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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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vor dem Ball drückte er zum Abschied Stevies Hand und musterte sie erwartungsvoll. Ihr Nicken genügte, um ein erleichtertes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern.
    Und genau dieses ließ Stevie ernsthaft zweifeln. Sollte sie wirklich gehen, auch wenn er sich offensichtlich tatsächlich freute, dass sie kam? Warum begeisterte er sich denn derart?
    Nachdem sie eine Weile darüber nachgegrübelt hatte, kam sie zu dem Schluss, die Dinge weit genug unter Kontrolle zu haben, um es trotzdem zu riskieren.
    Was sie wagte, wusste sie allerdings auch nicht.
    Am Freitag, dem dreiundzwanzigsten Dezember deutete zunächst nichts darauf hin, dass etwas Ungewöhnliches ins Haus stand. Alltag herrschte in der Kanzlei. Einschließlich Lunchtüte, die um Punkt zwölf vor Stevie auftauchte. Es war längst zur Gewohnheit geworden und sie dachte nicht mehr darüber nach, was die Dinge immens erleichterte.
    Gegen fünf hob Michael jedoch den Kopf und bedachte sie mit einem gleichgültigen »Sie können dann für heute Schluss machen, Miss Grace.«
    Ein unglaublicher Vorfall! Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so früh von ihm in den Feierabend entlassen worden zu sein. Schon meldeten sich die nächsten Zweifel an, doch diesmal fegte Stevie sie entschlossen beiseite. Heute Abend würde sie zu diesem verdammten Ball gehen und fertig!
    Mrs. Grace stärkte ihr diesbezüglich den Rücken. Bereits seit Wochen redete sie ihr zu, die Einladung nicht auszuschlagen:
    »Du bist jung! Du willst gehen und das wirst du auch!« Der etwas verbissenen Miene ihrer Mutter konnte Stevie entnehmen, dass sie es sogar verflucht ernst meinte. Seitdem wachte Vanessa Grace argwöhnisch darüber, dass ihre Tochter nicht in letzter Sekunde doch noch einen Rückzieher machte. Erstaunlich! Eine derartige Energie hätte Stevie ihr überhaupt nicht mehr zugetraut. Selbstverständlich dauerte es nicht lange, bis Bianca den Aufstand probte, doch sie wurde von einer äußerst resoluten Mom augenblicklich zurechtgewiesen.
    »Sie wird dorthin gehen!« Das besondere Funkeln in den blauen Augen hatte Stevie so lange nicht mehr gesehen, dass sie es bereits verloren geglaubt hatte. »Allein! Und du wirst es ihr gönnen!«
    Daraufhin verließ die jüngste der Grace-Frauen mit lautem Knall die Wohnung, aber Vanessa offenbarte nicht das geringste Bedauern. Bleich, dünn und abgehärmt saß sie in der Küche und bedachte Stevie mit diesem neuen, bissigen Blick. »Du gehst zu diesem Ball! Schluss!
    Na ja, wenn Mom das sagte.
    Im Supermarkt hatte Stevie die Anzeige einer Friseurin entdeckt, die für wenig Geld auch Hausbesuche vornahm. Und so saß sie zwei Stunden, nachdem ihr Chef sie in das Wochenende entlassen hatte, auf einem alten Stuhl im Wohnzimmer und ließ sich das Haar von einer unentwegt plappernden Puerto Ricanerin namens Marie richten. Pünktlich um zehn vor halb acht erschien Mrs. Blum. Eine stille Frau in den Vierzigern, die sich als Krankenschwester vorstellte und ohne große Worte begann, Vanessa das Abendessen zu bereiten.
    Stevie zog ihren Mantel über, umarmte ihre Mom zum Abschied, die schon wieder heulte, und bevor sie Zeit bekam, aufgeregt zu sein, klopfte es erneut an der Tür.
    Der Fahrservice entpuppte sich als Limousine mit Chauffeur. Angesichts des großen Mannes im Anzug, der ihr einen freundlichen guten Abend wünschte, musste sich Stevie zum ersten Mal ein Grinsen verdrücken. Irgendwie kam sie sich gerade vor wie Aschenputtel.
    Und es gefiel ihr.
    Sehr sogar.
    * * *
    M ichael hatte den Rand der Verzweiflung inzwischen weit hinter sich gelassen und die Klippe freudig überschritten.
    Wenngleich er neuerdings immer ein kleines, recht unscheinbares Samtetui mit sich spazieren führte, wusste er, dass er es heute Abend nicht hervorholen würde. In Wahrheit kam es ja bereits einem Wunder der besonderen Art gleich, dass sie überhaupt kommen würde. Nicht, dass er eine Absage akzeptiert hätte. Und wenn er sie eigenhändig durch die halbe Stadt getragen hätte, sie wäre zu diesem Ball erschienen. So wahr er Michael Rogers hieß. Schließlich war heute Freitag, was bedeutete, er hatte Anspruch auf seine zwei Stunden mit Stevie!
    Punkt!
    Der Weihnachtsball besaß tatsächlich eine lange Tradition. Nur war es gleichfalls Usus, dass Michael nicht daran teilnahm. Bei dessen Stattfinden befand er sich eigentlich in seinem zweiten Karibikurlaub. Weihnachten mochte er nicht unbedingt, daher umging er das Theater immer diplomatisch, indem er sich aus dem Staub

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