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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Maulk...«
    »Das genügt, Renata!« Von unschuldigem Lächeln konnte keine Rede mehr sein. »Ich empfehle dir, von Champagner auf Wasser umzusteigen. Du wirst erschreckend gewöhnlich!« Damit wandte Michael sich an Stevie, deren Miene unverändert fröhlich wirkte. »Wollen wir Mrs. Rogers suchen gehen? Momentan dürfte sie bei den Bridgedamen weilen ...«
    Mittlerweile strahlend nahm Stevie die dargebotene Hand. Während sie sich vom Tisch entfernten, neigte Michael sich zu Stevie hinab. »Es tut mir ...«
    Doch sie lachte unbekümmert. »Glaube mir, ich habe sie mehr beleidigt.« Kaum hatte diese Bemerkung ihren Mund verlassen, weiteten sich ihre Augen entsetzt. »Oh! Ich schätze, das war unangemessen. Ich werde ...«
    »Stevie«, seufzte er. »Renata ist die Tochter meines Paten. Ich hatte nie etwas mit ihr und ich versichere dir, das werde ich auch nie. Auch ich kenne Grenzen. Lass uns zu meinem Vater gehen.«
    Damit zog er sie zu einem äußerst aufgeräumten, strahlenden Victor Rogers und einer Mrs. Rogers, die ihren Sohn mit verkniffener Miene musterte. Michael ignorierte sie weitestgehend und lauschte begeistert Stevies Gespräch mit seinem Dad. Wie erwartet, blieb sie keine schlagfertige Antwort schuldig, erwies sich ihm einhundertprozentig gewachsen, was mit Sicherheit nicht auf viele Mitmenschen zutraf. Ohne ihrem fragenden Blick Beachtung zu schenken, legte er einen Arm um ihre Schultern. Dieser Abend gehörte schließlich ihm.
    Und seiner bescheidenen Ansicht nach hatte er ihn sich redlich verdient.
    * * *
    E ndlich lebte sie wieder!
    Stevie genoss alles: Den Trubel, die vielen Menschen, die bewundernden Blicke – Gott, hatte sie sich tatsächlich eingeredet, so etwas würde ihr nicht fehlen?
    Wie dumm!
    Am meisten jedoch genoss sie Michael. Er sah so verdammt gut aus in seinem leger geschnittenen Anzug. Und das immer ein wenig zu ernste Gesicht mit den hohen Wangenknochen wirkte heute auf bestechende Art weicher als üblich.
    Nun ja, zumindest seine überaus gute Figur war keine große Überraschung, oder? Lächelnd dachte sie an ihre Begegnung an jenem Abend vor dem Haus zurück. Zehn Monate war das jetzt her. Was hatte sich seit damals nicht alles verändert!
    Michael beharrte auf die Einhaltung ihrer zwei Stunden und damit hätte er ihr keine größere Freude bereiten können. Die schmälerte sich auch nicht, als ihr aufging, dass sie sich an diesem Freitag wohl zum ersten Mal einer Zeitüberschreitung schuldig machen würden.
    Scheiß drauf! Heute hatte nichts mit der Realität zu tun und Stevie beschwor sich, nicht daran zu rütteln. Einmal träumen zu dürfen, stand selbst ihr zu.
    Das Aschenputtelmärchen nahm seinen Lauf und Cinderella ließ sich in seinen Bann ziehen. Bereitwillig gab sie sich der Illusion hin, dass es sich so, wie es sich anfühlte, auch in Wahrheit verhielt:
    Richtig.
    Mit bisher ungekannter Frechheit nahm sie sich die Freiheit heraus, nicht darüber nachzudenken, dass vor den Mauern dieses alten Gebäudes eine Wirklichkeit existierte, von der die meisten Leute in diesem Raum noch nie gehört hatten und die sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nie kennenlernen würden.
    Die Glücklichen!
    Selbst die flüchtige Unterhaltung mit Renata war für Stevie das reinste Vergnügen. Viel zu lange hatte sie ihre spitze Zunge nicht zum Einsatz gebracht. Und auch das fehlte ihr. Unmöglich konnte sie ein Nachlassen dulden, vielleicht sogar ein Einrosten. Nicht umsonst hatte man sie damals gehasst, als sie noch ständig in diesen Kreisen verkehrte.
    Die Band begann zu spielen und kurz darauf fand sie sich mit Mr. Rogers, dem Senior, auf der Tanzfläche wieder. Der erwies sich als begnadeter Tänzer. Niemand, der ihn nicht kannte, hätte sein wahres Alter vermutet. Lächelnd blickte er zu ihr hinab. »Sie sehen heute Abend äußerst bezaubernd aus, Miss Grace.«
    »Danke, das Kompliment kann ich zurückgeben.«
    Ungezwungen lachend warf er den Kopf zurück. »Also bezaubernd hat mich bisher noch nie jemand bezeichnet!«
    »Ich denke, es gibt durchaus auch Männer, auf die dieses Attribut zutrifft«, erwiderte sie strahlend.
    Bedächtig neigte er den Kopf. »Dann kann ich Ihre Liebenswürdigkeit reinen Gewissens akzeptieren.«
    Für eine Weile schwiegen sie und bewegten sich im Einklang zur Musik. Mit einem Mann wie ihm zu tanzen, gestaltete sich so einfach. Vertrauensvoll ließ Stevie sich führen und hing währenddessen ihren märchenhaften Gedanken nach, die

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