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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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seinen Freund sogar ein wenig trösten. Aber nur vielleicht.
    Er würde doch niedergeschlagen sein, oder? Ein Blick zu Miss Kühlschrank genügte: Die Bluse der Juniausgabe gestaltete sich noch ebenso zugeknöpft, wie die des Februar-Exemplars. Obwohl sich selbst in Portland mittlerweile manchmal die Sonne blicken ließ.
    Und wie Percy sich die Zähne ausbeißen würde!
    Ha!
    An diesem Abend verabschiedete er sich mit Händedruck von Miss Kühlschrank. Trotzdem er wusste, dass sie das nicht mochte. Oder vielleicht gerade deshalb.
    * * *
    L ängst fühlte Stevie sich wieder wie die Alte.
    Die zusätzliche Arbeit an den Wochenenden verlangte ihr alles an Kraft ab, was sie aufbieten konnte und forderte ihre gesamte Konzentration. Ihr blieb keine Zeit, sich gedanklich mit sozialen Idioten herumzuschlagen.
    Was übrigens sehr, sehr gut war.
    Zunächst fiel seine Reaktion auf ihr gewohnt kühles Verhalten nicht besonders vergnügt aus. Mehrere Male hob er an, um etwas zu sagen, überlegte es sich jedoch kurz darauf anders, stellte seine Kaffeetasse betont beschwingt ab und beließ es dabei.
    Nach zwei Wochen wagte Stevie ein vorsichtiges Aufatmen. Rogers schien sich mit den Verhältnissen abgefunden zu haben, und das erleichterte die Arbeit mit ihm ungemein. Offenbar stimmte ihre Prognose diesmal sogar. Die Wutausbrüche wurden seltener und traten sie doch auf, dann war sie nicht mehr die Ursache, wenn auch leider hin und wieder der Empfänger. Aber sein Lächeln wirkte stets höflich und der Tonfall auch.
    Ja, nach einem Monat bescheinigte sich Stevie stolz, endlich alles bestens im Griff zu haben.
    Als er Anfang Juni für zwei Wochen in die Ferien verschwand, wünschte sie ihm guten Gewissens und absolut aufrichtig eine schöne Zeit. Bei ihrem Abschied sah sie, dass er es wirklich brauchte. Denn er wirkte ziemlich müde und abgespannt.
    Gemeinsam standen sie an der Tür und er reichte ihr die Hand. »Auf Wiedersehen, Miss Grace.«
    Ohne Schwierigkeiten erwiderte sie sein Lächeln. »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Urlaub, Sir.«
    Das Lächeln wurde breiter. »Den werde ich mit Sicherheit haben.«
    Damit gab er ihre Hand frei und sie durfte gehen. Ihr blieb sogar noch eine Stunde, bevor sie ihren Barjob antreten musste. Stevie nutzte sie für einen Besuch im Supermarkt.
    Inzwischen suchte sie den regelmäßig auf – sie konnte es sich leisten.
    Percival Cooper, die Vertretung des sozialen, nicht mehr schmollenden Idioten, stellte sich als witziger, charmanter und reichlich quirliger Mann in den Dreißigern heraus.
    Er brachte neuen Wind in die Kanzlei, deren Atmosphäre mit dem wortkargen, ständig leicht mies aufgelegten Michael Rogers immer ein wenig gedrückt war.
    Stevie genoss die Abwechslung. Dass er sich des Öfteren im Vorzimmer aufhielt und mit ihr plauderte, empfand sie als ganz nett. Seine Blicke interessierten sie weniger. Anders kannte sie es nicht, auch wenn sich derartige Vorkommnisse zumindest innerhalb dieser vier Wänden in den letzten Wochen extrem vereinzelt hatten. Zweitens hieß ihre Devise nach wie vor:
    Ansehen kostete nichts. Und wer ließ sich nicht gern bewundern?
    Noch immer Frau genug, konnte sie seine eher schüchternen Blicke durchaus genießen, auch wenn sie alles andere, was üblicherweise mit dem Leben einer jungen Frau einherging, seit viereinhalb Jahren so ziemlich hinter sich gelassen hatte. Interessiert bemerkte sie, dass ihr genau das immer häufiger zusetzte.
    Stevie verstand nicht, weshalb ihr das gerade jetzt auffiel. Mr. Cooper – Percy, wie er sie gebeten hatte, ihn zu nennen – entsprach ganz bestimmt nicht ihrem Typ. Sein blasses Gesicht war von unzähligen Sommersprossen übersät, das Haar rot und kurz, die Gestalt eher untersetzt, nicht groß und schlank. Nein, absolut nicht Stevies Männerideal.
    Doch besonders in letzter Zeit erkannte sie immer häufiger, dass sie einen wichtigen Teil des Lebens verschenkte. Stevie mochte Sex. Viele Erlebnisse in dieser Richtung konnte sie nicht vorweisen, aber genug, um zu wissen, was ihr entging. Manchmal fragte sie sich, warum sie sich nicht einfach jemanden suchte. Seitdem sie in der Bar arbeitete, stellte das wirklich kein Problem mehr dar. Und welche Einwände gab es schon gegen eine unschuldige Bettgeschichte? Ein paar Wochenenden miteinander verbringen, ohne Verpflichtungen, etwas Sex, warum denn nicht? Genau hier lag der Hase jedoch begraben: Stevie hatte keine Zeit für derartige Nebensächlichkeiten! Wann sollte sie sich

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