal als schlauer und erschien bereits zwei Minuten vor zwölf im Vorzimmer, um sich vor der Tür aufzubauen.
    Spätestens um sechs Uhr abends schickte er sie mit gebieterischer Miene nach Hause, wenngleich er ihr jedes Mal anbot, sie im Gästezimmer schlafen zu lassen. Was Stevie selbstverständlich strikt ablehnte.
    Lächerlich, aber irgendwie auch witzig. Wäre nicht die Erinnerung an seine Weiberheldeinlage gewesen, hätte sie seine Aufmerksamkeit sogar ein wenig genossen. Obwohl sie wusste, dass er ausschließlich sein Gewissen beruhigen wollte. Inzwischen war sie viel zu abgeklärt, um sich irgendwelchen Illusionen hinzugeben, egal, in welcher Richtung die gelagert waren.
    Dennoch, wenn er ihr fürsorglich in den Mantel half und den Kragen hochlegte, damit ihr Hals nicht der Kälte, die noch immer herrschte, ausgesetzt wurde, erlaubte sie sich manchmal das völlig falsche Gefühl der Geborgenheit. Und die Erinnerungen an diesen miesen Freitag wurden etwas in den Hintergrund gedrängt.
    Allerdings nur dann.
    * * *
    D er tägliche Lunch hatte freilich auch seine Nachteile. Dahinter gelangte Stevie am Mittwoch, denn an diesem denkwürdigen Tag tauchte Renata zum ersten Mal auf.
    Genau wusste sie es nicht, doch Stevie vermutete, Alicia Rogers trug dafür die Verantwortung. Der verschwörerische Blickwechsel der beiden Frauen wirkte schon ziemlich verdächtig.
    Womöglich sah Mrs. Grace die Hochzeit zwischen Renata und ihrem Sohn gefährdet. Durch sie? Stevie?
    Was für ein Witz! Die Frau schien ihren Sohn nicht sehr gut zu kennen. Andernfalls wäre ihr nicht entgangen, wie der die Dinge in Sachen Frauen für gewöhnlich hielt, wenn er an ihnen Interesse zeigte. Er richtete ihnen ein schickes, aber nicht unbedingt überdimensional luxuriöses Appartement ein, beglückte sie mit einem Scheck, ging mit ihnen ins Bett und Ende. Schwierigkeiten (einschließlich Heirat) ausgeschlossen.
    Am ersten Tag ließ sich das Essen mit Renata – der Blödkuh - noch relativ lustig an. Zu geübt im Umgang mit wohlhabenden, verwöhnten weiblichen Ärgernissen, überging Stevie

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