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Erwachen

Erwachen

Titel: Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manu Ungefrohrn
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streichelte über den dicken Stamm. Das Laub in der Krone hoch oben raschelte, als begrüße man mich.
    Ich gluckste vor Wonne.
      „Carys Olwyn“, wisperte der Wind und zauste liebkosend in meinem Haar.
    Eine unbändige Freude, wie ich sie seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte, erfasste mich.
    Eine in Gold gekleidete Elfe tauchte vor mir auf. Ihr Haar war ebenso schwarz wie meines, und aus den wilden Locken lugten spitze Ohren hervor. Die grünen Augen waren neugierig auf mich geheftet, als sie näher herantrat.
      „Willkommen, Carys Olwyn Parker! Wir haben schon auf dich gewartet.“ Die Elfe streckte ihre Hand nach mir aus. „Komm mit mir!“
      „Wer bist du?“ fragte ich, als ich meine Hand in ihre legte.
    Ein sanfter Ruck ging durch meinen Körper, und wir standen inmitten einer großen Lichtung, die mit blauen und violetten Blumen bewachsen war.
      „Ich bin Tamarisk“, sprach die Elfe.
      „Wieso habt ihr mich erwartet?“ fragte ich neugierig.
    Tamarisk lachte glockenhell. „Du wirst dich bei uns wandeln, Carys Olwyn.“
    Um uns herum traten weitere Elfen aus dem Gehölz auf die Lichtung, begannen zu tanzen und setzten in einen wunderschönen, klaren Gesang ein.
    Ich schloss unwillkürlich die Augen und gab mich ganz dem Klang der Stimmen hin, denn ich wusste, dass ich hier in Sicherheit war.
    Ein kleiner Wirbelwind zauste um mich herum und hob mich in die Luft. Augenblicklich öffnete ich meine Augen und sah dem Treiben fasziniert zu und spürte, wie aus meinem Rücken Flügel wuchsen.
    Hatte ich immer Flügel aus Federn erwartet, so wurde ich enttäuscht – doch das war ich ganz und gar nicht.
    Meine Flügel bestanden aus filigranen, seidenartigen Lichtnetzen, die fliederfarben funkelten. Sie sahen aus, als seien sie mit Diamanten besetzt und mit einigen Federn und Blättern durchzogen.
    Ich lachte auf, als meine Hände, meine Arme und meine Beine zu schimmern und immer stärker in diesem einzigartigen Fliederton zu leuchten und zu glitzern begannen.
    Die Elfen hatten sich zu mir in die Luft erhoben und tanzten ausgelassen und singend um mich herum.
    Als mir meine Fangzähne wuchsen, begann mein Herz wild zu klopfen und meine Augen fokussierten nicht mehr richtig.
    Ich schloss die Augen und ließ mich von dem kleinen Wirbelwind auf ein Moosbett niederlegen.
    Meine Flügel und meine Fänge zogen sich zurück, ich hielt meine Augen weiterhin geschlossen, atmete hastig, als sei ich mehrere Kilometer in Höchstgeschwindigkeit gelaufen.
    „Carys Olwyn, meine Schöne“, hauchte Tamarisk neben mir. „Ruhe dich aus. Ehe die Nacht hereinbricht, bringe ich dich zurück.“
    Eine samtene Schwärze hüllte mich ein und trug mich fort in einen liebevollen Schlummer.

Ich saß auf dem Hocker vor dem Spiegel meiner Großmutter.
    Diese stand hinter mir und betrachtete mich voller Liebe, während sie mein Haar bürstete.   „Mein liebes Mädchen“, sprach sie. „Sieh dich an! Wie schön du doch bist!“
    Ich gehorchte.
    Aus dem Spiegel blickte mir eine Fremde entgegen. Die feinen Gesichtszüge waren unbändig schön. Meine Nase war klein, die Wangenknochen und die Stirn hoch, die Augenbrauen waren schön geschwungen und betonten die mandelförmigen violetten großen Augen. Meine Lippen waren voll und sinnlich, und als ich erstaunt meinen Mund öffnete, so blitzen mir strahlend weiße, gerade Zähne nahezu vollkommen entgegen. Mein schweres Haar war viel länger und auch heller geworden und glänzte satt.
    Diese Schönheit sollte ich sein?
    Ungläubig schüttelte ich den Kopf, das Geschöpf im Spiegel tat es mir nach.
      „Nan“, wisperte ich.
      „Ja, mein Kind, das bist du.“ Die alte Frau kicherte kindlich. „Es ist Zeit zurückzukehren in dein Heim, Carys!“
    Ich drehte mich herum, schlang meine Arme um die Mitte der Frau und vergrub mein Gesicht an ihr. Der Geruch von Flieder erfüllte mich. „Ich hab dich lieb, Nan!“
    Sie strich mir über den Kopf. „Ich dich auch, mein Mädchen! Bis bald!“
     
     
    ∞∞∞

Es war schon dunkel, als ich Rosewood Hall betrat.
    Patricia eilte mir entgegen und streckte die Arme nach mir aus. „Gwydion hat uns erzählt, dass die Elfen nach dir gerufen haben!“ Als sie meine Hände ergriff, ging ein Vibrieren durch meinen Körper und unsere Hände begannen zu leuchten.
    Mit großen Augen sah mich meine Königin an, ihr stockte merklich der Atem. „Carys… Ja, du bist es!“ Patricia war schockiert, als sie mich musterte, und tief in meinem

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