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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Eltern, was keineswegs zufällig geschah. Seine Schwester, das schwarze Schaf der Familie, machte ihrem Ruf wieder einmal alle Ehre und das mit wachsender Begeisterung. Ihr Freund Marcel begleitete sie, sehr zur Missbilligung von Mrs. Rogers.
    Auf den ersten Blick wirkte der riesige Mann durchaus beängstigend. Nicht versehentlich entsprach das Rugbyspielen seiner Passion. Dieser Eindruck hielt sich jedoch nicht sehr lange, denn betrachtete man ihn eingehender, blieb nichts anderes übrig, als ihn zu mögen.
    Große dunkle Augen erzählten von Wärme und Aufrichtigkeit. Beinahe ständig verzog sich der Mund zu einem Lächeln, keinem gekünstelten, sondern einem ehrlichen. Die Wangen waren immer etwas gerötet, sein rotes, lockiges Haar lag wirr und die Stimme war ein wenig zu dunkel, aber dennoch gemütlich. Ein Unikat. Wer Diana und Marcel zusammen gesehen und deren innige Blickwechsel beobachtet hatte, der stellte nicht mehr in Zweifel, dass die beiden füreinander geschaffen waren.
    Leider genügte all das nicht, um Zutritt zu jenem gesellschaftlichen Kreis zu erhalten, dem Diana angehörte. Der Eintrittspreis war ganz klar definiert:
    Ein Stammbaum, ein Collegeabschluss und eine Million Dollar.
    Keine dieser drei unabdingbaren Voraussetzungen konnte er vorweisen. Aus diesem Grund mimte Diana das schwarze Schaf und Marcel wurde auch am heutigen Abend, wie an allen vorangegangenen, geflissentlich ignoriert. Diana nicht. Als Schirmherrin der Stiftung befand sie sich im Licht des allgemeinen Interesses. Ebenso wie ihr Vater. Der wälzte übrigens nicht halb so viele Schwierigkeiten mit dem Schwiegersohn in spe, wie seine Gattin und all die ehrenwerten hier versammelten Gäste. Längst hatte er sich damit abgefunden, dass seine Tochter einen gewöhnlichen Arbeiter liebte. »Sie verhielt sich noch nie wie andere Mädchen«, hatte er Michael eines Tages erklärt und laut gelacht. »Warum sollte sie diese Tendenz ausgerechnet bei der Wahl ihres Mannes abweichen?«
    Als er Marcel mit Stevie bekannt machte, beobachtete Michael interessiert deren Reaktion. Sie musterte den Riesen forschend, nahm seine extrem große Gestalt in sich auf und grinste schließlich. »Hey!«
    So gar nicht die Dame von Welt, die sie bereits den ganzen Abend gab.
    Begeistert, einen normalen Menschen bei dieser Vereinigung der Stinkreichen ausgemacht zu haben, wurde Marcels Grinsen breiter, bis es von einem Ohr zum anderen reichte. Und kurz darauf versank Stevies kleine Hand in seiner riesigen Pranke. »Ich bin ehrlich froh, dich kennenzulernen.«
    Womit alles geklärt war.
    Die folgende halbe Stunde verging recht gelöst. Diana plauderte mit Stevie, Marcel mit Michael, keinem von ihnen schien bewusst zu sein, dass sie sich auf einem Ball befanden. Ungezwungen saßen sie an der Bar, tranken wahlweise Champagner (Stevie), Bier (Marcel), Whisky (Michael) und Gin (Diana). Marcel blieb lieber stehen. Laut eigener Aussage verlängerte dies das Leben des Barhockers.
    Irgendwann beendete Victor Rogers die traute Runde, als er plötzlich zwischen Michael und Stevie auftauchte. »Ich störe euch wirklich ungern, aber deine Mom wird ungeduldig, Michael.«
    Dies war den Auftakt für die anstrengenden Gespräche dieses Abends. Michael führte Stevie an den Familientisch, an dem ihre Plätze bis zu diesem Zeitpunkt verwaist geblieben waren. Kaum saßen sie, wurden sie von einer ziemlich giftigen Renata begrüßt. Und diesmal gab die sich nicht die geringste Mühe, ihre Bosheiten zu tarnen.
    »Oh, Miss Grace, Sie sind ja kaum wieder zu erkennen! Was so ein bisschen Make-up ausmacht. Und bei Ihrem Kleid hatten Sie vor einigen Jahren wohl Glück im Ausverkauf?«
    Stevies Lächeln gestaltete sich honigsüß. »Vielen Dank, Miss Mitchel. Es ist immer erstaunlich, welche Wunder ein guter Maskenbildner zustande bringt. Wie ich hörte, verbringen Sie täglich mehrere Stunden bei Ihrem Visagisten? Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.«
    Michaels dunkles Lachen wurde sofort mit einem blitzenden Blick bestraft. »Was ist so witzig?«
    Schlagartig verstummte er und betrachtete Renata arglos. »Bitte entschuldige. Ich sah nur gerade, wie Marcel versuchte, sich auf einen der Barhocker zu setzen und der unter der Last zusammenbrach. Sollte ich dir zu nahe getreten sein ...«
    »Du kannst mir nicht zu nahe treten, Michael. Wie oft denn noch? Ich für meinen Teil würde an deiner Stelle lieber zusehen, dass du dieser unverschämten Person neben dir endlich einen

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