Ertränkt alle Hunde
guten alten Baseball?«
»Trägt hier bei euch eigentlich keiner Baseballkappen? Was wollen Sie, Snoody?«
»Es tut mir schrecklich leid, aber ich fürchte, heute abend wird es kein förmliches Dinner geben«, sagte Snoody und ignorierte geflissentlich meine erste Frage. »Ihr Onkel fühlt sich ein wenig angeschlagen und beabsichtigt, den Abend in seinem Gemach zu verbringen.«
»Wie zum Teufel kann das sein? Als ich ihn zuletzt gesehen habe, sah er noch topfit aus. Und jetzt ist er auf einmal krank?«
»Nur ein bißchen angeschlagen, wenn ich mal die Wahrheit über den alten Gentleman sagen darf.«
»Ach ja, ich erinnere mich. Knoten in seinem Gedärm, so hat er’s doch genannt.«
»Ja«, sagte Snoody mit erhobener Augenbraue. Er sah an mir vorbei in das rote Zimmer. Ich folgte seinem Blick zu Ruby, die ihm mit den Fingern zuwinkte. Snoody hob die andere Augenbraue, schaute schnell fort und sagte zu mir: »Er läßt sich entschuldigen.«
»Welches Zimmer ist eigentlich Onkel Liams Zimmer?« Ich trat in die Tür und schob meinen Kopf an Snoody vorbei, schaute den langen Flur im zweiten Stock hinauf und hinunter. »Eine von den Türen da vorn?«
»Der alte Gentleman«, erwiderte Snoody mit strenger Miene, »wäre sehr dankbar, heute abend nicht mehr gestört zu werden.«
»Soll das heißen, Sie wollen mir nicht verraten, welches dieser Zimmer meinem Onkel Liam gehört? Verflucht soll er sein, Ihr irischer Arsch, richtig?« Ich weiß, wie sich ein streitsüchtiger Betrunkener anhört, und ich hörte mich gern reden. Außerdem fand ich ausgesprochenen Gefallen an dem Rotton, der sich nun über Snoodys Gesicht und Hals ausbreitete. »Ich stelle Ihnen eine ganz einfache Frage, Snoody - und die wollen Sie mir nicht beantworten?«
»Sir, wenn ich bitten darf! Sehen Sie, ich -!«
»Okay, vergessen Sie’s, wenn’s gottverdammt zuviel verlangt ist. Wo ist Ihr Zimmer, Snoody? Sie und ich, wir beide, wir knacken nachher eine Flasche Port und plaudern dann wie zwei richtige alte Kumpel über alle möglichen Sachen. Das Leben, den Tod, die Angst... die Liebe einer schönen Frau? Vielleicht auch über die gute alte Zeit im Kloster mit allen Ihren Mönchskumpanen... Zum Beispiel über Father Timothy Kelly? Wie wär’s? Wenn’s Ihnen lieber ist, können wir aber auch über Francie Boylan und seine politischen Einstellungen reden...«
Snoodys Hautfarbe harmonierte inzwischen wunderbar mit dem roten Zimmer, und seine Arme zuckten stark genug, um sich jeden Augenblick von den Schultern zu verabschieden. Natürlich beschloß ich, daß es an der Zeit war, ihm noch ein ordentliches Ding zu verpassen. »Oh, jetzt hab ich eine Idee -Sie könnten mir alles über die H. O. S. erzählen.«
Der arme Snoody schnappte kräftig und urplötzlich nach Luft, und als sie dann wieder aus seiner Nase herauskam, da hörte es sich an wie eine Alarmanlage, die irgendwo in der Ferne losging. Er brauchte einen Herzschlag und hielt sich am Türpfosten fest.
Als er sich wieder bewegen konnte, machte er auf dem Absatz kehrt und sagte, plötzlich sehr in Eile: »Die Köchin wird für Sie beide Tee und eine Mahlzeit zubereiten. Ich lasse es von ihr in etwa einer Stunde raufbringen. Angenehme Nachtruhe, Sir.«
Ich schaute ihm nach, als er daraufhin die Haupttreppe hinunter flüchtete, und wußte, daß er meine Blicke auf seinem steifen Rücken spürte. Als er nicht mehr zu sehen war, schloß ich die Tür und kehrte zu Ruby zurück, die sich lässig auf der Couch rekelte und ein Bein über die Kante baumeln ließ.
Das Kaminfeuer mußte neu angefacht werden. Ich nahm einen Schürhaken und brachte ein paar nette, kräftige Flammen zum Vorschein.
»Sieh mich an... Hier bin ich nun und tanze einen schönen, romantischen Blues mit dem Alleinerben des Liam-Hockaday-Besitzes«, sagte Ruby, während das Feuer prasselte. »Ich könnte mich an das Haus hier gewöhnen.«
»Besser nicht.«
»Warum? Es ist todsicher allemal besser als dein Drecksloch in Hell’s Kitchen.«
»Das hier ist nicht mein Revier, in dem ich aufgewachsen bin.«
»Ach, bah!«
»Ohne Quatsch, Ruby, allmählich fühle ich mich hier nicht mehr wohl.«
Ruby setzte sich auf, und ein betrübter Ausdruck trat in ihre Augen. »So wie du das sagst, machst du mir angst, Hock. Ich dachte, du hättest gerade erst gesagt, wir bleiben, damit du dich selbst finden kannst.«
»Wir müssen ja nicht unbedingt in diesem Haus bleiben, um hinter seine Rätsel zu kommen, oder? Ich muß meinem
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