Ertränkt alle Hunde
als eindeutige Warnung an alle anderen Angehörigen der Dublin Garda zu verstehen, daß ich keine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der IRA dulden werde, solange ich lebe.« Zahlreiche Constables und Officers verurteilten diese Erklärung als eine ungeheuerliche Verleumdung ihrer beruflichen wie patriotischen Integrität.
Diese ganze Angelegenheit wäre fast vergessen gewesen, bis es gestern zum vorzeitigen Tod von Mr. Farrelly und Chief Keegan kam, der beiden Hauptakteure dieses kleinen Skandals. Außerdem ereigneten sich diese beiden Todesfälle, ersterer ein merkwürdiger Selbstmord und letzterer ein glatter Mord, vor dem bemerkenswerten Hintergrund des entsetzlichen Mordes an Francis Boylan, von Beruf Chauffeur und bekannter IRA-Sympathisant, der zum Zeitpunkt des Attentates einen Police Detective aus New York City und seine Begleiterin chauffierte, die derzeit als Touristen das Land besuchen...
Der Artikel hatte noch einige weitere Absätze. Diese waren jedoch weitgehend eine Aufbereitung des vorausgegangenen Artikels von Gunston, worin Ruby und ich einen netten, harmlosen Trip nach Irland machten. Dann die Blabla-Zitate von Keegan und Neglio, in denen alles als eine Verkettung unglücklicher Zufälle abgetan wurde, Father Tim und die Explosion von Davy Mogaills Haus inbegriffen.
Also nahm ich mir an diesem Punkt einen Augenblick Zeit, wie es auch Slattery und alle guten Russen tun würden, und kehrte zu der erheblich weniger aufschlußreichen Story auf Seite eins zurück und fragte mich: Warum erzählen die mir das? Außerdem zählte ich die Leichen zusammen (bislang vier und vielleicht bald noch mehr). Inzwischen hatte ich den Fahrkartenschalter erreicht.
Ich bezahlte meine außerhalb des Berufsverkehrs verbilligte Rückfahrkarte Dún Laoghaire - Dublin. Dann ging ich mit einem zweiten Becher Kaffee auf den Bahnsteig Richtung Stadt. Meine Wartezeit vertrieb ich mir, indem ich von einem Münztelefon aus Gunston in seinem Büro anrief.
»Wie ich der Zeitung von heute morgen entnehme, haben Sie ziemlich gewühlt, seit ich Sie gestern verlassen habe«, sagte ich. »Eine ausgesprochen einfallsreiche Story haben Sie da geschrieben.«
»Nett, daß Sie das bemerkt haben«, sagte er.
»Wie sind Sie darauf gekommen?«
»Tja, wir haben über Reuter diese reichlich knappe und nüchterne Meldung aus New York reinbekommen, und wie soll ich sagen, sie schien mir noch etwas mehr Zweifel vertragen zu können.«
Gunston war ausgesprochen mitteilsam. Reporter prahlen genausogern über ihre Heldentaten wie Cops. Ich sah ihn jetzt deutlich vor mir, wie er mit seiner grünen Augenblende zurückgelehnt auf dem Mahagonistuhl saß, die Füße auf den Rollschreibtisch hochgelegt und eine Zigarre in der Hand.
»Also hab ich noch mal Ihren Freund Slattery angerufen, und natürlich hat der mich an Lieutenant Ellis weiterempfohlen«, sagte Gunston. »Klasse, gute Zitate, finden Sie nicht auch?«
»Klasse, ja.«
»Der Rest war ein bißchen Recherche und die Anspielung für den Leser, daß in der Politik zwei und zwei nicht drei ergeben, gleichgültig, was gewisse Amtsinhaber einen glauben machen wollen.«
»Und dann haben Sie natürlich noch dafür gesorgt, daß es auch veröffentlicht wird.«
»Tja, Sie sehen ja selbst, wie’s ist. Ihre Freundschaft mit Slattery ist nicht umsonst.«
»Ich habe schon von Kämpfen mit Herausgebern gehört, falls Sie das meinen.«
»Ach, Herausgeber von Zeitungen! Die besitzen all den Schwung und den Zauber und die Phantasie von Tauben, dennoch machen sie sich nicht so wunderbar vor dem Hintergrund des Himmels.«
»Jedenfalls möchte ich Ihnen sagen - was Sie da in die Zeitung gebracht haben, war sehr hilfreich. Und was Sie ausgelassen haben, wird sehr zu schätzen gewußt.«
»Sie meinen, wie es sich zufälligerweise ergab, daß Sie zum zweiten Mal unter polizeilichem Gewahrsam im Präsidium der Garda waren? Und daß Sie Gavan Fitzgeralds Enkel sind, und daß dies alles eine sehr, sehr undurchsichtige Geschichte ist?«
»Wie ich sehe, ist Ihnen das alles sehr bewußt.«
»Ich habe so meine Informanten. Wenn Sie bei unserem kleinen Geschäft bleiben, werde ich Ihnen heute sogar noch den einen oder anderen verraten.«
»Ollie, sollte ich jemals schlau aus meiner Geschichte werden, dann sind Sie mein Biograph.«
»Wun-der-bar. Also, ich habe mit einem Burschen namens Dermot Brennan über Sie gesprochen. Er wird so nett sein, uns über die feineren Details der trüben Politik ins
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