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Ertränkt alle Hunde

Ertränkt alle Hunde

Titel: Ertränkt alle Hunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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wissend, wie grausam Mum Daddy zugesetzt haben mußte, bevor er es nicht mehr ertragen konnte. Kein Priester war bereit, auch nur etwas Weihwasser auf ihre Särge zu spritzen, nicht mal, wenn niemand zuschaute...
    ... Und das schließt auch den lüsternen Priester ein, mit dem Mum all die Jahre ein Verhältnis hatte, während deren sie uns diese schönen Dinge schenkte, angefangen mit dem wunderbaren Radio. Das erfuhren wir von unserem getreuen Postboten.
    Der Priester hieß Cor. Der Briefträger tischt uns das wie eine echte Klatschbase auf, noch während des kleinen Gottesdienstes, den wir in Daddys sheepeen, seiner alten Stammkneipe, abhielten, bevor wir Mum und ihn einäschern ließen.
    Der Briefträger sagt: >Myles, der wußte Bescheid über Cor und seine Finóla. Hat aber nie geklagt, hauptsächlich weil er für seine Toleranz stets gut mit Whiskey versorgt wurde. Wir haben es hier in dieser sheepeen erfahren. Ich kann mich auch noch gut erinnern, wie euer Daddy sich darüber lustig gemacht hat, daß er Hörner aufgesetzt bekam. Er hat gesagt: Meine große Zeit ist vorüber, mein kleines Licht ist aus, was früher mal mein Sexappeal, kommt heut nur noch Wasser raus.<
    Ich frage dich, Neil, war das nicht mal ein starkes Stück, so etwas zu unserem ohnehin schmerzlichen Verlust erfahren zu müssen...?
    Nun, als an diesem Abend nach der Einäscherung nur noch Aidan und ich im Haus waren, da redeten wir bis Morgengrauen über Mum und Daddy, über den Krieg, der ihre Ehe gewesen war. Wir bekamen auch das mit Cor in den Griff. Wir tranken ziemlich viel in dieser Nacht, und wir weinten auch und fragten uns, ob Myles wirklich unser Daddy war.
    Was mich dann auch dazu brachte, Aidan zu erzählen, wie unser alter Herr in jener Nacht seiner Geburt getrunken und geredet hatte... wie er mich unmißverständlich vor den Briten warnte.
    Und dann hörte ich mich bald selbst an wie unser zutiefst verletzter, berauschter alter Dad. Ich fühlte mich gedrängt, Aidan zu erzählen, was ich bislang keinem anderen gestanden hatte -den wahren Grund, warum ich London verlassen hatte.
    Allerdings milderte ich es ziemlich ab. Ich sagte meinem Bruder: >In der Bank habe ich neben diesem großen, flegelhaften und bigotten Menschen an der Kasse gearbeitet, einem Engländer. Dumm wie Bohnenstroh war der Kerl. Morgens begrüßte er mich immer mit demselben Satz: Rauf die lange Leiter, und runter das lange Seil, Gott segne König Billy und scheiß auf den Papst. Stimmt’s nicht, Paddy?<
    Während er mir zuhörte, verfinsterte sich Aidans Miene, und er bekam einen ganz merkwürdigen Ausdruck, wie Daddy immer. Ich fahre fort, erzähle: >Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie einen das wurmt, mein lieber Bruder. Nach einer Weile kannst du es einfach nicht mehr ertragen. Entweder gehst du oder du legst einen von denen um. Was mich betrifft, ich bin nach Dublin abgereist.<
    Dann hoben wir ein letztes Mal unser Glas auf Mum und Dad. Aus Respekt vor den beiden, die uns das Leben schenkten, schüttete Aidan ein paar Tropfen aus der Flasche auf den Boden. Dann steigen wir in die Betten, oben in dem kleinen Raum, den wir einst teilten, vor all den vielen Jahren, als wir kleinen Jungs Radio hörten und auf unsere Chance warteten, alldem zu entfliehen.
    Und dann, im Dunkeln, kurz bevor wir einschlafen, fragt mich Aidan: >Liam, haßt du sie dafür, wie sie dich gedemütigt haben?<
    >Du meinst, ob ich die Engländer hasse?< fragte ich. Genau das meinte er. Also sagte ich: >Tja... ja, ich geb’s zu: Ich hasse sie.<
    Aidan wird dann ganz still, aber ich höre ihn denken. Schließlich sagt er: >Ich auch. Gott helfe mir, ich hasse sie alle.<
    Ich denke: Also haben wir Daddy am Ende doch nicht verraten. Und vielleicht hört diesmal Aidan meine Gedanken, denn er sagt: >Zu blöd, daß Daddy nicht mehr lange genug gelebt hat, um zu sehen, daß es eine Möglichkeit gibt, ein für alle Male mit den verfluchten Engländern fertigzuwerden...< «
    Snoody unterbrach ihn.
    »Sollten wir nicht besser später weitermachen?« sagte er, wobei er zuerst mich und dann Ruby finster ansah. Dann zu Liam: »Wirklich, ich muß darauf bestehen.«
    »Ach, mußt du das, ja?« sagte Liam und zog ihn ein wenig auf.
    Wie zwei Kater, die drauf und dran waren, einen Fauchwettbewerb auszutragen, funkelten sich die zwei dann eine ganze Weile giftig an. Schließlich seufzte Liam laut und wendete seinen Blick ab.
    »Nun, ganz wie Mutter Henne es wünscht - also ein andermal«, sagte Liam zu

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