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Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Erstens kommt es anders ... (German Edition)

Titel: Erstens kommt es anders ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Problem, was gleichzeitig auch der Grund für meinen unorthodoxen Überfall ist. Die Sache ist die: Ich würde zu gern Ihre entzückende Tochter heiraten. Leider zeigt Stephanie nicht die geringste Lust, auf meinen Wunsch einzugehen. Und dies ist für mich – wie Sie sich vielleicht vorstellen können – nicht besonders erquicklich. Wäre es eventuell möglich, mir zu erklären, wie man am besten gegen ihren unvorstellbaren Dickkopf ankommt?« Sein Blick war offen und arglos, die Augen groß und der Ton sehr wissbegierig und dennoch beiläufig.
    Michaels Vermutung bestätigte sich: Vanessa Rogers Lachen klang hell und melodisch, überhaupt nicht verbraucht und alt, wie ihre etwas schlafgeschwängerte Stimme zuvor.
    Es benötigte eine ganze Weile, bevor sie sich beruhigen konnte. »Sie sagen, Stevie hat Ihren Heiratsantrag abgelehnt?«, erkundigte sie sich schließlich.
    »Ganz so einfach ist es wohl nicht«, erwiderte Michael nach reiflicher Überlegung und spitzte die Lippen,
    Jetzt war es an Mrs. Grace, sich zurückzulehnen. »Nun, dann würde ich vorschlagen, erzählen Sie mir zunächst die vollständige Geschichte. Und ich werde Ihnen im Anschluss sagen, ob Sie das Ruder noch einmal herumreißen können, oder nicht.«
    Warum ging sie eigentlich sofort davon aus, dass er irgendetwas herumreißen musste?
    Michael erzählte ihr alles und ließ tatsächlich nichts aus.
    Begonnen bei der grausamen Bluse, dem Ekelrock und dem gequälten Haar, bis zur hungernden Stevie, dem Appartement, dem Scheck, selbst Nina erwähnte er am Rande. Er berichtete von Stevies Krankheit, seinem Urlaub, ihrer Freundschaft, von Stephanies Verweigerung, wann immer er ihr zu nahe kam, auch vom Tod seines Vaters.
    Ohne äußere Regung lauschte Vanessa Grace. Egal, was er beichtete, sie nahm es kommentarlos hin. Und als er geendet hatte, blickte sie für eine lange Zeit sinnierend aus dem Fenster. »Mein aufrichtiges Beileid für Ihren Verlust«, sagte sie unvermutet und sah ihn an. »Ich bin davon überzeugt, dass es sich bei Ihrem Vater um einen außergewöhnlichen Mann gehandelt hat. Stevie erzählte häufig von ihm.« Bedauernd schüttelte sie den Kopf, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Nein, Sie wurden von ihr nie erwähnt.«
    Und abermals sah sie aus dem Fenster. Nachdenklich und in sich gekehrt. Michael fragte sich bereits, ob er sie vielleicht mit seinem Vortrag überfordert hatte. Schließlich befand sie sich inmitten einer mit Sicherheit anstrengenden Therapie. Doch bevor er sich ernsthafte Sorgen machen konnte, hob sie erneut an. Klar und überlegt, wie zuvor. »Stevie war von jeher schwierig – wie ihr Vater. Bianca schlägt mehr nach mir. Meine ältere Tochter ist verbissen geradlinig, kompromisslos und hasst halbe Sachen. Hat sie sich einmal eine Meinung gebildet, ist sie nur schwer vom Gegenteil zu überzeugen. Das dürfte Ihnen gerade zum Verhängnis werden, Mr. Rogers.« Bei den letzten Worten wandte sie ihm wieder das Gesicht zu. »Sie hat tatsächlich nie von Ihnen erzählt, aber ich bin nicht blind, wissen Sie? Ich wusste, dass da etwas ist.« Leise seufzte sie. »Was soll ich Ihnen raten? Ich weiß es nicht. Sie wird auf keinen Fall nachgeben, nicht, wenn sie einen Entschluss gefasst hat. Und je intensiver Sie versuchen, ihre Haltung zu ändern, desto rascher und umfassender wird sie sich zurückziehen.«
    Abermals betrachtete sie das Panorama vor ihrem Fenster … Mit Sicherheit tat es den kranken, gequälten Augen wohl, die hier vorübergehend wohnten. Weite, satte Wiesen mit blühenden, bunten Blumen erstreckten sich scheinbar bis zum Horizont und wurden nur von kleinen Auen aus hohen Bäumen unterbrochen. Hier und da sah man einen künstlichen Teich und auf der Terrasse plätscherte ein Springbrunnen.
    Aus heiterem Himmel sah sie Michael erneut an. Ihre Augen leuchteten. »Jedoch kann ich nicht sagen, was geschieht, wenn Sie jeden Versuch einstellen , Mr. Rogers.«
    Bis zum Sonntag blieb Michael in Castle Rock.
    Mit Ausnahme des Samstags besuchte er die reizende, leicht naive Vanessa täglich. Sie erinnerte ihn an seine Mom. Beide hatten ihr Leben nach ihrem Ehemann ausgerichtet, und als der plötzlich verschwand, blieben sie hilflos wie Kleinkinder in der rauen Welt zurück. Nun, seiner Mutter drohten deshalb keine einschneidenden Veränderungen. Bestens situiert übernahm ihre Familie ab sofort die Erledigung der unangenehmeren Dinge, die das Leben mit sich brachte. Während Mrs. Grace bloß die Kinder und

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