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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Gesicht.
    »Wie kannst du es wagen, mir Vorhaltungen zu machen? Du hast mir doch keine andere Wahl gelassen! Was hätte ich denn tun sollen? Ja, Miss Grace, Essen Sie anständig. Oh, Miss Grace, ihr Mantel ist zu dünn, so geht das aber nicht, Miss Grace! Und wenn Sie nicht tun, was ich ihnen sage, sind Sie gefeuert! Klasse!«
    Mit noch immer wachsender Fassungslosigkeit starrte er sie an und brauchte einen beachtlichen Moment, um überhaupt etwas von sich geben zu können, und nicht versehentlich Dinge zu tun, die er kurz darauf ganz furchtbar bereut hätte. »Du wirfst mir ernsthaft vor, dass ich von dir verlange, dich nicht zu Tode zu hungern?«, sagte er schließlich, als er wenigstens annähernd sichergehen konnte, dass er nicht die Beherrschung verlieren würde. »Hast du jetzt völlig den Verstand verloren? Was stimmt denn bloß nicht mit dir? Und warum zum Teufel, meinst du, das hier tun zu müssen?« Damit deutete er mit einem starren Finger zu der Bar.
    Die erste Erwiderung, die ihr in den Sinn kam, verschluckte sie und winkte nur müde ab. »Vergiss es! Du würdest die Wahrheit sowieso nicht verkraften. Die passt nicht in deine rosarote Welt, in der dümmliche Frauen ihr sauer verdientes Geld für teure Wäsche aus dem Fenster werfen. Ich will dir deine Illusionen nicht rauben. Aber ich muss jetzt dort wieder hinein! Wenn ich diesen Job verliere, dann auch den anderen und sollte es so weit kommen, bin ich erledigt! Kapiert?«
    »Was hat dieser Mist mit mir zu tun?«, erkundigte er sich verblüfft.
    »Was?« Das klang ein wenig schrill, fand er. »Alles!«
    Abrupt nahm er die Hände von ihr, sein Zorn war inzwischen grenzenloser Verwirrung gewichen. Stevie unternahm keine Anstalten, die neu gewonnene Freiheit für einen erneuten Fluchtversuch zu nutzen, sie blickte starr zur gegenüberliegenden Hauswand. Nachdem er neben ihr Platz genommen hatte, rieb er sich mit den Händen das Gesicht und seufzte schließlich. »Ich kann dich nicht verstehen.«
    »Vergiss es. Es ist vorbei!«
    »Was ist vorbei?«
    »Alles!«
    »Meinst du nicht, dass du momentan etwas dramatisierst?«
    »Das finde ich echt witzig.« Sie musterte ihn von der Seite. »Du hast keine Ahnung vom Leben, oder?«
    Humorlos lachte Michael auf und betrachtete den schwarzen Himmel über ihnen. »Auf jeden Fall nicht von deinem.« Er sah sie an. »Warum erleuchtest du mich nicht?«
    Diesmal kicherte Stevie, auch hier fehlte jede Form von Belustigung. »Weil es dich nicht interessiert, von Verstehen ganz zu schweigen! Dafür bist du viel zu oberflächlich. Und außerdem ist es meine Angelegenheit. So einfach ist das.«
    »Bitte.«
    Ungläubig starrte sie ihn an. »Du kapierst das nicht, oder?«
    »Was?«
    »Dass es auf jeden Fall vorbei ist!«
    »Stevie ...«
    »Nenn mich nicht so!«
    »Warum nicht? So heißt du doch!«
    »Bullshit!« Trocken lachte sie auf. »Na ja, ist ja auch schon egal. Stevie, warum nicht? Dann eben Stevie.«
    Langsam ging ihm ein Licht auf. Verdammt, mit Sicherheit nicht ganz normal, war sie auch eindeutig zu kompliziert für diese Welt, wie es schien. Er musste die Dinge anders angehen. Nach kurzem Zögern nahm Michael sie erneut an den Schultern – diesmal nicht ganz so grob und blickte ihr eindringlich in die Augen. »Zwei Stunden«, sagte er leise und bestimmt. »Wenn die vorbei sind, ist alles beim Alten. Du bist Miss Grace, mit weißer Bluse und grauem Rock, einschließlich furchtbarer Frisur.« Seufzend strich er ihr eine Strähne aus der Stirn. »Du musst zugeben, derzeit hast du mit ihr nicht besonders viel Ähnlichkeit.«
    Eine Antwort blieb sie ihm schuldig, aber er sah die Hoffnung in ihren Augen aufblitzen. Flüchtig, kurz darauf trug sie abermals diesen: Ich-bin-ohnehin-zum-Tode-verurteilt-und-Sie-können-mir-auch-nicht-mehr-helfen-Mr.-Star-Anwalt Blick zur Schau.
    »Und ich werde wieder Mr. Rogers sein«, beharrte er. »Nur zwei Stunden. Vertrau mir. Bitte.«
    Abschätzend betrachtete sie ihn, überlegte lange und sehr intensiv, bevor sie endlich zögernd nickte. Sofort ließ er sie los und reichte ihr stattdessen die Hand. »Ich bin Michael.«
    Ihr Lächeln erfolgte etwas mühsam, aber es kam und sie schlug tatsächlich ein.
    »Stevie ...«
    Schweigend wartete Michael, dass sie mit der Sprache herausrückte und seine Geduld wurde belohnt.
    Irgendwann holte Stevie tief Luft. »Ich bin nicht nur allein für mich verantwortlich«, begann sie zögernd. »Du weißt, dass ich Familie habe, aber dir ist nicht bekannt,

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